Die Suche nach den Sternen
Expedition zustimmten. Es ist verrückt, und jeder einzelne von uns würde sich selbst als Feigling bezeichnen, aber jetzt haben wir soweit durchgehalten, wir werden nicht so kurz vor dem Ziel aufgeben. Es geht um das Schicksal der Menschheit. Oder trage ich zu dick auf?«
Ancor lehnte sich zurück und blickte hilflos zu ihr auf. »Viel zu sehr, Sine. Ich bin nur ein einzelner Mensch mit einem Traum. Ich habe nicht das Recht, das von euch zu verlangen.«
»Laß mich einige Dinge klarstellen, Maq. Es waren Individuen wie du, Menschen mit Träumen, die vor langer Zeit auf der einen Welt der einen Sonne die Bedrohung durch Überbevölkerung erkannten. Menschen wie du erschufen Zeus und Solaria. Ohne sie wäre die Menschheit schon vor Jahrtausenden am Ende gewesen. Für uns bist du nicht ein dahergelaufener ehemaliger Mörder, du bist die einzige Hoffnung unserer Kinder und Kindeskinder. Also steh auf der Stelle auf und gib deine Befehle.«
»Welche Befehle, Sine?«
Sie griff entschlossen nach dem Hörer. »Tez, bestücke alle Raketen mit Mesonen-Sprengköpfen und mache sie feuerbereit. Cherry, berechne einen Kurs durch diesen Tunnel, aber vergiß nicht, daß wir während des Gefechts wahrscheinlich Ausweichmanöver fliegen müssen. Maq sagt, daß wir durchstoßen, egal wie.«
Maq blickte sie lange Zeit forschend an.
»Ich danke dir, Sine!« sagte er schließlich. »Du kannst dir nicht vorstellen, welche Last du gerade von meinem Gewissen genommen hast.«
Die Shellback flog ohne Umschweife direkt auf die Tunnelöffnung zu. Die meisten von Zeus’ Robotschiffen würden es voraussichtlich nach einiger Zeit mit ihrer Geschwindigkeit aufnehmen können, aber die Shellback mußte mit einer wesentlich geringeren Massenträgheit kämpfen als die Schwergewichte, und konnte deshalb, falls nötig, wesentlich flinker Kurs oder Geschwindigkeit ändern. Darüber hinaus verfügte das kleine Schiff über eine umfangreiche Bewaffnung.
Cherry hatte sich in Fatalismus geflüchtet. Der Illusionist starrte nur noch regungslos auf die Instrumente und Schirme. Carli hatte sich zu Tez gesellt, um ihm im Waffenleitstand zu helfen, und jede einzelne Rakete an Bord der Shellback war mit einem Mesonen-Sprengkopf ausgestattet und wartete nur auf das elektronische Signal zur Zündung. Sine Anura war an Ancors Seite geblieben und beobachtete forschend, wie er in Gedanken die Taktik für das wichtigste Gefecht seines Lebens ausarbeitete.
Ein riesiger Transporter schickte sich bereits an, ihnen den Weg zu versperren. Der vom ununterbrochenen Aufschlag von Mikro-Partikeln verfärbte und vernarbte Rumpf des Robotschiffs ließ darauf schließen, daß es sich bereits seit Jahrtausenden im Einsatz befand und mit Sicherheit größeren Objekten als der Shellback gegenüber gestanden hatte. Auf Maqs Befehl verglühte das Schiff in der Explosion eines Mesonen-Sprengkopfs.
Lediglich eine sich ausbreitende Wolke greller, ionisierter Gase blieb übrig. Dann versuchte ein Sammler, sie abzufangen. Die gewaltigen Schaufeln des Robotschiffs waren an flinken, beweglichen Armen angebracht, die sich mit äußerster Präzision bewegten. Auch der Sammler verwandelte sich innerhalb eines Sekundenbruchteils in eine strahlende Gaswolke.
Dann tauchten sie in den Tunnel durch die Schale ein. Er war mit seinen zweitausend Kilometern Durchmesser kleiner als die Öffnungen, die zu Käfigwelten führten, und frei von Turbulenzen, stellte aber dennoch eine gewaltige Ingenieursleistung dar. Wie die Pluto-Schale war die Transpluto-Schale wesentlich dicker als der Solare Standard, etwa fünfundzwanzigtausend Kilometer. Die Maße ließen keinen Zweifel daran aufkommen, daß Zeus nicht die Absicht hatte, dort irgendwann eine Käfigwelt anzusiedeln, aber ihnen blieb keine Zeit, weiter über Zahlen zu grübeln. Mindestens zwanzig riesige Robotschiffe, die den Tunnel in Gegenrichtung durchquerten, versuchten, auf Kollisionskurs mit der Shellback zu gehen.
Glücklicherweise folgten die ersten Gegner leicht absehbaren, von Computern errechneten Kursen, während Cherry die Shellback in seiner üblichen sprunghaften und willkürlichen Manier durch den Tunnel steuerte und den Angreifern ohne größere Schwierigkeiten ausweichen konnte. Die Computer der Robotschiffe lernten aber schnell, und die nächsten Angreifer leiteten bereits weniger durchsichtige Manöver ein. Tez war gezwungen, zwei von ihnen mit Raketen zu zerstören, obwohl sie erst die Hälfte des Tunnels durchquert hatten.
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