Die Suche nach den Sternen
Dann koordinierten vier Maschinen ihren Angriff, und sie hatten es lediglich einem glücklichen Zufall zu verdanken, daß sie haarscharf einem Zusammenstoß entgingen.
Der heftig schwitzende Cherry rief Ancor über den Interkom.
»Sie kommen immer näher. Wenn sie noch einmal ein gemeinsames Ding wie das eben drehen, haben wir kaum eine Chance.«
»Bleib ganz nah an der Tunnelwand«, sagte Ancor. »Dann müssen wir uns immer nur über einen Angreifer gleichzeitig den Kopf zerbrechen, und Tez kann sie leichter mit Mesonen-Sprengköpfen aus dem Weg räumen.« Er wandte sich an den Vorführer. »Tez, wir kleben ab jetzt so nah wie möglich an der Wand, dann können sie uns nur aus einem Winkel angreifen. Geh sparsam mit den Sprengköpfen um, unser Vorrat ist begrenzt. Und schieß sie erst im letzten Moment ab, dann kann kein anderer Angreifer den Platz seines zerstörten Vorgängers einnehmen, bevor wir an ihm vorbei sind.«
Der Trick brachte sie beinahe unversehrt durch den Tunnel. Vier Robotschiffe stießen auf die Shellback herab. Im letzten Augenblick zerstörte Tez den Angreifer am nächsten zur Wand, und das kleine Schiff war durchgeschlüpft, noch bevor die drei verbliebenen Angreifer sich neu gruppieren konnten. Doch der Datenaustausch zwischen den Steuercomputern von Zeus’ Dienern verhinderte, daß sie diese Taktik mehr als einmal erfolgreich anwenden konnten. Bald warfen sich acht Robotschiffe in zwei Reihen gestaffelt auf den Punkt, an dem ihren Berechnungen zufolge sich wenige Sekunden später die Shellback befinden sollte.
Glücklicherweise verlor Cherry im letzten Moment die Nerven und riß das kleine Schiff so scharf herum, daß die Besatzung den Andruck gerade noch überstand, aber ihre massigen Angreifer dem Manöver nicht folgen konnten und zurückblieben. Drei der Robotschiffe kollidierten und vergingen in einem sonnenhellen Blitz, als ihre Atomreaktoren explodierten. Die durcheinanderschießenden Trümmerstücke erwiesen sich für die Shellback als mindestens ebenso gefährlich wie der eigentliche Angriff, und lediglich ein Zufall bewahrte das kleine Schiff vor schweren Schäden.
Damit waren ihre Probleme aber noch nicht vorüber. Cherry war gezwungen, den Tunnel vergleichsweise langsam zu durchfliegen, weil sonst der Andruck bei Ausweichmanövern die Mannschaft der Shellback zerquetscht hätte. Jetzt näherten sich von achtern drei schlanke, dunkle Schiffe unbekannter Funktion. Die langen und offenbar robusten Bugsektionen der Angreifer dienten als wirkungsvolle Sturmböcke. Selbst ein Schiff wie die Shellback würde den direkten Aufprall eines solchen Gegners nicht überstehen. Cherry war derart damit beschäftigt gewesen, den Gefahren von vorne auszuweichen, daß er den Raum hinter ihnen völlig vernachlässigt hatte, bis es fast zu spät war.
Doch vor ihnen drohte eine noch wesentlich größere Gefahr, so daß der Illusionist trotz ihrer Verfolger die Shellback abbremsen mußte, um schnelle Kurswechsel durchführen zu können. Das Robotschiff, das sie erwartete, war so riesig, daß es mühelos kleinere Welten in Umlaufbahnen bugsieren konnte. Alles, was sie sehen konnten, war eine ebene, mit Instrumenten und Werkzeugen übersäte Fläche mit einem Durchmesser von über einhundertfünfzig Kilometern. Sieben gewaltige Greifarme umringten die Fläche, mit denen die Maschine selbst kleinste Objekte einfangen und – falls nötig – zerquetschen konnte.
Das gigantische Robotschiff hatte sich mitten in ihre Flugbahn gestellt. Die Shellback raste mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf den stählernen Koloß zu, und als Cherry versuchte, seitlich auszuweichen, reagierten die Greifarme mit verblüffender Behendigkeit. Cherry hatte zwar einen Großteil ihrer Geschwindigkeit abgebaut, aber Ancor gab sich keinen Illusionen darüber hin, was mit ihnen geschehen würde, wenn ein Greifarm die Shellback fing und ihr Tempo auf Null reduzierte. Von den Menschen an Bord würde lediglich ein dünner organischer Film an den Stahlwänden des Schiffs bleiben. Mit einem Satz war er an Tez’ Seite, und zusammen mühten sie sich, eine Rakete auf die Spitze eines Greifarms zu zielen. Doch es war zu spät, die Rakete verfehlte ihr Ziel, und der Sprengkopf verpuffte wirkungslos an der Tunnelwand.
Kapitel 25
Cherry mochte die verblüffendsten Ausweichmanöver fliegen – er war sich nur zu bewußt, daß das nicht seinem überragenden Pilotentalent zuzuschreiben war, sondern seiner ängstlichen Natur.
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