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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Er starrte gebannt auf die Schirme, erriet, welcher der Greifarme zuerst zustoßen würde und riß das Steuer entsprechend herum. Eine Laune des Schicksals ließ die Shellback direkt zwischen den stählernen Zangen des Greifarms hindurchflitzen. Einen Augenblick später hatten sie den Greifer des gigantischen Robotschiffs hinter sich gelassen.
    Vor ihnen warteten nur einige wenige, kleinere Angreifer. Der unmittelbaren Gefahr entronnen, brach Cherry unter der nervlichen Belastung zusammen. Ancor rannte ins Cockpit, um ihn abzulösen.
    »Ich halte das nicht mehr durch, Maq!« Die Hände des Illusionisten zitterten so stark, daß er die Shellback nicht mehr hätte steuern können, selbst wenn er es gewollt hätte.
    »Mach dir keine Sorgen, Cherry! Du hast dich großartig gehalten. Aber das Beste hast du gar nicht sehen können. Dieser riesige Fliegenfänger war gar nicht hinter uns her. Das Ding zögerte mit Absicht, um uns durchschlüpfen zu lassen – und stürzte sich anschließend auf unsere Verfolger. Es hat alle drei ausgeschaltet.«
    »Das Ding hat ganz schön daneben gelangt.«
    »Das glaube ich nicht. Wenn das Robotschiff uns hätte erledigen wollen, hätte es das ohne weiteres gekonnt. Nein, ich glaube, daß es uns absichtlich eine Chance gegeben hat.«
    Cherry starrte Ancor verblüfft an. »Wie bitte? Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht, Cherry. Aber in dieser Entfernung von Zeus treffen die lokalen Exekutivzentren fast alle Entscheidungen. Wir wissen, daß sie schon früher unabhängig gehandelt haben. Die Zentren sind hier am Rand Solarias vor Ort und schätzen die Lage möglicherweise völlig anders ein als Zeus. Ich frage mich, ob wir nicht irgendwo dort draußen einen Freund haben.«
    Sie flogen jetzt am Rumpf des gigantischen Robotschiffs entlang. Sie schätzten seine Länge auf über siebenhundert Kilometer. Gewaltige Röhren schlängelten sich zwischen einer Vielzahl von Geräten und Vorbauten dahin. Zahllose Verfärbungen und kleinere Beschädigungen zeigten, daß das Schiff seit langer Zeit dem Weltraum ausgesetzt gewesen ist. War das, fragte sich Ancor, einer der Sammler, die auf jahrhundertelangen Missionen die Staub- und Gaswolken einfingen, aus denen Zeus Solaria geformt hatte?
    Eine neue Idee drängte sich in seine Gedanken. Die Kommunikation zwischen der Transpluto-Schale und Zeus gestaltete sich durch die siebenstündige Verzögerung bereits äußerst schwierig. Aber was war mit den Sammlern, die noch weiter ins All vorstießen? Ihre Missionen mußten sie in derart abgelegene Regionen führen, daß die Verzögerung Tage oder sogar Jahre betragen würde. Deshalb mußte jeder der Sammler eigenständige Entscheidungen treffen, beruhend auf allgemeinen Richtlinien, die Zeus ihm mitgegeben hatte. Gleichzeitig waren es genau diese Ungetüme, die den Raum jenseits Solarias sowie seine Möglichkeiten und Beschränkungen genau kannten. Zeus konnte niemals so gut wie sie informiert sein. Und wie es schien, hatte einer der Sammler zugunsten der Shellback eingegriffen.
    Sie hatten zwar noch keine handfesten Beweise für diese These, aber die Shellback begegnete keinen weiteren Robotschiffen in dem Tunnel. Außerdem schien es keinem ihrer Verfolger zu gelingen, an dem Sammler-Ungetüm vorbeizuschlüpfen. Die Shellback setzte ihren Flug mit mäßiger Geschwindigkeit fort; die Orter arbeiteten auf Hochtouren, bis sie zum Ende des Tunnels gelangten. Wiederum erwartete sie keine Turbulenzzone, und alles deutete darauf hin, daß sie den Tunnel ungehindert verlassen konnten.
    Die Nerven der Mannschaftsmitglieder waren zum Zerreißen gespannt. In wenigen Minuten würden sie mit eigenen Augen die Außenseite der Transpluto-Schale und den Rand des Solaren Universums erblicken. Als sie aus der Tunnelöffnung in den Himmel der Schale stiegen, fiel der glatt polierte Kraterrand unter der Shellback zurück. Der Vulkan selbst ragte die üblichen eintausendsechshundert Kilometer in die Höhe und verhinderte damit, daß die Atmosphäre der Schale durch den Tunnel in den Transpluto-Raum entwich.
    In ungefähr dreitausend Kilometern Höhe bremste Cherry die Shellback ab und ließ sie auf der Stelle schweben. Die Orter und Radargeräte verzeichneten keinerlei bedrohlichen Aktivitäten auf der Oberfläche oder im Luftraum. Dann begannen sie mit der Erforschung der Transpluto-Schale. Ancors Hauptinteresse galt dem Himmel. Das Firmament war pechschwarz; von Abermillionen Sternen, auf die er gehofft hatte, war nichts

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