Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
am Westhimmel stand und die Bevölkerung von Ghulinde die Arbeit unterbrach, um sich das nachmittägliche Tässchen Shurab und einen kleinen Imbiss aus Pilzkuchen zu gönnen, betraten Dirk Barnevelt und George Tangaloa müde, aber wachsam den Palast. Barnevelt unterdrückte den langsam in ihm aufsteigenden Schrecken, den er immer verspürte, wenn er mit einer größeren Anzahl von fremden Menschen in Berührung zu kommen drohte. Nachdem sie eine Anzahl weiblicher Doppelposten in vergoldeten Röckchen, ehernen Helmen, Beinschienen und Brustpanzern passiert hatten, führte man sie vorbei an einer Reihe von Schutzwänden und geleitete sie schließlich zu Alvandi, der Douri von Qirib.
    Sie fanden sich in der Gegenwart von nicht einer, sondern zweier Frauen: eine in vorgerücktem Alter, mit einem kantigen Gesicht und untersetzt; die andere jung und nicht schön im eigentlichen Sinn, aber mit ihren kühn geschwungenen, markanten Zügen auf eine eigentümlich herbe Art hübsch. Beide trugen die einfache, unauffällige Kleidung, wie die griechischen Bildhauer der Antike sie gerne den Amazonen zuschrieben. Die schlichte Kleidung stand in seltsamem Kontrast zu ihrem funkelnden Kopfschmuck.
    Die beiden Erdbewohner, die sich vorher vorsichtshalber mit den wichtigsten Punkten der qiribischen Hofetikette vertraut gemacht hatten, knieten nieder, während ein Höfling sie vorstellte.
    »Der Snyol von Pleshch?« fragte die ältere der beiden Frauen, offenbar die Königin. »Ein unerwartetes Vergnügen das, hatten meine Kundschafter mir doch Euer Ableben gemeldet. Steht auf!«
    Gleich nachdem sie aufgestanden waren, trug Tangaloa seine sorgfältig einstudierte Vorstellungsrede vor und präsentierte salbungsvoll devot den Papagei. Als er fertig war mit seiner Rede, nahm ihm der Höfling den Käfig ab und verschwand damit.
    »Wir danken Euch für Euer großzügiges und außergewöhnliches Geschenk. Wir werden im Gedächtnis behalten, was Ihr uns von den Angewohnheiten dieses Tiers erzählt habt. Einen Vogel, sagt Ihr, nennt man ihn auf seinem Heimatplaneten? Und nun, meine Herren, zu Euren Angelegenheiten. Ihr werdet allerdings nicht mit mir verhandeln, sondern mit meiner Tochter, der Prinzessin Zei, die Ihr hier zu meiner Linken sitzen seht. Denn nach Ablauf der nächsten Zehn-Nacht findet unser alljährliches Fest statt, Kashyo genannt, nach dem ich zugunsten meiner pflichtbewussten Tochter abdanken werde. Es ist daher notwendig, dass sie Erfahrungen sammelt im Tragen der Lasten, die auf unseren Schultern ruhen, bevor sie die tatsächliche Verantwortung ihres zukünftigen Amtes übernimmt. Sprecht!«
    Barnevelt und Tangaloa hatten sich vorher dahingehend geeinigt, dass sie abwechselnd das Wort ergreifen würden. Folglich war nun die Reihe an Barnevelt. Dieser jedoch fühlte sich angesichts der beiden Frauen derartig gehemmt, dass ihm die Zunge ihren Dienst versagte. Die Sekunden verrannen, und er brachte kein Wort heraus.
    Der Grund dafür war nicht in der Tatsache zu suchen, dass Zei ein großgewachsenes, gut gebautes Mädchen mit dunkler Haut, großen dunklen Augen, einem süßen, üppigen Schmollmund und einer für krishnanische Verhältnisse ungewöhnlich scharf gebogenen Nase war. Wären da nicht die Antennen, das dunkelgrüne Haar und die spitz zulaufenden Ohren gewesen, sie hätte in der Tat einer griechischen Vasenmalerei entstiegen sein können.
    Nein, das war nicht der Grund. Auffallend schönen Frauen war Barnevelt auch schon früher begegnet. Er hatte sich sogar mit ihnen getroffen, auch wenn es seine Mutter am Ende doch noch immer geschafft hatte, die Sache auseinander zubringen, bevor sich etwas Ernsteres anzubahnen drohte. Der wahre Grund, warum es ihm die Sprache verschlug: Königin Alvandi erinnerte ihn in frappierender Weise an eben diese seine Mutter, und das wie eine karikaturhaft überzeichnete Ausgabe derselben.
    Nachdem er eine ihm endlos vorkommende Weile mit puterrotem Gesicht und halboffenem Mund wie ein Blödmann dagestanden und die Frau hilflos angestiert hatte, hörte er wie aus weiter Ferne, wie die leise Stimme Tangaloas das peinliche Schweigen brach. Guter alter George! Dafür, dass er ihn aus dieser schrecklichen Situation erlöste, hätte er ihm in diesem Augenblick alles verziehen.
    »Eure Hoheit«, säuselte Tangaloa auf die Königin ein, »wir sind nur zwei umherwandernde Abenteurer, die Euch um zwei kleine Gefälligkeiten bitten: erstens, Euch unsere Ehrerbietung ausdrücken zu dürfen, was Ihr

Weitere Kostenlose Bücher