Die Suche nach Zei
ich mich in Euer kaltes Klima zurückziehen, wo meine Hässlichkeit durch die Alchimie von Sitte und Brauch vielleicht in Schönheit verwandelt wird.«
»Hässlichkeit!« keuchte Barnevelt und zermarterte sich schon das Hirn nach einem netten Kompliment, als Zakkomir krähte:
»Weniger eitle Selbstbespiegelung, Madame, und mehr Aufmerksamkeit für das Spiel! Wie der große Kurde bemerkte, überdauert die Schönheit von Gedanke und Tat jene von Haut und Knochen, erst recht, wenn letztere nicht sonderlich verführerisch waren.«
»Es gefällt mir gar nicht zu sehen, wie du unsere Sitten so auf die leichte Schulter nimmst«, grollte Königin Alvandi. »Diese Art der Selbstbespiegelung ziemt sich vielleicht für eitle und alberne Männer, keinesfalls jedoch für eine Vertreterin des stärkeren Geschlechts!«
Als Zei sich mit schuldbewusst-zerknirschtem Blick wieder ihrem Spiel zuwandte, beugte Zakkomir sich zu Barnevelt hinüber. »General Snyol … he, General!«
Barnevelt, der beim Betrachten Zeis in eine Art Trancezustand gefallen war, schreckte mit einem Ruck hoch. »Hä? Wie bitte?«
»Sagt mir, Herr, wie steht es mit Euren Vorbereitungen für die Jagd nach den Gvam-Steinen?«
»Den größten Teil haben wir erledigt. Es gibt nur noch ein paar Kleinigkeiten zu regeln, wie Rechnungen bezahlen, eine Mannschaft aussuchen und die Ausbesserung des Schiffs beaufsichtigen.«
»Ich bin versucht, bei Euch mitzumachen«, flötete Zakkomir fast schwärmerisch. »Schon lange gelüstet es mich nach einem solchen Abenteuer …«
»Das wirst du schön bleiben lassen!« brüllte die Königin. »So etwas ist viel zu gefährlich für einen Vertreter deines Geschlechts, und als dein Vormund untersage ich es dir hiermit! Auch würde es keinen guten Eindruck machen, wenn einer, der dem Königshaus so nahe steht wie du, sich an einer solch zweifelhaften Sache beteiligt. Kaj, du niederträchtiges Aas, was fällt dir ein, meinen nächsten Zug so zu blockieren? Ich wünschte, wir könnten den Tag des Festes vorverlegen und brauchten uns nicht an die vorgeschriebene astrologische Konjunktion zu halten!«
Barnevelt war froh über die Intervention der Königin. Zakkomir mochte ja unter seiner Make-up-Schicht ein ganz patenter Kerl sein, aber es war nicht gut, wenn Fremde bei der Sache mitmischten, zumal die Expedition ja gar nicht das war, als was er und Tangaloa sie ausgaben.
»Wahrhaftig«, meldete, sich Zei zu Wort, »sollte man sich den Fährnissen der Banjao-See nicht leichtfertig aussetzen. Könnten wir Euch beide, meine Herren, dazu überreden, von diesem tollkühnen Unternehmen abzulassen, dann ließen sich gewiss hohe Stellungen für Euch in unseren Streitkräften finden, die zur Zeit in einem wahrhaft trostlosen Zustand der Unordnung sind und Offiziere von Eurem Schrot und Korn brauchen könnten.«
»Was meint Ihr damit?« fragte Tangaloa.
Die Königin antwortete für ihre Tochter: »Meine albernen Kriegerinnen protestieren dagegen, dass die Männer sie aus verschiedenen Gründen nicht heiraten wollen, aus völlig hirnrissigen Gründen. Es gibt ständig Reibereien und Eifersüchteleien zwischen den verschiedenen Einheiten und Gehorsamsverweigerung unter den Offizieren – ach, es ist eine lange und äußerst komplizierte Geschichte. Das Ergebnis: Ich muss meine Prinzipien dem Wind menschlicher Schwächen beugen und einen männlichen General engagieren, der ein paar dummen Köpfen die Flausen austreibt. Und da eine solche Tätigkeit unseren eigenen Männern nach den Gesetzen dieses Landes nicht gestattet ist, bin ich gezwungen, mir meinen General in einem fremden Land zu suchen, so sehr eine solche Wahl auch an unserem Stolz nagen mag. Versteht Ihr mich jetzt?«
König Kaj, der selten einmal mit einer Bemerkung zum Zuge kam, meldete sich vorlaut zu Wort: »Wann gedenkt Ihr aufzubrechen, meine Herren?«
»Jedenfalls nicht bald genug, als dass du daraus noch Nutzen ziehen könntest!« blaffte ihn Alvandi an. »Ha, ich sehe schon, woher der Wind weht, meine Freunde! Er spielt mit dem Gedanken, Euch zu einer früheren Abreise zu bewegen und ihn in einem Sack an Bord zu schmuggeln, um so den gerechten Zorn der Göttlichen Mutter heraufzubeschwören, indem er sich der gerechten Strafe für seine einjährige Herrschaft entzieht. So wisset denn, meine Herren, dass Ihr diesbezüglich sehr gut Obacht geben müsst, was Ihr tut; erst heute noch habe ich die Todesurteile dreier elender Männer unterzeichnet, die versucht haben,
Weitere Kostenlose Bücher