Die Suche
beiden zu, setzte Alexa auf die Liege, die mit einem weißen, sauberen Laken bespannt war. Als sie seinen Armen entglitt, fühlte er sich leer. Ihre Wärme, ihr weicher Körper … sie fehlte ihm. Er presste die Lippen fest aufeinander, drehte sich um und ging auf Jo zu, der noch immer im Türrahmen stand. Hinter sich fühlte er ihre Blicke, doch er zwang sich, sich nicht umzudrehen, sondern mit Jo das Zimmer zu verlassen. Auf dem Gang kamen ihm Anna und Sam entgegen. Sam wich ihm aus, so gut es ging. Anna blieb kurz stehen und sah ihn an, als wollte sie ihn ins Gebet nehmen.
„Was ist? Geh zu ihr.“ Adam stürmte an ihr vorbei und rannte die Treppe hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend. Er riss die Tür auf und sprang durch das Wohnzimmer ins Freie.
„Jetzt warte doch mal“, rief Jo ihm zu, doch Adam rannte über den Parkplatz, nahm Anlauf und wandelte sich in der Luft. Im Sprung spürte er, wie der Wolf seine Haut durchbrach, wie sich seine Knochen umformten, das Fell nach außen drängte. Er überließ sich dem Tier, und das Tier ließ sich von den Schatten der Nacht verschlucken.
***
Mit tausend Fragen auf den Lippen starrte ich Adam an, der mir ohne Alexa auf dem Gang entgegen kam. Doch er eilte an mir vorbei, dicht gefolgt von Jo. Ich war nur froh, dass Sam ihm aus dem Weg gegangen war, denn was auch immer Adams Problem war, es schien mit Alexa zusammenzuhängen. Noch war er mir ein Rätsel. Sein Verhalten konnte ich nicht einordnen und deshalb folgte ich Sam schließlich. Alexa saß auf einer Untersuchungsliege. Riley stand direkt neben ihr und Paul kam gerade mit einer Nierenschale und einer kleinen, weißen Plastikflasche. Sam saß mit ihr auf der Bank und hielt ihre Hand. Als sie mich sah, senkte sie den Blick. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, deshalb blieb ich in einigem Abstand einfach stehen.
„Auf jeden Fall ist die Nase gebrochen, das Jochbein stark geprellt. Ich werde die Wunde an der Hand säubern, und je nachdem, ob du möchtest, können wir deine Nase jetzt richten oder morgen früh.“ Paul tröpfelte eine Flüssigkeit aus dem Fläschchen auf ihre Nase. Alexa zuckte zusammen.
„Ich möchte zuerst etwas trinken, dann duschen und dann schlafen. Lieber morgen früh, wenn es nicht zu spät ist?“
„Der Bruch ist noch frisch. Wir haben noch Zeit, bis die Nase von selbst zusammenwächst. Ich werde dir jetzt eine örtliche Betäubung in die Hand spritzen und die Wunde säubern. Wir sollten sie über Nacht nicht abdecken, damit sie nicht nässt. Morgen werde ich nachsehen, ob wir operativ etwas tun müssen. Wie um alles in der Welt hat er dir diese Verletzung zugefügt?" Alexa schauderte sichtlich bei der Erinnerung.
"Beiläufig, würde ich sagen. Er hat meine Hand genommen und etwas darauf gekippt."
Paul und Riley wechselten einen Blick.
"Salzsäure?", vermutete Riley. Der Arzt schüttelte den Kopf.
"Ich habe noch nie eine Verätzung gesehen, die bis zum Knochen ging. Etwas hat das Gewebe geradezu weggebrannt."
"Er murmelte etwas von einer falschen Dosis", warf Alexa mit schwacher Stimme ein.
"Das macht es nicht besser", sagte Paul nachdenklich und untersuchte vorsichtig Alexas Hand. "Aber wir werden hier und heute das Rätsel nicht lösen können. Zunächst solltest du dich ausruhen. Riley, kannst du Alexa etwas zu trinken holen und saubere Kleidung für sie besorgen?“ Riley nickte. Auf dem Weg zur Tür fing ich ihn ab.
„Ist okay, Riley. Ich mach das. Sag mir nur, wo ich alles finde.“
Als ich wenig später mit einer Flasche Wasser und einem Nachthemd zurückkam, war Paul gerade dabei, Alexas Hand zu versorgen. Ich trat neben ihn, legte das Nachthemd auf die Untersuchungsliege, schraubte die Flasche auf und reichte sie ihr. Ohne mich anzusehen, griff sie danach und trank gierig.
„Ich bin eben am Bad vorbeigekommen, Alexa. Ich begleite dich gerne, wenn du möchtest.“ Sie reichte mir die Flasche wieder und nickte. Zum ersten Mal sah sie mich an. Traurig, aber nicht vorwurfsvoll. Lieber hätte ich es gehabt, wenn sie mich angeschrien hätte. Aber nichts passierte. Sam saß still neben ihr, hielt ihre gesunde Hand. Er wirkte zerknirscht und was auch immer in ihm vorging, er fühlte sich vermutlich genauso unwohl wie ich.
„Brauchst du noch etwas, Alexa?“ Riley war neben sie getreten.
„Nein, vielen Dank. Ich möchte nur noch duschen, etwas gegen die Schmerzen und dann schlafen.“ Riley nickte
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