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Die Suche

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Titel: Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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ihr zu.
   "Versuch, den Verband beim Duschen trocken zu halten. Ich suche dir noch einen Gummihandschuh raus."
   „Ich werde hier warten, Alexa. Du bekommst noch eine Infusion und eine Schmerztablette.“ Paul nahm die Nierenschale, legte den Plastikbehälter hinein und trat zur Seite, damit sie aufstehen konnte. Ich wollte ihr helfen, doch sie winkte ab. Gemeinsam gingen wir schweigend zum Bad. Im Bad half ich ihr aus der Kleidung. Schließlich drehte ich den Wasserhahn auf, prüfte die Temperatur und schob sie unter die Brause. Riley reichte mir einen Gummihandschuh durch den Türspalt, den ich vorsichtig über Alexas verbundene Hand streifte.
   „Anna?“ Ich drehte mich zu ihr. Die roten Locken wurden nass, hingen sich aus und das Wasser perlte daran ab. Ihre Hand hielt sie aus dem Strahl.
   „Kannst du mich waschen?“ Schnell nickte ich und seifte ihren Körper und Kopf ein. Dass ich dabei auch durchnässt wurde, war mir in dem Moment egal. Ich wollte wenigstens versuchen, ihr zu helfen, auch wenn ich es nicht mehr gut machen konnte.
   „Anna?“
   „Ja?“
   „Danke. Ich … weißt du … ich … bin nicht mehr böse auf dich oder Sam. Ich bin nur müde.“ Tränen rollten ihr aus den Augen. Verflucht.
   „Du hast keinen Grund, dich bei mir zu bedanken. Ich bin an allem Schuld. Es tut mir so leid.“
   Alexa schluchzte. Die Schultern bebten, Rotz lief ihr aus der Nase, es war etwas Blut dabei. Auch in meinen Augen sammelten sich jetzt Tränen und ich nahm sie in den Arm, drückte sie fest an mich. Das warme, weiche Wasser lief über uns beide und auch ich weinte jetzt, wünschte mir, ich könnte alle ihre Schmerzen übernehmen. Und dann plötzlich bemerkte ich, dass sie lachte. Dieses typische Alexa-Lachen. Sie gackerte so übermütig, dass ich Angst hatte, sie wäre durchgedreht.
   „Wir müssen total bescheuert aussehen, wir beide.“ Sie schob mich ein Stück von sich weg, und als ich in ihr entspanntes Gesicht blickte, stimmte ich in ihr Gelächter ein, stellte auf die Handbrause um und duschte sie vorsichtig ab.
   „Jetzt geht es mir besser. Lachen entspannt, sag ich immer wieder. Jetzt will ich nur noch schlafen.“ Ich nickte, wickelte sie in ein Handtuch und legte den Arm um sie. Als wir zurück ins Untersuchungszimmer kamen, saß Sam noch wartend dort auf der Bank. Erwartungsvoll sah er uns entgegen. Alexa trat zu ihm und küsste ihn auf die Wange.
   „Lass mich jetzt schlafen, Sam. Wir können morgen reden.“ Sam erhob sich, er sah aus, als wolle er etwas sagen, ließ sich aber durch meinen eindringlichen Blick bremsen. Alexa wickelte sich aus dem Handtuch, nahm das Nachthemd und schlüpfte hinein. Schließlich legte sie sich in das Bett. Paul hatte bereits den Zugang vorbereitet, die Infusion an einem Ständer aufgehängt und legte nun die Butterfly Spritze in eine Vene des gesunden Handrückens. Anschließend drehte er die Infusion auf, gab ihr noch eine Tablette und ihr Wasser und ließ uns alleine. Sie entspannte sichtlich, die Augenlider flatterten und sie blickte mich müde an. Ich strich ihr eine feuchte Locke aus dem Gesicht. „Schlaf gut, Alexa.“
   „Hmduauchanna“, murmelte sie und schloss die Augen. Ich zog die Decke noch ein Stück höher, streichelte über ihren Arm und verließ das Zimmer.
    ***
     Als könne er sich nicht aus einer unsichtbaren Umlaufbahn befreien, streunte Adam unruhig um das Haus. Um seinen Hunger zu besänftigen, hatte er das erste Tier gerissen, das ihm unter die Fänge gekommen war. Der Geschmack von Kaninchen erfüllte seinen Mund, aber er befriedigte ihn nicht. Von einer inneren Unruhe getrieben, war er zum Landsitz zurückgekehrt. Als hätte er dort etwas vergessen. Herrgott, was war bloß los? Alexas Aroma lag wie ein Schleier in der Luft. Adam wollte aus seinem Fell fahren. In seiner Wolfsgestalt wanderte er an den Kellerfenstern hin und her. Er wusste, wenn Jo ihn riechen würde, wäre er bald bei ihm. Aber dieser Duft vernebelte ihm die Sinne, er konnte nicht mehr klar denken. 
    Er setzte sich, kratzte sich gründlich  hinter dem Ohr, stand wieder auf, schlich bis zum anderen Ende des Fensters. Er drängte den Wolf zurück und schlüpfte wieder in seine menschliche Gestalt.  Er kniete sich auf den Boden, die Kieselsteine bohrten sich in seine Kniescheiben, kühle Luft umwehte seinen nackten Körper, seine Nase berührte das Glas. Ein schwaches Licht leuchtete das Zimmer aus. Adam erhaschte einen

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