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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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manchen Stellen steif von Schmutz, behielt er noch für sich. Bei Nacht würden sie sehr dienlich sein.
    Mit den restlichen Bündeln und den Speisen machte er sich auf den Weg zum Siechenhaus, wo ihm Evvi mit einem glutvollen Blick die Pforte öffnete.

16. Kapitel
    M an könnte meinen, mein Essen sei nicht gut gelungen! Schaut nur, wie viel gestern Abend übrig geblieben ist, Frau Almut.«
    Am Freitagmorgen standen Almut und Franziska in der Küche und betrachteten die Schüsseln und Körbe, die sie aus dem Refektorium mitgebracht hatten.
    «Ich kenne ein paar hungrige Mäuler, die sich darüber freuen werden. Sind noch andere Reste übrig?«
    Nacheinander hob die Köchin die Deckel der Töpfe und Pfannen und zählte auf: «Hier ist noch Griebenschmalz, aber das hält sich. Das Rindfleisch und den Weißkohl, die Eier und die gebratenen Hühner sollten wir weggeben. Und auch das Naschwerk, ehe es austrocknet und ungenießbar wird. Vom Brot ist ebenfalls reichlich übrig.«
    «Fein. Helft Ihr mir, die Sachen zu verteilen, Frau Franziska? Es schickt sich nicht für eine Begine, alleine durch die Stadt zu gehen, wisst Ihr. Außerdem möchte ich noch im Kloster vorbeischauen und mit Pater Ivo sprechen. Ihr könnt derweil über den Markt gehen und die Vorräte ergänzen.«
    Der Brief von Wevelinghoven steckte jetzt in Almuts Tasche, und sie war begierig darauf, nach Groß Sankt Martin zu kommen.
    Mit den beiden schweren Körben am Arm traten sie aus dem Tor, und die Köchin fragte mit einem neugierigenBlick zu der Begine, die sie beinahe um Haupteslänge überragte: »Ich habe Euch gestern Morgen gesucht. Mir wurde bedeutet, Ihr wäret zur Aachener Straße gegangen.«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Habt Ihr dort auch schon Eure guten Werke getan?« Almut lachte leise. »So könnte man es auch sehen. Wie kommt Ihr darauf, Frau Franziska?«
    »Als ich von Aachen kam, sah ich das Siechenhaus, das die Kölner dort führen. Wart Ihr in jenem Leprosenhaus und habt Euch um die armen Menschen dort gekümmert?«
    »Ich habe mich um unsere Gertrud gekümmert. Ihr ist nun eine schwere Last von den Schultern genommen, denn sie lebte in dem Glauben, sie sei vom Aussatz befallen. Sie hatte sich schon völlig damit abgefunden, uns den Rücken kehren und fortan bei den Kranken leben zu müssen.«
    »Wie bitte? Das ist also der Grund, weshalb Ihr eine Aushilfsköchin wie mich beschäftigt habt?« Empörung malte sich auf Franziskas Gesicht ab, und sie hielt im Schritt inne. »Ihr fühlt Euch wohl durch Eure Gebete gegen Krankheiten gefeit? Aber mich kann der Aussatz so gut wie jeden anderen Sterblichen treffen. Über Euch hält Gott wohl persönlich seine Hand, nicht wahr? Ich bin indes nicht geschützt davor. Ich bin ein ganz normales Weib! Der Aussatz!« Sie schauderte. »Aber das ist Euch wohl egal, ich bin ja nicht von hier! Maria, die himmlische Mutter beschütze mich – bestimmt habe ich die Seuche sogar schon in mir. «
    Nur mühsam senkte Franziska ihre Stimme, als sich zwei Bürgersfrauen nach ihr umwandten und tuschelnd die Gassenseite wechselten.
    Almut seufzte tief. »Beruhigt Euch, Frau Franziska. Es war nur ein heftiger Anfall von Gicht, der Gertrud ans Bett fesselte.«
    »Aber Ihr wart Euch nicht sicher. Ihr habt mich ohne Bedenken der Gefahr ausgesetzt!«
    »Mäßigt Eure Stimme, Frau Franziska!«, fuhr Almut sie an, die inzwischen auch etwas gereizt war.
    »Das wäre ja noch schöner und würde Euch wohl so passen. Meine Stimme ist klar und laut, und ich bringe damit sehr wohl die Sorge über mein Leben zum Ausdruck. Das kann hier ruhig jeder hören«, rief sie einigen Frauen hinterher, die daraufhin das Weite suchten. Voller Zorn ließ Franziska den Korb fallen. Brühe schwappte über einen Soßenkrug und ergoss sich über den Schnee. »Mich in ein Heim voller scheinheiliger Beginen zu schleppen, mich der gefährlichsten Seuche auszusetzen...«
    Sie krakeelte jetzt in voller Lautstärke über die Straße, und nun konnte sich auch Almut nicht länger beherrschen. Mit beiden Armen packte sie die hysterische Köchin an den Schultern und schüttelte sie so rüde, dass dieser das Haartuch über die Stirn rutschte und ihr die Sicht nahm.
    »Ja, habe ich es denn nur noch mit eingebildeten Kranken zu tun? Die Gertrud sah sich schon dahinsiechen, obwohl sie gesund ist, und Ihr, Frau Franziska, seid auf dem besten Weg, Euch zu einer Märtyrerin zu erklären, weil Ihr in einem Haus mit eingebildeten Kranken arbeitet.«
    Wütend

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