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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hüten!«, grollte Gertrud vor sich hin.
    »Der Apotheker? Dann solltest du das auch tun.« »Unsinn, ich bin gesund!«
    Ein Hustenanfall bewies das Gegenteil.
    »Na, wenn du meinst. Ich finde ja, wir kommen mit Franziska ganz gut zurecht.«
    »Bin ich überflüssig, was?«
    »Uh, Gertrud, kaum hast du erfahren, dass du doch nicht vom Aussatz verzehrt wirst, da fängst du schon wieder an zu nörgeln.«
    »Daran merkt man doch hoffentlich, dass ich wieder gesund bin, oder?«
    Almut lachte auf. Gertruds mürrische Miene glättete sich, und man konnte fast meinen, sie lächle.
    »Soll mich Franziska also noch einige Tage lang bekochen. Aber dann werde ich ihr über die Schulter schauen! Richte ihr das aus.«
    Almut aber sagte es ihr nicht.

15. Kapitel
    H ans von der Schmiergass war mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden. Die Büchse war gut gefüllt gewesen, es hatte reichlich fette Speisen gegeben, und vor allem hatten die Mönche von Groß Sankt Martin ihm einen ordentlichen Sack voll Decken, wollenen Umhängen und Kleider mitgegeben. Von all diesen Gaben durfte der Schellenknecht von Melaten die Hälfte für sich behalten, die andere Hälfte erhielten die Aussätzigen. So wollte es die Tradition. Hans war ehrlich, soweit es sich im Rahmen hielt. Er teilte das Geld aus der Büchse redlich in zwei gleiche Summen. Bei den Lebensmitteln war er ebenfalls gerecht – soweit es möglich war. Nun ja, die leicht verderblichen Sachen mussten natürlich schnell gegessen werden. Mitunter schon auf dem Weg zum Siechenhaus. Von ihm. Und seinen Freunden. Was hatte es für einen Sinn, verdorbene Speisen zu horten. Den Rest teilte er gleichmäßig auf. Bei den Kleidern teilte er ebenfalls gewissenhaft, es gab zwei gleich große Haufen. Dass in dem einen vor allem die abgelegten, geflickten Umhänge aus rauer Wolle, mottenzerfressene Decken, fadenscheinige Röcke und abgelaufene Stiefel waren und in dem anderen der bunte Firlefanz, die feinen Häubchen und seidigen Hemden, das verstand sich doch von selbst. Und aus diesem wunderbar weiten, pelzgefütterten, königsblauen Tasselmantel – warum der in dem Lumpensackgelandet war, mochte der Teufel wissen – würde die alte Lore mindestens zwei schöne Kleider schneidern. Sie hatte ihm einen guten Preis dafür gezahlt und, eitel wie sie war, den Mantel gleich übergeworfen, statt ihn in ihr Bündel zu packen. Na ja, mochte sie einmal für ein paar Stunden die große Dame spielen. Hans wunderte sich viel mehr über die Verschwendungssucht jener Damen, die einen solchen Mantel wegwarfen, nur weil er ein paar Flecken am Saum hatte. Er wühlte weiter in den abgelegten Kleidungsstücken, die er in den Weihnachtstagen zusammengesammelt hatte, und sortierte sorgsam die feineren Sachen aus. Denn was sollten die Aussätzigen schon mit Putz und Tand. Das ließ sich viel besser an die Mägde und Wäscherinnen verkaufen. Nicht immer nur gegen Geld, verstand sich. Die Evvi zum Beispiel konnte sehr gefällig werden, wenn sie dafür ein besticktes Tüchlein und ein paar grellfarbige Bänder bekam. Und für das blassblaue Kleid aus schwerer Seide war sie auch bereit, außerhalb der Bettstatt die eine oder andere verschwiegene Dienstleistung zu erbringen.
    Er brauchte ihre Mithilfe, denn er hatte einen Auftrag erhalten. Einen sehr seltsamen, nicht ungefährlichen. Es ging um einen kleinen Satansbraten. Das hatte man zwar nicht genau in diesen Worten gesagt, aber letztlich lief es darauf hinaus. Ein Kind, vom Teufel besessen, wurde angeblich von den Beginen am Eigelstein beherbergt. Was immer sie damit anzustellen gedachten – Hans schauderte. Er hatte eine gesunde Furcht vor den Mächten der Finsternis. Hörte man nicht allenthalben von den verderblichen Succubi, die schlafende Männer heimsuchten und sie verführten. Sie sollten in Gestalt berückend schöner Frauen auftreten, und doch war ihr eigentliches Ansinnen, den Samen der Männer zu stehlen.Mönche und Asketen waren ihre bevorzugten Opfer, munkelte man. Was diese Dämonen dann gebaren, waren die schrecklichsten Ungeheuer. Vielleicht war es ein solches, was die Beginen in ihren Kammern nährten?
    Jedenfalls hatte er einen Beutel Gold erhalten, der gewichtig an seinem Gürtel ruhte. Dazu einen prallen Weinschlauch, gefüllt mit dem besten, schwersten Burgunder.
    Noch einmal wühlte er den Haufen Kleidungsstücke durch, nahm hier etwas von dem einen Stapel, legte da etwas auf den anderen. Zwei schwarze Kukullen, ausgefranst am Saum, und an

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