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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Hand und befahl: »Frieden auf Erden, meine Herren!«
    Pitter, geneigt, immer demjenigen Recht zu geben, der ihn fütterte, schlug seine Zähne begeistert in das süße Gebäck. Der andere Jüngling hingegen beäugte die leicht zerdrückte Nascherei äußerst misstrauisch.
    »Wenn Euch süße Wecken ekeln, dann gebt sie Pitter. Ich verstehe ja – so feine Herren wie Ihr sind Besseres gewöhnt als hart arbeitende junge Männer.«
    In der Stimme der Begine schwang eine gewisse Schärfe mit, und der Jüngling sah verdutzt von unten hoch. Dann biss er vorsichtig in das weiche, süße Bachwerk. Sein Gesicht verzog sich prompt vor Genuss, und Almut musste kichern.
    »Ist doch gar nicht so schlecht, was? Erhebt Euch und schließt Frieden mit Pitter. Er ist ein braver Kerl, der sich sein Brot selbst verdienen muss. Und selten genug ist Butter darauf.«
    Der Junge kam auf die Füße und wischte sich die klebrigen Hände mit etwas Schnee ab. Dann reichte er Pitter die Rechte: »Nehmt bitte meine Entschuldigung an, Herr Pitter!«
    »Mach ich!«, feixte Pitter. »Habt Ihr auch einen Namen, Herr Vornehm?«
    »Fredegar werde ich gerufen und diene einem Ritter als Knappe.« Er wandte sich Almut zu und erklärte: »Er wollte das Benediktiner-Kloster von Groß Sankt Martin aufsuchen. Ich komme mit einer Nachricht zu ihm, aber ich bin fremd in der Stadt, und dieser Junge hier sollte mich zu jener Stätte führen.«
    Der Herr Pitter nickte zustimmend und grinste über beide Ohren.
    »Ich glaube, Pitter, wir können dir den Weg abnehmen. Bring diesen Korb zu deiner Familie, und lasst es euch schmecken.«
    »Geht in Ordnung!«
    »Geht es deiner Mutter besser?«
    »Mit der Krücke kann sie schon wieder herumlaufen.«
    »Schau bei Elsa vorbei, sie soll dir ein Mittel zum Einreiben mitgeben.«
    »Klar, danke auch, Frau Almut.«
    »So, und Ihr seid der edle Herr Fredegar und sucht Euren Herrn im Kloster zu Groß Sankt Martin. Begleitet uns, denn das ist auch unser Weg.«
    Verlegen druckste der edle Herr Fredegar herum und schüttelte dann den Kopf.
    »Nennt mich einfach Fredegar, ein edler Herr ist der Ritter, dem ich diene. Ich danke Euch für Euer Anerbieten und will Euch gerne auf dem Weg zum Kloster Schutz gewähren.«
    »Großmaul!«, zischte Pitter, aber Almut scheuchte ihn mit einer Handbewegung fort. Er schenkte dem Knappen zum Abschied noch einen kumpelhaften Knuff in die Rippen und stob dann in guter Haltung davon.
    Der Knappe nahm sein Pferd am Zaum und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Almut blieb an seiner Seite und fragte ihn mehr höflich als neugierig: »Wer ist denn der Ritter, dem Ihr dient, Fredegar? «
    »Der Herr Gero von Bachem, Frau Begine.«
    »Und der hält sich im Kloster auf und verbringt die Festtage nicht auf seiner Burg?«
    »Er... es war ihm ein Bedürfnis, hier im Kloster eine Bußezeit zu verbringen und dann am Dreikönigstag im Dom zu beten.«
    »Euch hat er für diese Zeit freigegeben?«
    »Ja, so ähnlich!«
    Der Junge konnte nicht besonders gut lügen, fand Almut, und sie ersparte ihm weitere Fragen. Stattdessen wies sie ihn auf die Silhouette des Doms hin, die sich vor dem blassblauen Winterhimmel abhob. Wie zierliches Filigran wirkte das Strebewerk des Chors, und der Stumpf des Südturms ragte, gekrönt von dem ewig quietschenden Kran, auch schon etliche Mannshöhen empor. Sie durchquerten die schmalen Gassen, die durchdie vorkragenden oberen Stockwerke der Häuser verhältnismäßig schneefrei waren, und Franziska verteilte den Inhalt ihres Korbes an einige zerlumpte und verfrorene Kinder, die sich an den Wänden herumdrückten.
    Groß Sankt Martin lag hinter dem Alten Markt, wo die Händler mit ihren Buden und Ständen inzwischen wieder reichlich Waren anboten.
    »Ich mache hier meine Einkäufe. Wo treffen wir uns nachher?«
    »In Sankt Brigiden, der Gemeindekirche des Klosters. Ich nehme an, ich werde mich mit Pater Ivo dort unterhalten. Ansonsten findet Ihr mich am Marienaltar.«
    Franziska trennte sich von ihnen, und Almut wollte Fredegar bis zum Eingang des Klosters führen, doch kurz bevor sie die Pforte erreicht hatten, blieb der Knappe plötzlich stehen und rief erfreut auf: »Frau Bettina!«
    Ohne nachzudenken drückte der Junge Almut die Zügel in die Hand und eilte zu der Dame an einem der Stände hin. Sie trug einen prächtigen königsblauen Tasselmantel, dessen bestickter, hochgeschlagener Kragen ihr Gesicht verdeckte.
    Almut hörte Fredegar hervorstoßen: »Ich wusste ja gar nicht, dass

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