Die Sünde aber gebiert den Tod
den verfeindeten Parteien. Die meisten scheinen auf einen Erfolg zu hoffen und bringen jetzt ihre Vorräte, die sie gehortet haben, wieder zum Verkauf. Hier, einen fetten Käse habe ich gefunden.«
»Wird auch Zeit für den Erzbischof, endlich einzulenken. Wahrscheinlich ist seine Tafel weniger gut gedeckt als unsere. Die Dörfer um Bonn herum haben die Städtischen im Herbst ganz schön geplündert und niedergebrannt.«
»Dann haben Ritter und Knappe ja den richtigen Ort gewählt, um zu überwintern!« Franziska stieß die Küchentür auf und rief Gertrud zu: »Grünkohl gab es und eine gepökelte Speckseite, wie Ihr gewünscht habt.«
Almut wollte sich noch erkundigen, ob die Zusammenarbeit der beiden eigensinnigen Köchinnen nun zufriedenstellend funktionierte, als Mettel sie auf die Schulter tippte.
»Da drückt sich ein hübsches junges Herrchen am Tor herum und möchte dich sprechen.«
»Ah, Fredegar vermutlich. Na, der ist doch sonst nicht so scheu?«
»Bist du ihm mal auf den Zeh getreten?«
»Aber nein. Ich doch nicht!«
»Nein, natürlich nicht, Almut. Du bist immer so ein sanftes Reh!«
»Mettel?«
»Ich hab dich gestern in der Küche gehört...«
»Oh. Na ja. Bring den Jungen ins Refektorium, da ist es am wärmsten.«
Fredegar entzückte die anwesenden Beginen, die an dem lodernden Kaminfeuer saßen und ihren verschiedenen Arbeiten nachgingen, mit einer höchst anmutigen Verbeugung und höflichen Grußworten. Dann aber wandte er sich mit sichtlicher Dringlichkeit an Almut.
»Bitte, kann ich Euch vertraulich sprechen?«
»So schlimm? Nun, setzen wir uns hier vorne hin, da ist es zwar nicht so warm, aber wenn du leise sprichst,wird man dich nicht hören. Beginen sind nämlich auch schwatzhaft, wie du feststellen kannst.«
Dem war auch so, das Geplauder am Kamin füllte den Raum mit einem gleichmäßigen Wortgeplätscher.
»Frau Almut, ich mache mir Sorgen. Es ist etwas Unheimliches im Kloster geschehen.«
Almut biss sich auf die Unterlippe. Wieder kroch ihr die Kälte den Rücken hoch, und mit leiser Stimme fragte sie: »Was, Fredegar?«
»Lodewig, Ihr erinnert Euch, der Novize, der so scheu war, hat etwas beobachtet. Ihr wisst doch von der toten Frau, die er gefunden hat, nicht wahr?«
»Ja, ziemlich viel.«
Fredegar nickte. »Ich inzwischen auch. Und ich habe Angst, Frau Almut.«
»Wovor?«
»Es könnte jemand sein, den ich kenne!«
Der Knappe war ganz blass und wischte sich hektisch die Haare aus den Augen.
»Rede schon, Junge. Was vermutest du?«
»Dass es die Frau Bettina war.«
»Ich fürchte, da vermutest du richtig. Aber wie bist du darauf gekommen?«
»O großer Gott, so stimmt es wirklich!«
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Fredegar die Begine an. Almut legte ihm die Hand auf den Arm.
»Psst, schnell, sag mir, wieso du es vermutet hast.«
»Weil sie mich mit einer Botschaft zu meinem Herrn geschickt hat, vor dem Christfest noch. Er schwebt in großer Gefahr: Man trachtet ihm nach dem Leben.«
»Das habe ich mir fast gedacht. Er hat Zuflucht im Kloster gesucht, Asyl auf geweihtem Boden, nicht wahr? Das mit der Buße, die er übt, ist nur eine Ausrede.«
»Ja, beinahe.«
»Weiter – was hat Frau Bettina damit zu tun?« »Sie wusste von der Feme.«
»Ei wei!«
Sprachlos starrte Almut den Jungen an. Der sprudelte plötzlich los, als ob er damit die Last loswürde, die auf seinen mageren Schultern ruhte.
»Mein Herr hat im Dezember eine Vorladung zu einem Femegericht erhalten. Er... er hat es vorgezogen, nicht zu der Verhandlung zu erscheinen, sondern hierher, nach Köln zu fliehen. Ich habe ihm geholfen, sollte aber zunächst dableiben, um so lange wie möglich vorzutäuschen, er weile noch in seinem Quartier.«
»Aber das Femegericht untersteht dem Erzbischof. Ich dachte, der Herr Gero gehört zu seinen Freunden.«
»Er hat sich Feinde gemacht. Mächtige Feinde, Frau Almut, denn er hat seine Ansichten manchmal etwas zu laut vorgetragen. Sie haben vielen Leuten nicht gefallen. Irgendwer hat ihn dann des Verrats angeklagt. Nicht alle Freischöffen handeln im Sinne und mit Wissen des Erzbischofs, denke ich mir. Der wusste wahrscheinlich nichts davon. Der weiß sowieso von vielen Sachen nichts, die um ihn herum passieren, dieser Friedrich von Saarwerden. Das hat meinem Herrn immer sehr zu schaffen gemacht, und er hat versucht, ihm die Augen zu öffnen. Anfangs hat er wohl auch noch auf ihn gehört, aber dann haben andere höflicher in sein Ohr geflüstert... Na
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