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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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der Spekulationsblase um die South Sea Company zu tun hatte. Der Skandal wurde ›Verbindungen von Sodomiten‹ zugeschrieben - obwohl man die Schuld weiß Gott auch jeder anderen Gruppierung oder Person zugeschoben hat, die sich irgendwie anbot. Doch der Bund hatte damals großen Einfluss, und sodomitische Verschwörungen waren sein Lieblingsthema.«
    »Der Bund?«, fragte Grey verständnislos. »Welcher Bund denn?«
    »Das habe ich ganz vergessen. Du warst ja damals noch nicht alt genug, um viel davon mitzubekommen -«
    »Verdammt wenig, in Aberdeen.« Grey versuchte erst gar nicht, den Hauch von Bitterkeit in seiner Stimme zu unterdrücken, und sein Bruder sah ihn scharf an.
    »Genau deswegen haben wir dich dorthin geschickt«, sagte Hal mit gleichmütiger Stimme. »Wie dem auch sei, der Bund, den ich meine, ist der Bund zur Reformierung der guten Sitten; du hast doch von ihnen gehört, oder?«
    »Ja, das habe ich.« Wütend und bestürzt, wie er war, gab sich Grey keine Mühe, seine Gefühle zu verbergen, und seine Stimme war voll Abscheu und Verachtung. »Pedanten und Puritaner, die ihre eigenen niederen Bedürfnisse verleugnen, aber große Freude - und zweifellos auch Befriedigung - daran finden, ihre Mitmenschen der Korruption zu bezichtigen und Unschuldige anzuschwärzen. Sie sind -«
    Hal gebot ihm erneut Einhalt, indem er ihm die Hand auf den Arm legte - diesmal war es nur eine kurze Berührung -,
um ihn am Weitersprechen zu hindern, als jetzt zwei Sänftenträger vorbeitrabten, die Köpfe in den weißen Nebel ihres keuchenden Atems gehüllt.
    Die Kälte und das Zwielicht hielten viele Menschen in ihren Häusern fest, doch es gab genügend, die durch ihre Lebensumstände gezwungen waren, sich ins Freie zu begeben, und ihre Zahl nahm jetzt zu, als sie sich der St.-James-Street näherten. Ein fahrender Sänger, Maronenverkäufer, Apfelbäuerinnen, die lauthals die Tugenden ihrer schrumpeligen Früchte anpriesen. Grey merkte, wie Hal jeden Passanten, an dem sie vorübergingen, genau betrachtete, als hätte er ihn irgendwie im Verdacht.
    »Man geht davon aus, dass Hauptmann Bates tief in die Sache verwickelt ist«, sagte Hal schließlich. »Der General hat mir davon erzählt, nachdem du gestern mit Wainwright gegangen warst; Bates’ Vater ist General Ezekial Bates - er ist schon lange im Ruhestand, aber ein guter Freund von General Stanley.«
    »Ah«, sagte Grey. »Ich verstehe.« Er fühlte sich immer noch beunruhigt und vage alarmiert, grundlos wütend - doch diese Information erleichterte ihn ein wenig. Wenigstens wusste er jetzt, wie Hal von der Sache erfahren hatte. »Und die beiden anderen Männer, von denen du gesprochen hast - Otway und Ffoulkes?«
    »Otway ist Gefreiter im 11ten Infanterieregiment, ein Niemand. Ffoulkes ist ein einigermaßen bekannter Anwalt am Lincoln’s Inn.«
    »Was verbindet diese Männer?«
    »Bates.«
    Hauptmann Bates und Ffoulkes waren sich begegnet, so General Stanley, als Ffoulkes für die Familie des Hauptmanns eine unbedeutende Rechtsangelegenheit geregelt hatte. Otway hatte Bates angeblich in einem Wirtshaus kennengelernt und war eine unappetitliche Verbindung mit ihm eingegangen. Später war er auch Ffoulkes vorgestellt worden, obwohl der General nicht wusste, unter welchen Umständen.

    »Ist das so«, sagte Grey und dachte an die Spelunken in der Umgebung von Lincoln’s Inn, einer Gegend, die von Anwälten und Mollies gleichermaßen aufgesucht wurde. »Und das ist es, was sie als ›Verbindung von Sodomiten‹ bezeichnen? Es scheint mir hier doch sowohl an Mitgliedern als an Zielen zu mangeln.«
    Hal prustete auf, und sein Atem kringelte sich weiß in der Winterluft.
    »Oh, es kommt noch mehr. Unser Freund Ffoulkes, so scheint es, ist mit einer Französin verheiratet. Diese wiederum hat zwei Brüder, von denen einer ein berüchtigter Päderast ist - berüchtigt sogar für französische Verhältnisse -, während der andere Oberst in der französischen Armee ist.«
    Grey grunzte überrascht.
    »Und gibt es irgendwelche Hinweise auf - ich nehme an, es muss Hochverrat sein?«
    »So ist es. Und ja, es gibt sie. Das Kriegsministerium hat Wind von der Sache bekommen und verfolgt sie nun schon seit einigen Monaten im Stillen. Bates - er war übrigens eine Zeit lang General Stanleys Flügeladjutant, bevor er in die berittene Garde aufgenommen wurde -«
    »Himmel.«
    »Genau. Anscheinend hat er Otway geheime Dokumente zukommen lassen, die dieser wiederum ihrer Absprache gemäß

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