Die Sünde der Brüder
aus einer solchen Entfernung auf sie zu feuern? Das Vernünftigste wäre gewesen, sich still zu verhalten oder sich unauffällig im Schutz der Bäume zurückzuziehen. Und warum hatte er Percy gesagt, die Franzosen kämen auf sie zu? Es war mehr als wahrscheinlich, dass sie ihre Dummheit erkannt hatten und sich tatsächlich zurückziehen wollten , da sie in der Unterzahl und nur leicht bewaffnet waren.
Und was Percys Idiotie betraf … er konnte Percy irgendwo vor sich brüllen hören, heiser und von einem wilden Hochgefühl erfasst. Er verspürte das überwältigende Bedürfnis, auf Leutnant Wainwright einzuprügeln, und hoffte, dass ihm kein Franzose die Gelegenheit dazu rauben würde, indem er Percy vorher umbrachte.
Zu seiner Rechten erscholl ein Schrei, und er fuhr zur Seite, als jemand auf ihn zugestürzt kam. Etwas zerrte an seinem Rock, und er verlor das Gleichgewicht. Er stolperte, klammerte sich an einen Ast, um nicht hinzufallen, und feuerte reflexartig auf den Mann, der gerade versucht hatte, ihn mit dem Bajonett zu durchbohren.
Der französische Soldat fuhr in die Seite getroffen herum, und bevor er zu Boden fiel, wandte er ihm das ungläubige Gesicht eines Jungen zu. Grey fluchte leise vor sich hin und biss die Zähne zusammen, während er nachlud. Der Junge trug die Abzeichen eines Korporals; wahrscheinlich war dieser vierzehnjährige Schwachkopf ja der Kommandeur des Furiertrupps.
Er steckte sich die frisch geladene Pistole in den Gürtel und hob die Muskete auf, die der junge Korporal fallen gelassen hatte. Der Junge atmete noch; Grey konnte sehen, wie sich seine Brust hob und senkte. Seine Augen waren geschlossen, doch sein Gesicht zuckte vor Schmerz. Einen Moment lang stand Grey da, die Hand an seiner Pistole, dann schüttelte er den Kopf und wandte sich in die Richtung, aus der er Percys Stimme zuletzt gehört hatte.
Percys Taktik war ausgesprochen unorthodox gewesen - ganz zu schweigen davon, dass sie jedem bekannten Prinzip eines geordneten Kommandos widersprach -, doch sie erwies sich als erstaunlich erfolgreich. Die verblüfften französischen Soldaten waren völlig überrumpelt worden und wie die Gänse auseinandergestoben. Die meisten von ihnen hatten die Flucht ergriffen - er konnte sie weiter entfernt durch das Unterholz krachen hören -, und die übrigen wurden jetzt von Percys Männern, die völlig berauscht waren von der Leichtigkeit ihres ersten Sieges, mit großer Effizienz vernichtet.
Es war Wahnsinn; eigentlich hätten sich die Franzosen sofort ergeben sollen, solange es noch etwas zu retten gab. Doch er hatte ja gerade ihren Kommandanten niedergeschossen; wahrscheinlich gab es niemanden, der die Kapitulation einleiten oder signalisieren konnte.
Im selben Moment, als er das dachte, tat es aber doch jemand. Percy, dessen Stimme sich nach all dem Gebrüll überschlug, rief: »Ergebt Euch, gottverdammt! Ihr seid geschlagen, zum Kuckuck, gebt auf!« Natürlich rief er das auf Englisch.
Grey schob einen tief hängenden Ast beiseite und kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Percy zum ersten Mal einen Menschen tötete.
Ein kräftiger französischer Soldat vollführte mit seinem Bajonett eine geschickte Finte zur Seite und sprang dann mit todbringender Absicht auf. Im selben Moment tat auch Percy einen Satz und nahm eine perfekte Passata-sotto -Position ein - zweifellos Zufall, da ihm dies in der Fechtstunde nie gelungen war. Seine Miene war vollkommen erstaunt, als das Bajonett dicht an seinem Ohr vorüberglitt und seine Schwertspitze glatt unter dem Arm des Franzosen hindurch in dessen Körper fuhr. Der Franzose sah noch erstaunter aus.
Percy ließ das Schwert los, und der Franzose trat beinahe trippelnd drei Schritte zurück, setzte sich mit einem Plumps zu Boden und starb. Seine Miene war immer noch erstaunt.
Percy entfernte sich ein paar Schritte und übergab sich in einen Busch. Grey beobachtete ihn und hätte die rasche Bewegung
beinahe übersehen. Instinktiv fuhr er herum und schwang dabei die Muskete am Lauf. Ihr Kolben traf den Franzosen - ja, weiß, es war ein Franzose - in den Rücken und schleuderte ihn in derselben Sekunde zur Seite, als die Pistole des Franzosen mit einem Knall und einer schwarzen Rauchwolke losging.
Grey warf sich in den Rauch, stieß mit der Schulter gegen den Mann, ging zu Boden und wälzte sich mit ihm im Laub. Kam keuchend, um sich schlagend und brüllend hoch. Traf zufällig das Gesicht des Mannes und spürte, wie etwas in seiner Hand
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