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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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freundlicherweise eine ähnliche Disposition an den Tag. Es war sonnig und warm, und die Männer waren mehr als froh darüber, im Freien zu sein und sich bewegen zu können. Percy war nervös, überspielte dies jedoch einigermaßen, und zunächst lief alles glatt. Doch am frühen Nachmittag befand sich
die Kolonne etwa sechs Meilen vom Lager entfernt und bewegte sich am Rand eines Steilhangs über dem Fluss entlang.
    Das Terrain war dicht bewaldet, doch am Rand des Steilhangs zog sich ein breiter Grasstreifen entlang, und eine ordentliche Brise wehte vom Silberstreif des Rheins zu ihnen herauf - zur dankbaren Erleichterung der Männer, die den steilen Anstieg in voller Uniform und Ausrüstung hatten bewältigen müssen. Dann drehte der Wind, und Grendel hob mit geblähten Nüstern den Kopf und spitzte die Ohren.
    Grey hielt sofort an. Fähnrich Tarleton sah seine Bewegung und gab der Kompanie ordnungsgemäß das Signal zum Anhalten, welchem die Männer stolpernd und murrend Folge leisteten und sich dabei gegenseitig in die Fersen traten. Percy wandte den Kopf, um ihnen einen tadelnden Blick zuzuwerfen.
    »Befiehl deinen Männern, in Formation zum Feuern zu gehen; mir gefällt dort drüben etwas nicht«, sagte Grey leise. Er wies auf eine Baumgruppe etwa hundert Meter weiter. Der Wind kam von dort; er wehte ihm ins Gesicht.
    Die Pferde der anderen Offiziere hoben jetzt die Köpfe und wieherten. Percy fragte nicht weiter, sondern stellte sich in die Steigbügel und rief seine Befehle. Alarmgefühl verbreitete sich wie ein Strohfeuer; jede Beschwerde verstummte, und jede Unordnung war in Sekunden dahin. Die Männer nahmen schlagartig in zwei Reihen Aufstellung, und ihr Korporal brüllte die Befehle zum Laden.
    Eine Musketensalve explodierte ihnen aus der Baumgruppe entgegen, ein Stickmuster aus hellen Blitzen zwischen den Bäumen, und der Wind trug ihnen einen scharfen Geruch nach Pulverqualm entgegen.
    Die Männer wichen nicht von der Stelle; Percy ließ den Blick rasch an ihrer Formation entlangwandern.
    »Keine Treffer«, sagte er atemlos. »Es ist zu weit!«
    Grey sah sich noch einmal rasch um - gutes Terrain, offen bis zu der Baumgruppe. Diese war klein, sodass sich unmöglich ein ganzes Regiment darin versteckt halten konnte. Keine
Artillerie; wenn sie eine Kanone gehabt hätten, hätten sie sie auch benutzt. Rückzug oder Vormarsch? Der Pfad, den sie hinaufgestiegen waren, war steil und felsig; auf der einen Seite fiel er senkrecht zum Fluss hin ab, auf der anderen wuchs dichtes Gebüsch; wenn Infanterie vom Beginn des Pfades auf sie feuerte, würden sie niedergemetzelt werden.
    »Sie werden näher kommen. Greift sie an, bevor sie wieder laden können.« Noch während er das sagte, nahm Grey hastig die Zügel in eine Hand, um sein Schwert zu ziehen.
    Stattdessen konnte er gerade noch die Zügel fangen, die ihm Percy zuwarf, um dann zu Boden zu gleiten und aus voller Kehle »ANGRIFF!« zu brüllen, bevor er zu Fuß auf die Baumgruppe zurannte und nach dem Schwert an seiner Seite fasste.
    Die Kompanie, die davon auf halbem Wege zwischen dem Laden und dem Fixieren der Bajonette überrascht wurde, vergaß jede Ordnung und jede Vorsicht und galoppierte ihrem Leutnant unter begeistertem Gebrüll hinterher.
    »Ach du lieber Himmel!«, sagte Grey. »Mr. Tarleton - stillgestanden!« Er beugte sich vor, warf dem erschrockenen Fähnrich beide Zügel zu, schwang sich vom Pferd und rannte los - allerdings nicht der angreifenden Kompanie hinterher, sondern seitwärts, um die Baumgruppe zu umrunden.
    Er tauchte zwischen die Bäume ein, die Pistole in der Hand, und versuchte, seine Augen überall gleichzeitig zu haben. Seine größte Angst - dass sich doch eine große Kompanie hier verbarg - verflog sofort; er erblickte zwar weiße Uniformen, aber nicht sehr viele. Anscheinend waren sie auf einen Trupp von Proviantsammlern gestoßen; als Grey einen Busch umrundete, wäre er fast mit den Eseln zusammengestoßen, deren Geruch die Pferde aufgestört hatte und die schwer mit Netzen voller Gras beladen waren.
    Ein Esel, der genauso erschrak wie er selbst, legte die Ohren an, schrie los und ließ seine großen gelben Zähne nur wenige Zentimeter vor seinem Arm zusammenschnappen. Er versetzte ihm einen Hieb vor die Nase und schob sich weiter durch das Unterholz. Dabei verfluchte er seine eigene Idiotie und die des
französischen Kommandeurs, wer der verflixte Froschfresser auch immer sein mochte.
    Was war nur in den Franzosen gefahren,

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