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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die Luft dort abwechselnd drückend oder zugig war.
    Hätte er das Kommando gehabt, hätte er dafür gesorgt, dass die Männer in Bewegung blieben - sie nötigenfalls einfach nur täglich von A nach B marschieren lassen, Hauptsache Bewegung. Soldaten suhlten sich im Nichtstun wie Schweine im Morast. Die allgemeine Untätigkeit war zwar gut für das Geschäft der örtlichen Schankwirte und Prostituierten, aber unter den Männern führte sie zu Kriminalität, zu Seuchen, zu Disziplinlosigkeit und Gewalt.
    Doch Grey hatte das Kommando nicht, und so blieben die englischen Truppen, wo sie waren, und sonnten sich, während
sich die Tage langsam dem Mittsommer entgegenstreckten. Spielten Würfel, tranken, hurten herum - und redeten.
    Da ihm nur Tom und seine eigenen Gedanken Gesellschaft leisteten, die sich ermüdend zwischen Wut, Angst und Schuldgefühlen im Kreis drehten, blieben ihm ansonsten nur gelegentliche Schachpartien mit Symington, der bestenfalls ein gleichgültiger Spieler war.
    Als er schließlich das Gefühl nicht mehr ertragen konnte, allmählich bis zur Hüfte in etwas Krankmachendem zu versinken, bat Grey Symington verzweifelt um die Erlaubnis, sich von der Truppe entfernen zu dürfen. Stephan von Namtzen, der Graf von Erdberg, war sein persönlicher Freund. Grey war im Jahr zuvor als englischer Verbindungsoffizier zu von Namtzens Regiment abkommandiert worden. Von Namtzens Regiment befand sich zwar bei Ferdinands Truppen, doch der Graf selbst blieb dem Feldlager nach wie vor fern. Wahrscheinlich erholte er sich immer noch in seinem Jagdhaus, Waldesruh, nur einen Tagesritt von der englischen Stellung entfernt.
    Grey war sich nicht sicher, ob seine Bitte eher dem Bedürfnis entsprang, dem Sumpf der stummen Anklagen und Spekulationen zu entrinnen, der ihn umgab, dem Bedürfnis nach Ablenkung von seinen eigenen Gedanken oder einem im Grunde eifersüchtigen Wunsch, mehr über Percys Schicksalsgenossen zu erfahren. Doch Stephan von Namtzen war sein Freund, und ein Freund war das, was Grey im Moment am meisten brauchte.
    Symington gewährte ihm die Bitte ohne jedes Zögern, und mit dem getreuen Tom im Schlepptau brach er nach Waldesruh auf.
     
    Waldesruh war ein Jagdhaus - was im Jargon der Hannoveraner wahrscheinlich bedeutete, dass dort weniger als zweihundert Dienstboten beschäftigt waren. Es war von gigantischen, finsteren Wäldern umgeben, und trotz der Last, die ihm nach wie vor die Gedanken und das Herz beschwerte, empfand Grey Erleichterung, als er und Tom endlich aus dem Schatten
der Waldlandschaft auf die gepflegten Rasenflächen von Waldesruh hinaustraten.
    »Hui«, sagte Tom beifällig. Das dreistöckige, aus Naturstein errichtete und mit roten und grünen Ziegeln verzierte Jagdhaus lag elegant und farbenfroh wie ein Fasan vor ihnen ausgebreitet. »Lebt nicht schlecht für einen Hunnen, der Hauptmann. Glaubt Ihr, die Prinzessin ist auch da?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Wahrscheinlich«, sagte Grey. »Hier, wo er zu Hause ist, musst du ihn mit Graf von Erdberg anreden, Tom. ›Hauptmann‹ ist sein militärischer Titel im Feld. Solltest du ihn direkt ansprechen, sag ›Herr Graf‹. Und achte um Gottes willen darauf -«
    »Aye, aye, dass ich ihn nicht als Hunnen bezeichne, wenn er in Hörweite ist.« Tom verdrehte zwar nicht direkt die Augen, setzte aber doch eine gequälte Miene auf.
    Grey trieb sein Pferd sachte an, und sie bewegten sich langsam über die gewundene Zufahrt auf das Haus zu.
    Grey hoffte, dass Prinzessin Louisa - jetzt Gräfin von Erdberg - nicht zu Hause war, selbst wenn Tom noch so gern seine Bekanntschaft mit ihrer Zofe Ilsa erneuert hätte. Er hatte keine Ahnung, was für eine Ehe von Namtzen führte, doch er würde sich sehr viel problemloser mit Stephan von Namtzen unterhalten können, wenn er auf das zeitraubende gesellschaftliche Geplänkel verzichten konnte, das die Anwesenheit der Prinzessin notwendigerweise mit sich bringen würde.
    Dennoch, wenn sie eine hingebungsvolle Ehefrau war, empfand sie es möglicherweise als ihre Pflicht, um ihren verletzten Gatten zu sein und ihn liebevoll zu pflegen. Grey versuchte, sich dieses Verhalten bei Prinzessin Louisa von Löwenstein vorzustellen, scheiterte und vergaß den Gedanken. Gott, wenn sie hier war, hoffte er nur, dass sie ihre unsägliche Schwiegermutter nicht mitgebracht hatte.
    Ein kleines, schmutziges Gesicht schob sich vor ihnen aus dem Gebüsch, blinzelte überrascht und verschwand wieder. Laute Rufe und aufgeregtes Hin

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