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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Messern denken. Der Tod des Schweins war erst ein paar Stunden her; es kam ihm viel länger vor.
    Er setzte eine gebieterische Miene auf, legte die Hand auf seine nutzlose Pistole und schritt auf die Frauen zu. Sie verstummten, und fünf Augenpaare fixierten ihn mit messerscharfen, berechnenden Blicken. Eine von ihnen lächelte und knickste vor ihm - ohne jedoch den Blick von ihm abzuwenden -, und er spürte, wie sich auch die anderen erwartungsvoll bereithielten.
    »Guten Tag, der Herr«, sagte sie. »Seid Ihr schwimmen gewesen?«
    Sie kicherten, sodass er ihre schlechten Zähne sah und ihren noch schlechteren Atem roch.

    Er nickte ihnen kühl zu, sagte aber nichts.
    »Was willst du hier, Engländerschwein?«, fragte eine der anderen auf Deutsch und lächelte dabei so angestrengt, dass ihre Wangen leuchteten. »Bist wohl ein Feigling, der vor der Schlacht davonläuft?«
    Er starrte sie ausdruckslos an und nickte erneut. Zwei von ihnen bewegten sich plötzlich, als wollten sie ihn durchlassen. Er konnte ihre Hände nicht sehen, weil sie sie in den Röcken stecken hatten, und er konnte die Erregung spüren, die zwischen ihnen in der Luft hing und sich wie Fieber von der einen auf die andere übertrug.
    Er lächelte einer der Frauen im Vorübergehen freundlich zu. Dann nahm er die Hand von der Pistole, ballte sie zur Faust und versetzte ihr einen Kinnhaken. Die Frauen kreischten auf - bis auf die, die er getroffen hatte und die einfach rückwärts von der Brücke fiel. Er rannte los. Aus dem Augenwinkel sah er den Rock der Frau wie eine Glockenblume im Wasser treiben.
    Hinter ihm knallte es, und er sah sich um. Eine Kanonenkugel hatte die Mitte der Brücke getroffen - die halbe Brücke war verschwunden und mit ihr fast alle Frauen. Nur eine war übrig geblieben. Sie starrte ihn vom anderen Ende der Bücke aus an, Augen und Mund vor Schreck weit aufgerissen, und zu ihren Füßen lief das Wasser vorüber.
    Er rannte auf die Kanone zu, die die Brücke zerstört hatte, und hoffte darauf, dass man ihn aufgrund seiner Uniform nicht erschießen würde. Seine Lungen schmerzten, und seine nasse Kleidung behinderte sein Vorankommen, doch wenigstens war er jetzt seinen eigenen Linien nah.
    Es war eine kleine Batterie, drei Kanonen, von denen eine mit Engländern bemannt war. Niemand schoss auf ihn, denn sie mussten sich schließlich auf die Kanonen der Franzosen konzentrieren; eine Kanonenkugel sauste in tödlicher Höhe an ihm vorüber und krachte gegen einen kleinen Baum, von dem nur ein bebender Stumpf stehen blieb.
    Er stolperte und bekam kaum Luft, doch er war fast da. Fast
da. Er blieb mühsam stehen, beugte sich vor und stützte die Hände auf die Knie, um nach Luft zu schnappen. In seiner Nähe waren Rufe zu hören, das rhythmische Bellen eines preußischen Offiziers, unterbrochen durch die schrille, leidenschaftliche Stimme eines Engländers. Er war sich nicht sicher, ob sich die Rufe an den Feind richteten oder an die englische Kanonenbemannung, und er sah sich um.
    Die Kanoniere. Irgendetwas hatte ihnen den Mut geraubt - eine schwere Kanonenkugel bohrte sich keine drei Meter von ihm entfernt in den Boden, und der Aufprall ließ ihn erbeben. Ihr Leutnant brüllte sie an und versuchte, sie zur Ordnung zu rufen … Grey wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und sah sich noch einmal nach der Brücke um. Auch die letzte Frau war verschwunden.
    Hinter ihm erhob sich plötzlich eine zutiefst erstaunte Stimme, und er wandte sich nach dem Leutnant um, der gerade noch seine Männer angebrüllt hatte.
    Eine Kanonenkugel kam über den Boden gehüpft wie ein Stein auf der Oberfläche eines Teiches, traf einen eingegrabenen Stein, hüpfte noch einmal hoch und prallte dem Leutnant vor den Kopf, der dadurch abgetrennt wurde.
    Sein Körper blieb stehen und verspritzte Blut wie ein Springbrunnen. Der Blutstrahl traf Grey an Gesicht und Brust, sodass er nichts mehr sehen konnte und über das Gefühl der Hitze auf seinen nassen Kleidern erschrak. Er schnappte nach Luft und fuhr sich gerade noch rechtzeitig mit dem Ärmel über das Gesicht, um den Körper des Leutnants anmutig in sich zusammensinken zu sehen. Das Schwert, das er in der Hand gehabt hatte, löste sich aus seinen Fingern und landete silbern im Gras.
    Grey griff automatisch danach und fuhr zu den Kanonieren herum, die Anstalten machten, von der rauchenden Kanone zurückzuweichen. Der Soldat mit dem Zündstock war ihm am nächsten, er versetzte dem Mann mit der flachen

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