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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Granaten auf dem Mittelstreifen zwischen den Gräben einschlugen. Einige explodierten unter hellen Blitzen, andere rollten wie Fallobst über den Boden und erloschen harmlos im Schmutz. Wieder andere landeten
mit brennenden Zündschnüren, die wie Schlangen zischten.
    Grey nahm die Zügel in eine Hand und tastete nach seiner Pistole. Er spürte auf einmal Wärme in seinem Gesicht, und dann brannte sein Auge, weil ihm Blut hineinlief. Er bekam die Pistole zu fassen und feuerte blind. Dicht neben sich hörte er es knallen, und er roch Schießpulver; Brett und Tarleton feuerten ebenfalls.
    Hufgedonner; Bretts Pferd ergriff reiterlos die Flucht. Wo -? Er sah sich um - da. Brett war abgeworfen worden und stieg gerade mit Schlamm verschmiert wieder auf.
    »Zurück!«, schrie Grey und wendete Karolus. Die Grenadiere waren ebenfalls dabei, sich außer Schussweite zurückzuziehen, doch ein glücklicher letzter Wurf ließ eine brennende Granate zu Bretts Füßen im Gras landen, eine blaue Tonkugel mit einer brennenden Zündschnur.
    Der Junge starrte sie wie versteinert an.
    Grey gab instinktiv dem Pferd die Sporen und ritt auf Brett zu, den er mit einem kräftigen Hieb zur Seite schlug. Keine Zeit zu überlegen, auszuweichen - Karolus spannte sich plötzlich unter ihm an und sprang über den Graben. Landete mit einem Ruck, der Greys Zähne in ihren Grundfesten erschütterte, auf dem Mittelstreifen, spannte sich noch einmal an und übersprang den zweiten Graben. Landete rutschend im nassen Gras, sodass sich sein hilfloser Reiter auf seinem Hals wiederfand.
    Eine Hand packte Greys Arm und riss ihn vom Pferd. Er schlug im Fallen mit Händen und Füßen um sich, riss sich los und rappelte sich auf. Dabei brüllte er auf Deutsch: »Weg mit dir! Weg!«
    Der Mann, der Karolus an den Zügeln gepackt hatte, schrie auf, dann ertönte Hufgetrappel, und das Pferd verschwand galoppierend im Nebel. Grey blieb keine Zeit, sich Gedanken um Karolus zu machen; der Grenadier, der ihn aus dem Sattel gezogen hatte, stand ihm mit argwöhnischer Miene und einem Dolch in der Hand in Angriffsstellung gegenüber. Hinter ihm
standen drei oder vier seiner Kameraden mit überrascht aufgerissenen Augen.
    »Ergebt Euch«, sagte der Grenadier auf Französisch. »Ihr seid mein Gefangener.«
    Grey brauchte seine Atemluft für Wichtigeres als für eine Antwort. Er hatte im Fallen seinen Säbel verloren, doch er lag dicht neben ihm auf dem Boden. Keuchend und schluckend signalisierte er dem Grenadier mit einer Handbewegung, sich kurz zu gedulden, und ging hinüber und hob den Säbel auf. Dann holte er krampfhaft Luft, holte mit beiden Händen aus, stürzte sich auf den Grenadier und hieb nach seinem Hals - in der festen Absicht, ihn zu köpfen. Dies gelang ihm auch zur Hälfte, und der Rückstoß war so stark, dass er das Gefühl hatte, sich jeden Knochen in seinem Arm verrenkt zu haben.
    Der Grenadier fiel nach hinten, und obwohl ihm das Blut aus dem Hals sprudelte, war der Ausdruck völligen Erstaunens in seinem Gesicht noch zu sehen. Grey stolperte. Er war kaum in der Lage, sein Schwert festzuhalten, aber er wusste, dass es seinen sofortigen Tod bedeuten würde, wenn er es verlor.
    Zwei der Grenadiere sanken auf die Knie, um ihrem getroffenen Kameraden beizustehen. Ein dritter wich zurück, den schnurrbärtigen Mund voll überraschtem Entsetzen weit aufgerissen. Und der letzte, dieser Mistkerl, schrie um Hilfe, während er panisch in seinem Rucksack wühlte. Grey hob den blutigen Säbel und begann zurückzuweichen.
    Grenadiere waren nicht im Nahkampf geschult; das brauchten sie normalerweise auch nicht zu sein. Doch es waren genug Soldaten in der Nähe, die es waren, und sie würden in Sekunden zu Dutzenden hier eintreffen. Grey fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um sich das Blut aus dem Auge zu wischen. Seine Kopfhaut schmerzte jetzt, ein Splitter der ersten Granate musste ihn getroffen haben.
    Unterdessen hatte der Grenadier zwei weitere Granaten aus seinem Sack geholt, mit Schießpulver gefüllte Tonkugeln von der Größe einer Orange. Er trug eine zischende, langsam brennende Lunte in einem Messingröhrchen an seinem Gürtel; der
Rauch, der davon aufstieg, wehte ihm ins Gesicht, und er hustete, ohne jedoch mit der Wimper zu zucken.
    Die schwarzen Augen starr auf Grey gerichtet, hielt er die Zündschnüre der Granaten an die Lunte, erst die eine, dann die andere. Blut und Schweiß liefen Grey über das Gesicht und brannten ihm in den

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