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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mitgebracht. Als der ältere Prätendent 1715 seinen ersten Invasionsversuch unternahm, hat er ein Regiment aufgestellt und ist für König und Vaterland in den Kampf gezogen.«
    Die Jakobiten waren schlecht organisiert und ausgerüstet; der Prätendent, James Stuart, hatte es nicht einmal an Land geschafft, um seine Truppen anzuführen, sondern war durch schlechtes Wetter gezwungen worden, ohnmächtig und vor Wut kochend vor der Küste Schottlands abzuwarten. Die Invasion, sofern man es so nennen konnte, war ohne Schwierigkeiten erstickt worden. Doch der schneidige junge Graf hatte sich bei der Schlacht von Sheriffsmuir profiliert, aus der er als Held hervorgegangen war.
    König George war es trotz des Sieges auf seinem Thron mulmig geworden, und weil er dem Adel seines Reiches die Vorteile demonstrieren wollte, die es mit sich brachte, wenn man ihn militärisch unterstützte, hatte er Gerard Grey den eigens geschaffenen Titel des Herzogs von Pardloe verliehen.
    »Natürlich war keinerlei Geld damit verbunden, und auf dem Land standen vielleicht ein oder zwei Dörfer, aber es hörte sich gut an«, endete Grey.
    »Was - was ist dann passiert?«, fragte Percy, dessen Neugier jetzt die Oberhand über seine makellosen Manieren gewann.
    »Nun ja.« Grey holte tief Luft und überlegte, wo er am besten anfing. Er wollte nicht sofort von seinem Vater sprechen, daher begann er anders.
    »Meine Großmutter mütterlicherseits ist Schottin gewesen. Nicht aus den Highlands«, fügte er schnell hinzu. »Aus der Gegend der Borders, dem Grenzland. Das ist etwas ganz anderes.«
    »Ja, dort spricht man Englisch, nicht wahr?« Wainwright nickte, die Stirn in kleine Falten der Konzentration gezogen.

    »Darüber kann man wohl geteilter Meinung sein«, sagte Grey. Er hatte Wochen gebraucht, um sich so an den grauenvollen Akzent seiner schottischen Verwandten zu gewöhnen, dass er sie problemlos verstehen konnte.
    »Zumindest sind sie keine Barbaren, so wie die Highlandschotten. Auch haben sich die Menschen aus dieser Gegend dem katholischen Aufstand nicht angeschlossen - schließlich waren sie zum Großteil strenge Protestanten, die weder besondere Sympathien für noch gemeinsame Interessen mit den Stuarts und den Highlandclans hatten.«
    »Ich vermute aber, dass für die meisten Engländer ein Schotte wie der andere ist, nicht wahr?«, fragte Percy vorsichtig.
    Grey bestätigte seine Vermutung mit einer kleinen Grimasse.
    »Es war auch nicht besonders hilfreich, dass ein Onkel meiner Mutter und seine Söhne tatsächlich offen für die Sache der Stuarts eingetreten sind. Aus Profitgier«, fügte er schwach angewidert hinzu, »nicht aus religiösen Gründen.«
    »Ist das besser oder schlimmer?«, fragte Percy, und ein kleines Lächeln nahm seinen Worten den Stachel.
    »Kein großer Unterschied«, räumte Grey ein. »Und dann wurden noch mehr Mitglieder der Familie meiner Mutter in die Sache verwickelt. Sie waren zwar keine bekennenden Jakobiten, doch ihnen hing der Ruf an.«
    »Ich verstehe.« Wainwright hatte die Augenbrauen interessiert hochgezogen. »Ihr habt gesagt, Euer Vater hätte etwas mit der South-Sea -Investitionsblase zu tun gehabt. Können wir davon ausgehen, dass dies etwas mit Eurem profitorientierten Großonkel zu tun hatte?«
    Grey sah ihn an, überrascht, wie schnell er mitdachte.
    »Ja«, sagte er. »Großonkel Nicodemus. Nicodemus Patricius Marcus Armstrong.«
    Percy stieß ein leises, unterdrücktes Geräusch aus.
    »Es hat seinen Grund, warum man mich ›John‹ getauft hat und meine Brüder solch relativ verbreitete Namen haben wie Paul, Edgar und Harold«, sagte Grey ironisch. »Die Namen
auf der mütterlichen Seite meiner Familie …« Er schüttelte den Kopf und fuhr mit seiner Erzählung fort.
    »Mein Vater hat auf Onkel Nicks Drängen nach der Schlacht von Sheriffsmuir eine beträchtliche Summe in ein bestimmtes Unternehmen investiert, die South Sea Company . Das war natürlich einige Jahre vor dem Zusammenbruch; damals schien es nicht mehr als eine etwas riskante Investition zu sein - die, glaube ich, an die große Abenteuerlust meines Vaters appelliert hat.« Er konnte sich bei dem Gedanken an einige dieser Abenteuer ein kurzes Lächeln nicht verkneifen.
    »Es war zwar eine beträchtliche Summe, aber keinesfalls ein bedeutender Teil seines Vermögens. Daher war er ganz zufrieden damit, nicht weiter darüber nachzudenken und es Onkel Nick zu überlassen, seine Geschäftsinteressen im Auge zu behalten,

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