Die Sünde der Brüder
während er sich anderen, interessanteren Dingen widmete. Aber dann kam die Bedrohung durch die Jakobiten -« Er hielt inne und sah Percy an.
»Wie alt seid Ihr, wenn ich das fragen darf?«
Percy blinzelte bei dieser Frage, lächelte aber.
»Sechsundzwanzig. Warum?«
»Ah. Dann seid Ihr vielleicht alt genug, um Euch an die Atmosphäre des Argwohns und der Hysterie zu erinnern, die den Jakobiten während des Aufstands von’45 entgegenschlug?«
Percy schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er reumütig. »Mein Vater war ein Prediger, für den die Welt und ihr Treiben nichts als eine Bedrohung für die Seelen der Gottesfürchtigen waren - und was ihn betraf, so war der Herr der einzige König von Bedeutung. Aber das ist unwichtig«, fügte er hastig hinzu. »Bitte erzählt weiter.«
»Ich wollte sagen, dass diese Hysterie, so groß sie war, nur ein Echo dessen war, was sich zuvor zugetragen hatte. Seid Ihr übrigens damit einverstanden, zu Fuß zu gehen? Wir können ebenso gut eine Droschke nehmen.« Die Kälte war noch schneidender geworden, und der Wind, der durch die Straßen fegte, ging ihnen durch Mark und Bein. Percy war für diese Temperaturen zu leicht bekleidet, doch er schüttelte den Kopf.
»Nein, ich gehe lieber. So kann man sich leichter unterhalten - wenn Ihr das möchtet«, fügte er ein wenig schüchtern hinzu.
Grey war sich alles andere als sicher, dass er das wollte - sein Angebot, eine Droschke zu nehmen, beruhte genau so sehr auf dem plötzlichen Wunsch, das Gespräch vorerst nicht fortzusetzen, wie auf dem Anliegen, Mr. Wainwright davor zu bewahren, sich die Leber zu verkühlen. Doch er hatte es ernst gemeint; Wainwright hatte ein Recht, die Geschichte zu erfahren, und es war besser, wenn er die Details von ihm hörte als von jemandem, der den verstorbenen Herzog weniger schätzte.
»Also schön. Ihr wisst sicherlich, dass die Aufstellung und Ausrüstung sowie der Unterhalt eines Regiments eine teure Angelegenheit ist. Wie ich schon sagte, hatte mein Vater zwar Geld, doch als sich die jakobitische Bedrohung im Jahr 1719 wiederholte, hat er seine South-Sea -Aktien verkauft, um das Regiment zu vergrößern - gegen den ausdrücklichen Rat meines Großonkels Nicodemus, sollte ich hinzufügen.«
In den vorhergehenden fünf Jahren war der Preis der South-Sea -Aktien von zehn auf hundert Pfund gestiegen und dann innerhalb eines Jahres von hundert auf schwindelerregende tausend getrieben worden - durch Gerüchte, Gier und eine Reihe von gezielten Täuschungsmanövern seitens der Direktion. Der Herzog hatte seine Anteile auf diesem Gipfel verkauft.
»Und nur eine Woche später begann der Erdrutsch.« Es hatte fast ein Jahr gedauert, bis die ganze Zerstörungsgewalt des Zusammenbruchs ersichtlich wurde. Mehrere bedeutende Familien waren ruiniert worden; viele weniger bedeutende Aktionäre mehr oder minder vernichtet. Und der öffentliche Aufschrei gegen jene, die dafür verantwortlich zu sein schienen…
»Ich kann es mir vorstellen.« Percy sah ihn an. Er trug keinen Hut, und seine Ohrenspitzen waren rot gefroren. »Aber Euer Vater war nicht dafür verantwortlich, nicht wahr?«
Grey schüttelte den Kopf.
»Man hat nur gesehen, dass er immensen Profit machte, während andere vor dem Bankrott standen«, sagte er. »Mehr
war nicht nötig, um ihn in den Augen der Öffentlichkeit zu überführen.« Und das Unterhaus, jene Stimme der Öffentlichkeit, hatte sich mit seinen Beschuldigungen nicht zurückgehalten.
»Aber er war ja Herzog.« Grey sah zu, wie sich die Worte aus seinem Mund kringelten; sein Atem war wie Rauch. »Er konnte nur von anderen Adeligen vor Gericht gebracht werden. Und das Oberhaus hat sich geweigert, dies zu tun.« Nicht aus Gerechtigkeitssinn - es hatten auch viele adelige Familien unter dem Zusammenbruch gelitten, und sie teilten den irrationalen Blutdurst des Mannes von der Straße. Allerdings hatte der Herzog von Pardloe seine Freunde mit Sorgfalt ausgewählt, und das Toben der Menge suchte sich leichtere Beute.
»Solche Dinge hinterlassen jedoch ihre Spuren. Es kam zu Feindschaften, die sich nicht begraben ließen. Besonders unglückselig war es, dass mein Vater ein guter Freund Francis Atterburys war. Des Bischofs von Rochester«, fügte er angesichts von Percys fragender Miene hinzu. »Er wurde 1722 überführt, im Mittelpunkt einer jakobitischen Verschwörung zu stehen, die sich die öffentliche Meinung in Bezug auf die South-Sea -Börsenblase zunutze machen wollte, um
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