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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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eine Invasion zu unternehmen und den König zu stürzen. Allerdings wurde er verbannt, nicht hingerichtet.«
    Ihr Weg hatte sie zum Hyde Park geführt, denn der einfachste Weg zu Lady Jonas’ Haus führte direkt hindurch. Sie befanden sich jetzt mitten im Park, und Grey wies gestikulierend auf die leeren, trostlosen Flächen ringsum.
    »Als diese Verschwörung bekannt wurde, orderte Seine Majestät voller Panik zehntausend Soldaten nach London, um die Stadt zu schützen. Sie haben hier Quartier bezogen - im Park. Mein Vater hat mir davon erzählt; er hat gesagt, der Qualm ihrer Lagerfeuer war dichter als der Morgennebel, und der Gestank war unbeschreiblich. Aber es war praktisch; das Haus unserer Familie steht am Rand des Parks - gleich hinter diesen Bäumen dort.« Er zeigte in die entsprechende Richtung und lächelte kurz bei dieser Erinnerung, dann fuhr er fort.

    »Mein Vater hat nur mit dem Bischof Schach gespielt; er hegte keinerlei Sympathien für die Jakobiten. Aber dennoch -«
    »Die öffentliche Meinung.« Percy nickte. » Und die Familie Eurer Mutter. Also hat man ihn als Sympathisanten gesehen? Ausgehend davon, dass er den Zusammenbruch irgendwie in die Wege geleitet hatte, um der Invasion den Weg zu bereiten - selbst wenn es nie dazu gekommen ist?«
    Grey nickte, und unterhalb seines Brustbeins machte sich ein Gefühl der Leere breit. Er hatte die Geschichte noch nie jemandem erzählt und war ebenso überrascht wie verstört, dass es ihm so leicht fiel. Doch jetzt kam er zum schwierigsten Teil, und er zögerte.
    »Zehn Jahre später haben die Jakobiten erneut Angst und Schrecken verbreitet - obwohl es diesmal wirklich nur Gerede war. Lord Cornbury war der Anstifter. Eigentlich hätte niemand Notiz davon genommen, wäre er nicht der Erbe des Grafen von Clarendon gewesen. Und es ist nichts dabei herausgekommen; Cornbury wurde nicht einmal eingekerkert - sondern nur dazu verdammt, Politiker zu werden.« Wieder lächelte er, jedoch ohne Humor.
    Percy hatte die Zähne in seine Oberlippe gebohrt. Er schüttelte langsam den Kopf.
    »Sagt nichts. Cornbury war ebenfalls ein Vertrauter Eures Vaters?«
    »Äh - nein. Meiner Mutter.« Er warf Percy einen ironischen Blick zu. »Oder vielmehr - Cornbury war ein guter Freund ihres ersten Mannes gewesen und ist sogar der Taufpate meines ältesten Halbbruders. Es ist alles andere als eine enge Verbindung - aber es gab eine Verbindung, und das war alles andere als hilfreich, als 1740 Gerüchte über einen neuen Aufstand der Stuarts aufkamen.«
    Er holte Luft und atmete langsam wieder aus, wobei er dem Dampf nachblickte.
    »Es bestanden … noch andere jakobitische Einflüsse. Die Familie meiner Mutter, wie Ihr schon sagt. Und dann - wurde einer der besten Freunde meines Vaters als jakobitischer Verschwörer
entlarvt und verhaftet. Der Mann wurde in den Tower gebracht und intensiv verhört - ich weiß nicht, ob das ein Euphemismus für Folter ist; es wurde nicht erwähnt -, doch unter dem Druck dieser Verhöre hat er eine Reihe von Namen preisgegeben. Personen, die angeblich in eine unmittelbare Verschwörung zur Ermordung des Königs und seiner Familie verwickelt waren.«
    Diese Worte jetzt auszusprechen, jenseits von Culloden, schien eine absurde Idee zu sein. Wahrscheinlich war sie seinen Eltern anfangs noch ähnlich lächerlich vorgekommen.
    »Er - dieser jakobitische Verschwörer - hat Euren Vater denunziert?«
    Grey nickte, und es tröstete ihn ein wenig zu sehen, dass Percy bei dieser Vorstellung entgeistert und ungläubig dreinblickte.
    »Ja. Es gab keine konkreten Beweise - zumindest wurden niemals welche vorgelegt. Und es ist nicht zur Verhandlung gekommen. Doch es wurde ein Haftbefehl gegen meinen Vater erlassen. Er - ist gestorben, in der Nacht, bevor dieser ausgeführt werden sollte.«
    »Oh, Gott«, sagte Percy ganz leise. Diesmal berührte er Grey zwar nicht, doch er kam näher und verlangsamte seine Schritte, sodass sich ihre Schultern beinahe berührten.
    »Natürlich«, sagte Percy einen Moment später, »hat man den Tod Eures Vaters als Schuldeingeständnis betrachtet?« Er stellte seine Frage zögernd, doch die Bitterkeit der Erinnerung ließ Grey die Galle in die Kehle steigen.
    »So war es. Im Parlament wurde beantragt, meinem Vater den Titel abzuerkennen, doch der Antrag wurde abgelehnt.« Er lächelte ironisch.
    »Mein Vater hatte zwar viele Feinde, aber auch genauso viele Freunde. Und einen viel besseren Instinkt bei der Auswahl der Taufpaten

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