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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Belanglosigkeiten mit den hochtrabendsten philosophischen Ideen vermischten, und die Umtriebe der Gesellschaft zu beobachten. Hier wurden Ehen geplant und abgesagt, Geschäftsverbindungen geschlossen und gelöst und Vergünstigungen gewährt, quittiert und gewechselt. Und Politik natürlich - pausenlos Politik; Politik wurde in Grund und Boden diskutiert und je nach der Gesinnung der Anwesenden mit Ausdrücken der Entrüstung kommentiert oder mit Beifall bedacht.
    Und doch wusste er, dass hier auch wahre Macht zugegen war; konnte ihren Puls unter dem Geplauder und den schönen Kleidern schlagen fühlen. Für die meisten Anwesenden waren solche Salons genau das, was sie zu sein schienen; schlimmstenfalls gute Unterhaltung, bestenfalls die Chance, gesehen zu werden und vielleicht für eine Weile in den Mittelpunkt zu rücken. Doch in den stillen Ecken wurden Dinge gesagt, die Menschenleben verändern konnten - und womöglich sogar den Verlauf der Geschichte beeinflussen konnten.
    War das Schicksal seiner Eltern an solchen Orten besiegelt worden? Er wusste, dass seine Mutter als junge Witwe bei einem musikalischen Abend seinem Vater vorgestellt worden war. Warum war er dort gewesen? Gerard Grey war unmusikalisch gewesen. War er gekommen, um Politik zu betreiben, und zufällig auf die Liebe gestoßen? Oder hatte seine Mutter auch damals schon zu den Fadenziehern gehört?

    Als Kind hatte er die Geschichte der ersten Begegnung seiner Eltern oft gehört; es war im Haus ihres Bruders gewesen. Seine Mutter hatte drei Brüder und eine große Anzahl undefinierbarer Vettern, Halbvettern und Personen, die zwar keine Blutsverwandten waren, aber den Status eines Bruders genossen, weil sie jener merkwürdigen schottischen Sitte folgend Ziehkinder der Familie gewesen waren.
    Der eine Onkel war inzwischen tot, ein anderer lebte in Frankreich im Exil. Der dritte hatte sich in seine Festung im Süden Schottlands zurückgezogen, fern jeder Öffentlichkeit. Einige Vettern hatten den Skandal überlebt, andere nicht. Politik war ein riskantes Spiel, und der Einsatz war hoch - und manchmal tödlich.
    Er spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken kroch, und schüttelte sie ab. Dann stürzte er den Punsch in einem Zug hinunter. Er hatte seit Jahren nicht mehr bewusst an diese Dinge gedacht. Doch es war die Geschichte seiner Familie; wenn sich Percy in der feinen Gesellschaft bewegen sollte, war es besser, wenn man es ihm erzählte, schon zu seiner eigenen Sicherheit. Wenn es eine öffentliche Verbindung zwischen ihm und Grey gab … manche Leute hatten ein langes Gedächtnis.
    Er überflog die Gesichter der Anwesenden, sah zum Glück aber niemanden, vor dem Percy sofort gewarnt werden musste.
    Als er sich aus seinem Versteck erhob, wäre er um ein Haar mit Diderot kollidiert, der zielstrebig auf die Pissoirs hinter der Trennwand am Ende des Zimmers zuhielt.
    »Pardon, Monsieur.« Sie hatten sich gegenseitig an den Armen gefasst, um nicht zu fallen, und sprachen wie aus einem Munde, um dann loszulachen.
    Das Gesicht des Philosophen glänzte vor Schweiß, und er wischte sich achtlos mit dem Ärmel über die Stirn. Grey zog ein Tüchlein aus seiner Tasche, um es ihm anzubieten, und spürte, wie ihm etwas aus der Tasche fiel.
    »Ah.« Er bückte sich, um es aufzuheben. » Permettez-moi, Monsieur. Un p’tit cadeau - pour vôtre femme .«

    Diderot zog ein wenig die Augenbrauen hoch, als er Taschentuch und Buch entgegennahm; er betupfte sich geistesabwesend die Wangen, schlug das Buch mit dem Daumen auf, las die Titelseite und brach in ein höchst ansteckendes Grinsen aus, dessen Charme durch eine Zahnlücke nicht verringert wurde.
    »Euer Diener, Sir«, sagte er. »Meine Frau wird Euch sehr dankbar sein, Monsieur!« Er winkte mit der Hand und schritt davon, das Buch immer noch offen in der Hand, und im nächsten Moment erklang schallendes Gelächter hinter der Trennwand.
    Die ersten Köpfe wandten sich in Greys Richtung, und er bemerkte, dass Percy Wainwright an seine Seite getreten war. Seine Miene war neugierig.
    »Was habt Ihr ihm denn gegeben?«
    »Äh …« Grey dämmerte, dass er in seiner Hast, seine Aufgabe zu erledigen, ganz vergessen hatte, M. Diderot davon in Kenntnis zu setzen, dass nicht er der Verfasser der Verse war, die gerade in diesem Moment im ganzen Raum für ebenso verblüfftes wie belustigtes Gemurmel sorgten. Immer mehr Leute kicherten mit, ohne eigentlich zu wissen, warum.
    Er konnte M. Diderot nicht gefasst

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