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Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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bist?«
    Janet sah erschrocken auf, dann nahm sie rasch einen Schluck Wein, um Zeit zu gewinnen. Dann fragte sie zurück: »Wie kommst du jetzt gerade darauf?«

    »Nicht erst jetzt. Ich denke schon länger darüber nach, aber ich habe gespürt, daß du nicht darüber sprechen wolltest. Nur inzwischen...« Er zögerte. Janet kam ihm nicht entgegen, sondern blickte ihn nur abwartend an.
    Andrew seufzte. »Mein Gott, Janet, ich will dich nicht festnageln. Aber ich mache mir Gedanken, wie es weitergehen wird. Ich...« Er lächelte, ein entwaffnendes, jungenhaftes Lächeln. »Ich fange an, mich sehr an deine Gesellschaft zu gewöhnen. Jeden Tag, wenn ich nach Hause komme, freue ich mich auf dich. Und gleichzeitig habe ich Angst vor dem Moment, an dem es vorbei ist.«
    »Wieso denkst du darüber überhaupt nach? Kannst du nicht einfach in der Gegenwart leben und...«
    »Nein.« Er legte seine Serviette auf den Tisch, stand auf, trat ans Fenster. Die Hände in die Taschen seines Bademantels gestemmt, schaute er hinaus in den Abend. »Es tut mir leid, diese Zeiten sind vorüber. Ich brauche wenigstens ein bißchen Klarheit über die Zukunft. Ich bin nicht mehr jung genug, um in den Tag hineinzuleben und mir keinerlei Gedanken zu machen, was der nächste Morgen bringt.«
    »Du solltest mich aber gut genug kennen, um zu wissen, daß ich mit Sicherheit nicht plötzlich aufstehe und verschwinde«, sagte Janet.
    Andrew wandte sich um. »Hat sich dein Mann, haben sich deine Söhne auch in dieser Sicherheit gewiegt?«
    Janet wurde blaß. »Das ist nicht fair, Andrew«, sagte sie leise.
    »Ist es fair, mich völlig im unklaren zu lassen?« fragte er zurück.
    Eine Weile sprachen sie beide nicht, dann stand Janet auf und begann, das Geschirr zusammenzustellen. »Der Abend war so schön bisher«, sagte sie.
    Andrew trat zu ihr hin, nahm ihre Hände. »Versuch
doch, mich zu verstehen. Ich würde so gern wissen, was dazu geführt hat, daß du so plötzlich in mein Leben geschneit bist.«
    »Warum?«
    »Weil mir das vielleicht etwas darüber sagen würde, ob du zurückkehren wirst oder nicht.«
    »Ich kann darüber nicht reden.«
    »Janet, daß du deinen Mann verläßt, kann ich mir noch vorstellen, ich meine, so etwas kommt ja öfter vor. Aber deine Kinder! Das paßt einfach nicht zu dir!«
    »Das sind keine Kinder mehr. Das sind junge Männer von vierundzwanzig Jahren.«
    »Trotzdem.« Andrew schüttelte den Kopf. »Es paßt einfach nicht. Gab es Ärger mit ihnen? Irgendein schlimmes Problem, mit dem du nicht fertig zu werden glaubst?«
    »Nein!« Das kam sehr scharf.
    Andrew sah sie an. »Janet? Sicher?«
    Sie entwand ihm ihre Hände. »Ich stehe hier nicht als Beschuldigter vor Ihnen, Herr Inspektor«, sagte sie heftig. »Es gibt keinen Grund, mich einem Verhör zu unterziehen!«
    »Das wollte ich doch nicht. Ich wollte nur...«
    »Wenn du es nicht willst, warum tust du es dann?« Janet nahm das Tablett und verließ das Zimmer. Andrew konnte hören, wie sie in der Küche laut klirrend hantierte. Er überlegte kurz, ob er ihr nachgehen und noch einmal das Gespräch mit ihr suchen sollte, aber dann dachte er, es sollte ihm reichen, einmal so schroff abzublitzen. Er wurde nun ebenfalls wütend. Was immer sie veranlaßt hatte, Deutschland zu verlassen, es konnte nicht so geheimnisvoll sein, daß man sich nicht einmal in Andeutungen darüber ergehen konnte.
    Er verließ den Raum, ging in sein Arbeitszimmer und
schmetterte laut die Tür hinter sich zu. Wenn Janet Distanz wollte, so konnte sie das haben.
    Für den Rest des Abends sprachen sie kein Wort mehr miteinander.
    Es war schon kurz nach zehn Uhr, als es bei Michael Weiss an der Haustür klingelte. Michael war gerade vor dem Fernseher eingeschlafen, schreckte auf und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Dann sah er auf die Uhr. Wer mochte das sein um diese Zeit? Er hatte das Gefühl, sein Herz setzte vor Angst ein paar Schläge aus, als ihm der Gedanke kam, es könnte etwas mit Tina geschehen sein. Ein Unfall, und jetzt kam die Polizei, um ihm mitzuteilen, daß...
    Er stürzte zur Haustür, riß sie auf. Vor ihm stand Dana, eine Flasche Wein in der Hand.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte sie beunruhigt.
    »Nein... wieso...?« Michael atmete tief durch und kam sich sehr lächerlich vor.
    »Sie sind total blaß«, stellte Dana fest, »deshalb dachte ich, es ist vielleicht etwas...«
    »Ich fürchte, ich bin vor dem Fernseher eingeschlafen«, gestand Michael. Peinlich genug,

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