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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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Platten und auf jeder ist das Motiv eines anderen Märchens. Ich mag am liebsten das mit Dornröschen. Die hat darauf ein ganz tolles blaues Kleid an. Man dreht die Platten um und drückte hinten vorsichtig drauf. Dann fallen Stücke heraus, die alle gleich groß sind. Die kann man jetzt einfach so wieder einsetzen, dass das Bild genauso aussieht, wie vorher. Lustig ist es aber auch, wenn man sie falsch rein steckt. Die passen nämlich alle überall rein. Manchmal setze ich der Magd aus Hans im Glück einen Schweinekopf auf. Das sieht so witzig aus!
    Auf der Rückseite der Plättchen stehen Rechenaufgaben und auf den freien Feldern die Lösungen, aber da gucken wir gar nicht drauf. Ich habe das Spiel schon tausendmal gespielt und kann die Plättchen ganz schnell wieder richtig einsetzen. Tanja schaffte das gar nicht. Trotzdem will sie das immer wieder spielen.
    Ich gebe ihr drei Platten und behalte drei für mich, natürlich auch die mit Dornröschen. Tanja dreht eine Platte um und drückt hinten drauf, damit die losen Teile rausfallen. Es macht ratsch und in dem Bild ist ein Loch! Erschreckt sieht Tanja mich an.
    „Na, das hast du ja toll gemacht!“, fahre ich sie an. Sie senkt den Kopf und fährt mit dem Finger über das Loch, als könne sie das damit wieder heil machen.
    „Jetzt mach es doch nicht noch mehr kaputt!“, schimpfe ich und reiße ihr die Platte weg. Ich drehe sie um, damit ich sehen kann, welche es ist. Aschenputtel.
    „Und jetzt?“, flüstert Tanja. Ein Wunder, dass sie überhaupt was sagt. Ich überlege. Was sollen wir machen. Mama wird immer wütend, wenn wir auf unser Spielzeug nicht achtgeben. Dass Tanja das kaputtgemacht hat, ist egal, weil ich sowieso den Ärger bekommen werde, denn ich soll ja auf sie aufpassen.
    „Warte hier“, bestimme ich und schiebe die Plastiktür etwas auf. Das Badewasser rieche ich bis hierher. Mama ist anscheinend im Wohnzimmer und Papa noch gar nicht vom Schrebergarten zurück. Ich schleiche mich in die Küche. An der Wand hängt ein Tesafilmabroller. Schnell schiebe ich den Küchenstuhl dorthin, kletterte rauf und ziehe ein Stück Klebeband ab. Dann stelle ich den Stuhl zurück und laufe ins Kinderzimmer.
    „Zeig her“, verlange ich. Sandra hebt zögernd die Platte an. Ich drücke das Papier wieder an die richtige Stelle und klebe dann den Streifen darüber. Er ist zu lang und verknubbelt sich, aber da kann ich jetzt nichts machen. Scheren sind im Kinderzimmer verboten. Ich weiß aber, dass Sabine eine in ihrer Schultasche hat. Trotzdem hole ich sie nicht, denn Sabine merkt immer, wenn ich an ihrer Tasche war und dann wird sie wütend.
    Nun setze ich das fehlende Teil vorsichtig wieder ein. Ich bin ganz zufrieden mit meinem Werk und wir räumen das Spiel schnell wieder in den Kasten, Aschenputtel ganz zu nach unten.
    Gerade, als wir den Karton im Schrank verstaut haben, ruft Mama uns zum Baden.
    „Zieh dich aus“, befehle ich Tanja und sie gehorcht sofort. Nackt laufen wir ins Bad. Sabine hat das Radio mitgenommen, als sie rausgegangen ist. Schade. Hier drin ist es warm, die Scheiben und Spiegel sind beschlagen. Das Badewasser allerdings ist nur noch lau. Mama lässt etwas Wasser ab und heißes nachlaufen. Schnell setze ich mich auf die schöne Seite. Tanja ist jetzt die Kleinste, also muss sie ja wohl unter dem Beuler und auf dem Stöpsel sitzen!
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 17
     
     
    „Ich dachte, du langweilst dich vielleicht, deshalb wollte ich dich besuchen“, erklärte Frank Fabian gerade. Er saß einer erwachsenen Frau gegenüber, was ja an sich nicht außergewöhnlich war, doch er spürte, dass sie extrem unsicher war, fast schon verängstigt.
    „Ich langweile mich nie“, erklärte sie ein bisschen trotzig.
    Nicole war zwar unter der Decke hervorgekommen, verschanzte sich aber in der äußersten Ecke des Bettes hinter ihrem Kopfkissen, das sie wie ein Schutzschild vor sich hielt. Sogar die Beine hatte sie angezogen und darunter versteckt.
    „Hast du es gut“, seufzte Frank, der auf einem Stuhl nah der Tür saß. „Ich langweile mich oft. Wie machst du das denn, dass dir nie langweilig ist?“
    Erst antwortete sie nicht, sah ihn nur abschätzend an, so als versuche sie zu ergründen, ob sie ihm vertrauen konnte. Frank versuchte sich krampfhaft an seine Kindheit zu erinnern. Das war doch noch gar nicht so lange her! Wie würde er sich hier fühlen? Was würde er denken, wenn er plötzlich hier aufwachen würde, ohne Familie,

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