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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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Medikamentencocktail. Er hätte in ihrer Akte nachsehen sollen, bevor er zu ihr gegangen war. Irgendwie hatte er es ziemlich eilig gehabt, herzukommen.
    „Was denn?“, fragte sie, blieb aber auf der Bettkante sitzen.
    Frank holte das Bilderbuch und eine Packung Wachsmalstifte hinter seinem Rücken hervor. Ihre Augen wurden kugelrund vor Staunen und die Mundwinkel zuckten leicht, allerdings so, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie lachen oder weinen sollte.
    „Du wolltest doch das Buch haben und mit den Stiften können wir deinen Gips anmalen“, meinte Frank.
    Er hatte mit überschwänglicher Freude gerechnet, aber Nicole blieb auf Distanz. Allerdings war ihr sehnsüchtiger Blick überdeutlich. Vorsichtig ging Frank auf sie zu und hielt ihr das Buch entgegen. Sie rollte die Unterlippe nach innen und kaute darauf herum. Ihre linke Hand zuckte unruhig, aber sie griff nicht nach dem Geschenk.
    „Nimm es ruhig. Ich habe es extra für dich besorgt. Vielleicht können wir es uns auch zusammen anschauen“, versuchte er sie zu locken.
    „Es ist neu“, hauchte Nicole und starrte das Buch misstrauisch an. Hatte sie erwartet, er würde ihr ihr altes Buch besorgen? Vermutlich gab es das schon gar nicht mehr. Frank sah, wie ihre Hände zitterten, als sie sich endlich überwand und nach dem Buch griff. Sie riss es ihm förmlich aus der Hand und zog sich damit in ihre Ecke zurück. Mit angezogenen Knien machte sie sich ganz klein, wie am Vortag. Sie behielt ihn im Auge, aber ihr Blick huschte immer wieder auf das Buch, das nun in ihrem Schoß lag. Andächtig strichen ihre Finger über den Einband, streichelten ihn. Ihre Augen saugten sich am Titelbild fest. Sie vergaß ihn völlig.
    Frank setzte sich wieder auf den Stuhl neben der Tür. Die Packung mit den Wachsmalstiften hielt er immer noch in der Hand. Er wollte erst Filzstifte und dann Buntstifte mitnehmen, aber die waren hier verboten, da sie sich als Waffe einsetzen ließen. Er war sich nicht sicher, ob Wachsmaler erlaubt waren, aber kontrolliert hatte ihn niemand und persönlich fand er sie ungefährlich.
    Nicole hatte das Buch jetzt aufgeschlagen und murmelte vor sich hin. Frank spitzte die Ohren. Las sie die Geschichte vor? Nein, er hatte sich den Text gestern angesehen und das, was sie da plapperte, kam so nicht vor.
    „Die Mutter hat geschlafen“, sagte Nicole plötzlich laut. Frank horchte auf. Diese Stelle schien ihr wichtig zu sein. Der kleine Häwelmann aus der Geschichte wollte in seinem Bett geschaukelt werden. Seine Mutter machte das, bis sie einschlief und sein Schreien nicht mehr hörte.
    „Kannst du das glauben?“, fragte Nicole ihn nun direkt.
    „Was?“
    „Dass die Mutter ihn nicht gehört hat. Er hat doch laut neben ihr geschrien. Wieso hat sie ihn nicht gehört?“
     
     
    Frank überlegte, was das zu bedeuten hatte. War Nicole etwas Ähnliches passiert? Hatte ihre Mutter auf einen Hilferuf nicht reagiert?
    Frank dachte an die erste Lektion, die er hier gelernt hatte. Man sollte Fragen nicht direkt beantworten, sondern Gegenfragen stellen. Das war gar nicht so leicht umzusetzen und hatte ihn einiges an Übung gekostet.
    „Ich weiß nicht“, entgegnete er deshalb, „meinst du denn, dass so etwas möglich ist?“
    Entschieden schüttelte Nicole den Kopf.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 21
    Früher
     
     
    Tanja weint oft. Ich habe sie selten lachen hören. Aber jetzt sitzen wir zusammen in der Badewanne und Tanja kriegt sich gar nicht mehr ein. Sie schlägt mit der flachen Hand auf das Wasser, dass es nur so spritzt, und pustet mir Schaum ins Gesicht. Erst habe ich sie noch ermahnt, nicht so eine Sauerei zu machen, aber dann habe ich einfach selbst zu viel Spaß gehabt. Ich mache sie ebenfalls nass und das Wasser schwappt an ihr vorbei auf den Boden.
    Meine Eltern sind nicht da, denn es ist Samstag und sie gehen ein Mal im Monat am Samstag mir ihren Freunden zum Kegeln. Sonst baden wir immer, bevor sie weggehen, aber heute hat Mama so viel zu tun gehabt und Sabine hat sich angeboten, uns aus der Wanne zu holen. Die Vorbereitung des Bades ließ Mama sich jedoch nicht nehmen.
    Wir spritzen uns nass, stehen auf und lassen uns ins Wasser plumpsen und Tanja lacht und quietscht vor Vergnügen.
    Die Handtücher, die zwischen Badewanne und Waschbecken hängen, tropfen bereits!
    Plötzlich reißt Sabine die Badezimmertür auf. Vor Schreck springe ich beinahe aus der Wanne.
    „Was macht ihr denn da?!“, schreit sie uns an. Ich habe

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