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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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Hektisch gleitet mein Blick umher. Ich will mein Buch!
     
     
    „Was ist? Willst du selber malen? Schau, ich habe dich losgemacht. Du kannst dich ruhig hinsetzen.“
     
     
    Tatsächlich! Ich kann mich bewegen! Aber eigentlich will ich das gar nicht. Es ist gerade so schön hier zu liegen. Ich will nur mein Buch. Ich versuche ihm das klar zu machen.
    „Häwelmann!“, denke ich ganz laut.
     
     
    „Warte. Was hast du denn? Soll ich den Gips nicht anmalen? Magst du das nicht?“
     
     
    Ich verdrehe die Augen. Er versteht mich nicht. Wie könnte er auch? Aber er soll! Ich will, dass er mich versteht!
    „Buch?“, flüstere ich. Ich glaube jedenfalls, dass er das hören konnte.
     
     
    „Ach so! Du willst das Buch. Sag das doch! Es ist hier. Keine Sorge. Es ist deins. Ich habe es für dich besorgt.“
     
     
    Er hat mich verstanden! Ich kann es gar nicht glauben! Endlich hat es geklappt! Ich fühle das Gewicht des Buches auf meiner Brust. Es hat dicke Pappseiten. Die Geschichte ist ja nicht so lang, aber das Buch ist schwer.
     
     
    „Guck, ich mal dir eine Blume hier hin, ja? Magst du Blumen?“
     
     
    Ich richte mich ein wenig auf, um die Blume zu sehen. Hübsch sieht sie aus. Er kann gut malen. Ich will auch, aber bei mir dreht sich alles.
     
     
    „Hier, nimm den Stift.“
     
     
    Ich hebe den Gips zu mir hoch. Er ist ganz schön schwer. Meine Hand zittert. Ich male rauf, runter, rauf. Das ist ein N! So fängt mein Name an. Ein N ist ein M, an dem ein Bein fehlt. Das macht aber nichts, denn das Bein kommt gleich daneben. Das ist ein I! Dann kommen ein halbes O und ein ganzes O.
    Es ist so anstrengend mit links zu schreiben. Aber es ist ja fast fertig. Nur noch ein I mit einem Füßchen dran, damit es nicht umfällt, das ist dann ein L. Und jetzt kommt der schwerste Buchstabe. Den kann ich ganz schlecht. Er fängt an, wie der davor, aber er hat oben und in der Mitte noch einen Strich.
     
     
    „Dein E fällt ja um“, hat Oma immer gesagt und gelacht.
    „Dann sieht es aus wie ein M, dem jemand die Spitzen platt gehauen hat!“
    Wir lachen.
    Ach, Oma! Schön, dass du wieder da bist.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 27
    Früher
     
     
    Ich bin mit Britta und Birgit am Wäscheplatz neben unserem Haus. Wir müssen dort immer schaukeln, wenn die Mütter Wäsche aufgehängt haben. Einmal hat nämlich jemand Sachen von der Leine geklaut!
    Mein Papa hat eine Schaukel gekauft, aber die ist blöd. Sie besteht aus einem Seil, auf das man ein Brett legt. Das Brett hat zwar auf der Unterseite eine Aussparung, in die das Seil rein soll, aber es rutscht immer wieder raus und wir landen auf dem Po!
    Ich bin dran mit Schaukeln und irgendwie falle ich runter. Wahrscheinlich ist das Brett mal wieder abgerutscht. Ich knalle mit dem Kopf voll auf die Steinplatten, setze mich aber gleich auf und warte darauf, dass die anderen mich auslachen, aber sie starren mich nur ganz komisch an.
    Blut läuft mir warm über das Gesicht. Ich habe oft Nasenbluten. Das kennen die beiden doch. Warum gucken die denn jetzt so? Ich wische mir mit dem Handrücken über die Nase. Komisch. Da ist kein Blut dran.
    Britta und Birgit rennen auf einmal weg und fangen an nach meiner Mutter zu schreien. Wir dürfen nicht klingeln. Die Mütter lassen immer das Küchenfenster gekippt und wir müssen sie rufen, wenn wir etwas wollen.
    Ich weiß gar nicht, was los ist. Mir ist nur schwindelig und aufstehen kann ich auch nicht.
    Durch das Geschrei kommen die ganzen Nachbarn angelaufen und stehen um mich herum. Dann packt mich jemand am Arm und zieht mich hoch. Alle reden durcheinander und ich muss plötzlich kotzen, fast auf meine Schuhe.
     
    „Holen Sie lieber das Auto. Sie müssen zum Krankenhaus! Wir kümmern uns schon um die Kleine“, höre ich Brittas Tante sagen.
    Britta wohnte bei ihrem Onkel, den sie Papa nennt und ihrer Tante, die sie Tante nennt.
    Irgendwer hat mich auf die Stufe vor der Tür unseres Wohnblocks gesetzt. Sie ziehen mir mein Oberteil über den Kopf und sagen ich soll nach unten gucken und dann drücken sie mir was so fest gegen den Kopf, dass ich gar nicht anders kann, als auf den Boden zu starren. Was ist denn nur los?
    Mein Papa hat seine Garage weiter vom Haus weg. Er fährt immer mit dem Fahrrad hin, um das Auto zu holen, aber wir brauchen es sowieso ganz selten.
    Irgendwann kommt mein Vater angefahren und Brittas Tante will mich unbedingt noch umziehen, damit ich im Krankenhaus sauber bin, aber jedes Teil,

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