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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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Arzt hereingestürzt. Er war außer Atem und fragte, was hier los sei. John zuckte die Schultern und zeigte auf die Umstehenden.
    „Ich habe Nicole alleine im Entspannungsraum gelassen“, zischte Frank dem irischen Pfleger zu, „jemand muss nach ihr sehen.“
    John nickte und machte sich auf den Weg, während Frank versuchte, die Situation im Aufenthaltsraum zu klären. Eine Schwester kam John entgegen und er schickte sie zur Unterstützung zu Frank. Sie konnte die Medikamente richten, die der Doktor sicher brauchen würde.
    Nach wenigen Schritten erreichte John den Entspannungsraum konnte Nicole aber nicht sehen. Sie war doch nicht etwa alleine unterwegs? Beunruhigt schaute er sich um. Bei den ganzen Gegenständen, die es hier gab, konnte man leicht jemanden übersehen. Ganz hinten in einer Ecke fand er sie schließlich. Nicole stand vor dem Fenster und hatte eine Hand auf das Glas gelegt. Mit großen Augen starrte sie durch die Scheibe.
    John blieb auf Abstand und beobachtete sie. Anscheinend war er noch nicht bemerkt worden. Nicole trat näher an das Fenster, das auf Höhe ihrer Taille anfing und das mit Sicherheitsglas versehen war. Erst jetzt wurde John klar, dass sie nicht hinaussah, sondern ihr Bild anstarrte, das sich in dem Glas spiegelte. Er konnte ein Kratzen im Hals nicht unterdrücken und räusperte sich. Sofort fuhr Nicole zu ihm herum.
    „Wer ist das?“, flüsterte sie.
    John sah von der Patientin zur Scheibe und wieder zurück. Offenbar wusste sie nicht, dass sie sich selbst sah.
    „Kommst du zu mir rüber?“, fragte er und streckte die Hand nach ihr aus. Vielleicht war es besser, wenn sie sich nicht erkannte.
    Nicole sah von ihm zurück zum Fenster. Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihr Gegenüber. Dann drehte sie den Kopf zur anderen Seite, hob schließlich den linken Arm und dann den rechten mit dem Gips. Als sie den gespiegelten Gips entdeckte, runzelte sie die Stirn.
    „Komm“, lockte John, „wir gehen was spielen.“
    Doch es war schon zu spät. Mit voller Wucht rammte Nicole den Gipsarm gegen die Scheibe, die zwar nicht brach aber Risse bekam. Bevor John sich auf die Patientin werfen konnte, hatte sie auch schon die Stirn gegen das Fenster geschlagen. Blut lief aus einer Platzwunde.
    Nicole schrie schrill und laut, wie sie es bei Professor Wieland schon einmal gemacht hatte. John hielt sie von hinten fest umklammert und fixierte ihre Arme mit seinen.
    „Ruhig!“, ermahnte er sie. Trotz seiner körperlichen Überlegenheit schaffte er es kaum sie zu bändigen. Sie bockte wie ein wildes Pony und schaffte es, ihn zur Seite zu zerren. Gemeinsam landeten sie auf den weichen Matten. John hielt die Umklammerung aufrecht, keuchte aber vor Anstrengung. Sein Atem streifte ihr Ohr. Plötzlich war der Körper, den er festhielt, hart wie Beton. Jeder Muskel schien angespannt. John ließ die Patientin los und stellte fest, dass sogar ihr Kiefer verkrampft war. Die Augen waren weit geöffnet und starr.
    „Nicole?“, sprach er sie an, aber sie reagierte nicht.
    Schritte näherten sich auf dem Flur und John war froh, als er Frank erkannte.
    „Alles in Ordnung?“, rief der junge Arzt ihm entgegen.
    Kopfschüttelnd stand John über der Patientin. Er konnte sich nicht erklären, warum sie auf einmal steif wie eine Puppe geworden war.
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 59
     
     
    Ich habe Angst und kann mich nicht bewegen! Hat mich wieder jemand festgebunden? Warum tun die das?
     
    Die Frau, die ich gesehen habe, hat etwas ganz Furchtbares getan. Ich habe ihr dabei zugesehen. Aber es war wie ein Traum und deshalb habe ich versucht, nicht mehr daran zu denken. Ich habe es ganz nach hinten geschoben, zu den anderen Dingen, an die ich mich nicht erinnern will. Wenn ich sie in die hinterste Ecke packe und mir lange genug sage, dass sie gar nicht da sind, dann vergesse ich sie. Wenn sie doch rauskommen wollen, stoße ich sie wieder zurück. Ich weiß, dass da nicht mehr viel Platz ist, denn es wird immer schwieriger sie drin zu behalten. Es ist, als wenn ich einen Schuhkarton zu voll packe und der Deckel geht dann nicht mehr richtig zu. Obwohl Mama ein Einmachgummi drum macht, steht der Deckel vorne und hinten noch hoch. So fühlt es sich an.
    Ich weiß, dass Frank da ist. Ich höre alle wild durcheinanderreden aber seine Stimme ist die deutlichste. Vielleicht schaffen sie es ja, mich von hier weg zu holen, bevor die Frau mich erwischt. Frank hat mich doch schon einmal gehört, als niemand

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