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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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als ich bei Oma war. So toll wie der kann ich nicht schwingen, aber hier ist ja auch nicht so viel Platz. Frank hockt auf einem Sitzsack. Dieses Ding ist auch lustig. Es sieht aus wie eins von Omas dicken Oberbetten, nur dass es blau ist. Irgendwelche Kügelchen sind da drin, das kann ich durch den Stoff fühlen. Wenn man sich draufsetzt, sinkt man richtig ein. Es gibt hier so viele Sachen, dass ich mich gar nicht sattsehen kann. So viel zu entdecken! Frank hat schöne Musik angemacht. Niemand singt, aber ich höre Vogelgezwitscher und Flöten, glaube ich.
    „Magst du dich hinlegen und ich erzähle dir eine Geschichte?“, fragt Frank.
    Oh ja! Geschichte! Ich nicke eifrig und überlege, wo ich mich hinlegen soll. Die Hängematte sieht gemütlich aus. Ich versuche hineinzuklettern, falle aber wieder heraus. Verdattert bleibe ich auf dem Boden sitzen. Frank lacht. Ich habe mir ja auch nicht wehgetan, denn hier liegen überall weiche Matten. Deswegen kann man auch so schlecht laufen. Schließlich schaffe ich es doch noch, mich in die Hängematte zu legen.
    „Soll ich anfangen?“, fragt Frank.
    Ich nicke, aber dann merke ich, dass er mich gar nicht sehen kann, weil ich über ihm bin.
    „Ja“, sage ich und schließe die Augen.
    „Es war einmal ein kleines Mädchen“, beginnt Frank zu erzählen, „Sie hatte eine große und eine kleine Schwester. Manchmal stritten sich die Drei, aber meist spielten sie friedlich miteinander.“
    „Wie hieß das Mädchen?“
    „Sollen wir sie Nicole nennen?“
    Ich zögere. Soll sie so heißen wie ich? Wer weiß, was sie anstellt.
    „Es ist nur ein Name“, sagt Frank, „viele Mädchen heißen Nicole.“
    Da hat er recht und ich sage ihm, dass das Mädchen aus der Geschichte ruhig Nicole heißen kann.
    „Also: Nicole spielt gerne mit ihrer großen Schwester, aber die will nicht mehr mit ihr spielen. Sie meint, sie sei zu alt dafür. Aber da ist ja noch die kleine Schwester. Nicole spielt also mit ihr.“
    „Wie heißen die Schwestern?“
    „Möchtest du ihnen Namen geben?“
    „Die Große soll Sabine heißen und die kleine Tanja“, entscheide ich. Er weiß ja nicht, dass meine Schwestern so heißen, oder? Aber es sind ja nur Namen. Das hat er ja gerade selbst gesagt. Viele Kinder heißen Sabine oder Tanja.
    „Nicole spielt also mit Tanja, weil Sabine andere Sachen zu tun hat“, fährt Frank fort.
    „Sie muss für die Schule lernen und sich mit Freunden treffen“, stimme ich ihm zu.
    „Genau“, sagt Frank, „und Nicole ist traurig, weil sie lieber mit ihrer großen Schwester spielen will.“
    Ich nicke. Das kann ich gut verstehen.
    „Aber dann muss Nicole wegfahren. Sie ist nämlich krank“, erzählt Frank.
    Ich lausche gebannt.
    „Sie muss ganz alleine von zu Hause weg, obwohl sie noch so klein ist. Sie geht noch nicht mal in die Schule. Kannst du dir das vorstellen?“
    Ich nicke. Ich weiß genau, wie das ist. Mein Hals wird eng. Ich weiß nicht, ob ich will, dass er weiter erzählt. Ich glaube, die Geschichte gefällt mir nicht.
    „Nicole muss wegfahren, weil sie sonst nicht in die Schule darf. Sie ist dort ganz alleine und kennt niemanden“, sagt Frank.
    „Nein“, widerspreche ich, „sie hat eine Freundin.“
    „Gut. Wie soll die Freundin denn heißen?“
    „Karin“, sage ich bestimmt.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 57
    Früher
     
     
    Ich liege wieder im Krankenbett. Ein anderer Arzt war da und hat gesagt, dass ich noch eine Nacht zur Beobachtung hier bleiben soll. Wolf hat hinter dem Rücken des Mannes so komisch gegrinst. Er ist mir unheimlich und seine Spiele mag ich nicht. Mein Po tut immer noch weh, obwohl er mich eingecremt hat wie ein Baby. Am liebsten wäre ich wieder im Schlafsaal bei Karin.
    Ein kleiner Junge wird gebracht und Wolf muss sich um ihn kümmern. Ich kenne den Kleinen. Er musste schon mal in der Ecke stehen, als ich auch dort stehen musste, weil ich nicht aufgegessen hatte. Natürlich befanden wir uns in verschiedenen Ecken, aber als alle weg waren, habe ich mich umgesehen und ihn entdeckt. Er ist kleiner als ich und auch kleiner als Tanja. Sein Kopf ist irgendwie komisch, so lang gezogen und er sabbert oft und grinst immer blöd.
    Als sich die Aufregung legt, bleiben nur noch Wolf, der Junge und ich zurück. Mir ist nicht wohl dabei. Bestimmt kommt Wolf gleich wieder zu mir. Ich mag nicht, wenn er mich anfasst, aber er muss dauernd an mir herumfummeln.
    Da kommt er schon. Ich kneife die Augen zu. Vielleicht geht er

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