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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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es dem Gericht vor. Dort fällt dann die Entscheidung. Wollen Sie den Polizeibericht lesen?“
    Frank zögerte. Er wusste nicht, ob er sich die Tat in allen Einzelheiten und womöglich noch mit Fotos zumuten konnte. Alleine die Informationen, die er vom Professor bekam, hatten ihn ziemlich aus der Bahn geworfen.
    „Sie müssen sich das nicht antun. Ich dachte nur, Sie wollten vielleicht absolute Klarheit.“
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 77
     
     
     
     
    „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“
    „Niemand!“
    „Und wenn er kommt?“
    Wir rennen kreischend weg. Ich spüre, wie der Kies mir gegen die Waden spritzt. Roter Kies.
     
     
    „Fischer, Fischer, wie tief ist die See?“
    „Tausend Meter tief!“
    „Wie kommen wir rüber?“
    „Hüpft auf einem Bein!“
    Wir hüpfen und lachen und erstarren zu Statuen, wenn der Fischer sich umdreht.
     
     
    „Dreh dich nicht um, der Plumpsack geht herum. Und wer sich umdreht oder lacht, der kriegt was auf den Buckel geklatscht!“
    Wir stehen im Kreis auf der Wiese hinter dem Haus. Ich trage weiße Kniestrümpfe. Einer hat das zusammengeknotete Stofftaschentuch erwischt und rennt dem Plumpsack hinterher.
     
     
    Es ist schön draußen zu spielen. Im Sommer tragen die Jungen kurze Lederhosen. Es riecht nach gemähtem Gras und wir pflücken Blumen und binden daraus Kränze.
     
     
    Doch dann ist auf einmal alles dunkel. Die Sonne verschwindet, genau wie die Menschen.
     
     
    „Oma ist tot“, Mamas Stimme klingt in meinem Kopf dumpf, „sie ist gestorben, als du in der Kur warst“.
    Ich glaube ihr nicht. Papa fährt mich mit Mama zu Omas Grab. Aber ich glaube es immer noch nicht. Oma wollte auf mich warten! Oma hat gesagt, dass ich bei ihr schlafen darf, wenn ich aus der Kur komme.
     
     
    „Tanja ist bei ihrem richtigen Papa“, sagt Mama. Ich sehe in den Schrank und das Fach, in dem Tanjas Sachen waren, ist leer. Ich kann es trotzdem nicht glauben, aber ihr Sessel ist auch weg und wir haben wieder eine richtige Tür.
     
     
    „Sabine ist gestorben“, sagt Mama, „sie hatte einen Unfall.“ Aber das kann nicht sein! Ihre Sachen sind alle noch da. Mama weint die ganze Zeit. Papa trinkt Bier und Mama schimpft gar nicht mit ihm, obwohl sie das sonst immer macht, wenn er viel trinkt und er trinkt viel. Wir gehen zum Friedhof, aber ich glaube es immer noch nicht.
     
     
    „Papa ist tot“, sagt Mama. Ihre Augen sind rot wie Blut, ihr Gesicht ist weiß wie Schnee, aber ihre Haare sind nicht mehr schwarz wie Ebenholz. Sie ist grau geworden. Ganz plötzlich sieht sie alt aus. Papa kommt nicht mehr wieder, genau wie die anderen.
     
     
    Ich weiß nicht, wo sie sind, aber ich weiß, wer sie geholt hat. Und ich kann nichts machen! Ich warte darauf, dass auch Mama verschwindet.
    Sie zeigt mir eine bunte Postkarte, die ich sofort erkenne. Wolf hat sie also doch abgeschickt! Es steht aber nichts drauf, nur die Adresse.
    Wolf!
    Er ist an allem schuld! Ich zerreiße die Karte in ganz viele kleine Schnipsel und Mama steht nur daneben und starrt mich an, als würde sie mich nicht kennen. Da wird mir klar, dass er sie längst geholt hat. Das hier ist nicht meine Mama. Das ist irgendjemand anderes. Ich fange an zu schreien und kann mich gar nicht mehr beruhigen. Mama trägt mich ins Badezimmer, setzt mich in die Wanne und braust mich eiskalt ab. Dabei weint sie. Irgendwann wickelt sie mich in ein Badetuch ein und legt mich ins Ehebett, auf Papas Seite. Ich zittere so sehr, dass meine Zähne klappern. Mama legt sich zu mir, deckt uns beide zu und hält mich ganz fest. Mein Körper wird steif. Ich will hier nicht liegen! Nicht da wo er gelegen hat! Ich will nicht angefasst werden! Nicht von dieser Frau, die nicht meine Mama ist! Am liebsten würde ich mich in Luft auflösen und zu Oma fliegen!
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 78
    Früher
     
     
    Ich bin verloren gegangen. Hier gehöre ich nicht hin! Es macht mich traurig, wenn ich daran denke, dass meine richtige Familie irgendwo auf mich wartet. Vielleicht weinen sie, weil ich nicht wieder gekommen bin, so wie ich weine, weil ich nicht zu ihnen kann. Ich möchte die Zeit zurückdrehen.
    „Du kannst doch nicht ewig nur da liegen“, sagt die Frau, die meine Mama sein will. Ich weiß, dass sie es nicht ist. Meine Mama sieht anders aus. Sie hat dunkle Haare und sie lacht oft. Auch ihre Stimme ist anders, glaube ich.
    „Lass sie doch!“
    Das ist meine Schwester. Sie sieht auch anders aus. Ihre Haare

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