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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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der ihr nach Mund redete, ohne seine Motive zu hinterfragen, nur weil er den gleichen (Irr-) Glauben teilte. Sie hatte ihr ganzes Misstrauen schon an Malakai verschwendet und lief blindlings in eine Falle. Romy konnte nur nach Luft schnappen, als ihr die Zusammenhänge klar wurden. Der Mönch wickelte die gutgläubige Marga um den Finger und ließ sie zur Marionette in seinem perfiden Spiel werden.
    Die Ähnlichkeit zwischen Marga und Bekky machte ihr Angst. Ihre Schwester litt natürlich nicht an diesen Symptomen, die an krankhaften Wahnsinn grenzten, doch sie hatten sich aufgrund der Persönlichkeit ihrer Mutter in ihr verfestigt.
Romy kauerte zitternd auf dem nassen Erdreich und wurde von den Geschehnissen der Vergangenheit regelrecht erschlagen. Sie erfuhr, wer das Feuer in ihrem Zuhause gelegt hatte. Es war keine defekte Gasleitung gewesen sondern eiskalt geplante Brandstiftung.
    MÖRDER! ELENDER MÖRDER!
    Alles in ihr schrie nach Vergeltung, doch durch ihre zugeschnürte Kehle rang sich kein Laut. Sie konnte nur noch einen roten Nebel sehen, da sie sich beinahe am Rand der Raserei befand, weil sie das alles erneut durchleben musste, was sie in ihrer Kindheit wegen des Schocks verdrängt hatte. Ihre Gabe hatte sich seit der Verwandlung verändert, sie konnte Dinge aus verschiedenen Perspektiven sehen. Alles war so real, dass sie nach Luft schnappte und hustete, weil sie meinte, in dem Rauch zu ersticken. Sie war wieder ein kleines Mädchen, das Todesängste ausstand und zusehen musste, wie ihre Mutter sich in die Flammen fallen ließ, weil sie keine Kraft mehr hatte, sich ihrem Wahn entgegen zu stellen.

    Sommer, vor ca. 25 Jahren
    Auch damals hatte ein schweres Gewitter getobt. Blitze rissen den nachtblauen Himmel auf, wo sich schwarze Wolken zusammen zogen, als wären sie eine himmlische Schar von finsteren Rächern, die kurz davor standen, in eine Schlacht zu ziehen.
Von dem kleinen Einfamilienhäuschen, das ein paar Tage zuvor in Flammen aufgegangen war, waren nur noch verkohlte Reste zu erkennen, die nun unter der Flut des herabstürzenden Wassers zu einem einheitlichen Brei durchweicht wurden. Die letzten in den Himmel aufragenden Stützen des Hauses sahen wie verkrampfte Klauen aus, die die Opfer von ihren Gräbern hinauf streckten, als wollten sie in dieser Welt Halt finden. Oder Antworten.
    Inmitten dieses Unwetters, bei dem sich kaum ein Mensch auf die Straße wagte, erschien eine dunkle Gestalt auf dem Gehweg vor dem verwitterten Gartenzaun. Er trug einen dunklen Umhang um die Schultern und starrte mit blassem, fassungslosem Gesichtsausdruck auf das Bild des Schreckens, das sich ihm bot. Es waren keine Farben mehr zu erkennen. Nicht das fröhliche Gelb des Zauns, nicht das kräftige Grün des Rasens noch das leuchtende Rot des Dreirads seiner kleinen Tochter, das nun verlassen in den Trümmern lag, die die Feuerwehr bei ihrem Löscheinsatz hinterlassen hatte.
    „Romana… Rebeka… Marga…“
    Er wiederholte die Worte immer wieder flüsternd, als könnte er dadurch einen Kontakt zu ihnen herstellen. Der Mann taumelte ein paar Schritte vorwärts und umklammerte die Spitzen des Zaunes so fest mit beiden Händen, dass das schwache Material unter seinen Fingern nachgab und zersplitterte. Er spürte nicht den geringsten Schmerz, als sich dicke Holzsplitter in seine Haut gruben und sein Blut aus den Wunden hervorquoll.
    Er warf nur den Kopf in den Nacken und stieß einen unhörbaren Laut aus, als hätte er die Sprache verloren. Sein Gesicht war von größter inneren Pein verzerrt und in seinen Augen brannten Tränen. Schließlich fiel sein Kinn müde auf seine Brust und er stand reglos im Regen, der sein Haar durchweicht hatte und ihm in den Kragen rann. Er weinte leise, man sah jedoch nur seine breiten Schultern beben.
    Nach unendlich erscheinenden Minuten ging ein Rucken durch seinen Körper und sein Kopf schoss in die Höhe, so dass man seine rot aufleuchtenden Augen sehen konnten, in denen unkontrollierbarer Wahnsinn zu lesen stand. Oder war es nur eine vorübergehende Raserei, weil ihn die Trauer seines Verlustes übermannt hatte?
Dieses Mal hörte man seine Schreie über Blitz und Donner hinweg.
    „THERON! THERON! WAS HAST DU GETAN?! AAAAAAAAAHHHHHH!“
    Seine Stimme kippte, er ließ den Zaun los und drehte sich von dem trostlosen Anblick des zu Staub und Asche zerfallenden Hauses weg, um in die Höhe zu schießen. Sein Cape flatterte im peitschenden Wind, dann hatte ihn die Dunkelheit scheinbar

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