Die Suenden der Vergangenheit
Wassers.
Chryses machte kehrt, griff aus einem in die Wand eingelassenen Regal in der Umkleide eines der bereitliegenden, flauschig weichen Duschhandtücher und kehrte damit zurück in die Gemeinschaftsdusche.
Doch statt sie herauszuholen, trat er einfach in den Strahl des Wassers hinein. Nass war er sowieso schon vom Regen und es machte keinen Unterschied, noch nasser zu werden. Behutsam legte er ihr das Handtuch über, das sich ebenfalls sofort mit Wasser voll sog, von Romy jedoch dankbar über die angezogenen Knie bis ans bebende Kinn hochgezogen wurde.
Sie sah ihn immer noch nicht an. Chryses drehte die Temperatur des Wassers ein klein wenig höher und ließ sich dann neben sie zu Boden gleiten. Alles an ihm klebte und die Stiefel würden hinterher nicht mehr zu gebrauchen sein. Aber das machte nichts. Der Dreck, der von ihm abgewaschen wurde, sammelte sich zwischen ihnen in einem schwarzroten Rinnsal, der gen Abfluss strudelte. So wie er von außen aussah, fühlte sich Romy von innen.
„Was für eine beschissene Nacht.“, sagte er leise und überließ es ihr, seine Nähe zu suchen, obwohl es ihm schwer fiel, sie in diesem Augenblick nicht an sich zu ziehen, womit er sie vielleicht wieder ungewollt bedrängt hätte. Sie musste von selbst mit ihm reden wollen. Anders würde es nicht funktionieren.
Ihre Finger, die das Handtuch hielten, obwohl es bereits von selbst durch die nasse Schwere an seinem Platz blieb, waren schmutzig. Erde. Gras. Regen.
Allerdings zusammen mit ihrem Zustand kein angenehmer Geruch, der ihm einen Schauer über die Unterarme jagte. Er langte noch mal hoch und stellte das Wasser wieder ein paar Grad heißer. Und heißer und heißer, bis Romys Wangen anfingen zu glühen und ihre Zähne endlich nicht mehr aufeinander schlugen.
Romy spürte seine Nähe, so wie ihre Mutter die Nähe ihres Vaters gespürt haben musste. Daran war doch nichts Schlechtes!
Sie selbst war nur gerade nicht fähig, auf ihn zu reagieren. Das Zittern wollte und wollte einfach nicht aufhören, sie schaffte es einfach nicht, sich zu rühren. Sie versuchte, an ihren Verstand zu appellieren, dass ihr Verhalten einfach nur lächerlich und übertrieben hysterisch war, doch diesmal reichte das nicht. Ihre steifen Finger lösten den verkrampften Griff um das Handtuch, das er ihr umgelegt hatte. Sie waren immer noch schmutzig und sie hielt sie zitternd in den heißen Wasserstrahl, wobei sie den Dreck heftig abrieb, als wollte sie ihre Haut von den Knochen lösen.
Die Heftigkeit, mit der Romy ihre Hände unter dem Wasserstrahl abspülte, machte weiter deutlich wie schlecht es ihr ging und wie sehr sie sich darum bemühte, ihm das Gegenteil zu beweisen. Rys sah ihr dabei zu und dachte sich seinen Teil. Er konnte sagen, was er wollte, wenn sie nicht vorher zu ihm kam, würden sie zum wiederholten Mal nicht zueinander finden. Zumindest nicht auf dieser Ebene der Kommunikation. Alles andere klappte ja hervorragend.
Je länger das Wasser lief, desto ruhiger wurde sie und endlich, endlich – nach einer unglaublich langen Weile, wie ihm schien, kam sie zu ihm. Schutz- und haltsuchend rückte sie ganz nah an ihn heran, klammerte sich mit einer Hand in den klitschnassen Stoff seines Shirts und entschuldigte sich. Rys fragte nicht, weswegen. Instinktiv spürte er, dass es ihr einfach ein Bedürfnis war. Nach der Sache mit ihrer Mutter, Malakai und letztendlich ihrer Schwester Rebeka machte sie sich sicher Sorgen, ob er sie dank dieser Umstände, die dazu geführt hatten, dass sie ihre Gefühle nicht so ausleben konnte, wie sie gern gewollt hätte, doch noch zurückweisen würde.
Dabei galt seine Bitte um baldige Verbindung immer noch und hätte es ihr irgendwie geholfen, wäre er sofort in diesen nassen Sachen ohne sich mit dem Umziehen aufzuhalten gen Orakel marschiert, um die Trauung zu vollziehen. Aber das war nicht das, was Romy wollte und er war sich sicher, die Sache hinterher ebenfalls zu bereuen, aber nur, weil es nicht der schönste beziehungsweise romantischste Tag ihres Lebens geworden war. Romy mochte viele Dinge zu sehr mit dem Kopf entscheiden oder über die Bühne bringen wollen, das hieß aber nicht, dass sie nicht mehr empfand als ein Stück Holz.
Natürlich wollte sie ein passendes Kleid. Am liebsten von einem schicken Designer. Ganz genauso ein Tag wie Catalina ihn sich mit Nathan ausmalte, nur nicht so verspielt in der Rahmenhandlung. Zu viel Schnickschnack konnte einen umbringen. Für Romy allerdings war Chryses
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