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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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wohl nie wieder verschwinden würde.
    Romy bestand auf einmal aus so vielen Widersprüchlichkeiten, über die sie zuvor niemals nachgedacht hatte, weil sie allein in der Welt stand. Wie passte diese urweibliche Hülle mit dem klaren Verstand zusammen? Welcher Laune der Natur hatte sie das zu verdanken? Cat hatte schon verkündet, dass sie an ihrer Stelle jeden Reiz zu ihrem Vorteil ausspielen würde. Die Waffen der Frau eben, womit Romy so gar nichts anfangen konnte, obwohl sie sich ja früher damit ein Zubrot verdient hatte. Aber sie hatte sich niemals eins mit ihrem Körper gefühlt, niemals weiblichen Stolz darüber empfunden, damit einen Mann betören zu können. Es erstaunte sie immer noch, wenn Rys ihr Komplimente machte, die ihr meist nur peinlich waren. Im Rausch der Leidenschaft war das etwas anderes, da konnte sie sozusagen ihr Gehirn abschalten und nicht alles hinterfragen, aber der Verstand kehrte allzu schnell zurück.
    264/… 4… 5… 6… 7.
    Romy blieb wie angewurzelt vor dem einfachen Holzkreuz stehen, das sich schon in seine Bestandteile aufzulösen schien. Sie ging in die Knie und kniff die Augen zusammen, um die eingeritzten Buchstaben besser erkennen zu können. Ja, das war die Grabstelle ihrer Mutter. Tränen schossen ihr in die Augen, doch sie gab ihnen nicht nach. Es war keine echte Trauer, nur der Schock, sich endlich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen. Sie rührte sich nicht, bis ein einzelner dicker Tropfen auf ihre Stirn fiel, der sie zusammen zucken ließ. Ein Tropfen nach dem anderen fiel, bis sich die Schleusen des Himmels nach einem energischen Blitzen und Donnern endgültig öffneten und ein Sommergewitter losbrach, der die Erde zu ihren Füßen aufweichte und sie von Kopf bis Fuß durchnässte. Romy ließ sich auf die Knie fallen und stützte sich mit beiden Händen auf der immer noch harten Erde ab, da hier seit dem Begräbnis niemand mehr den Boden aufgelockert hatte. Ihre starken Finger gruben sich dennoch in die Erde, in der sich das Wasser gleich in den kleinen Furchen sammelte, die sie hinterlassen hatte.
    „Was ist in dieser Nacht passiert, Marga?! Was hat dich angetrieben? Hast du das Feuer gelegt? Wolltest du uns alle umbringen, nur um uns von Malakai fern zu halten?“, schrie sie mit gesenktem Kopf, als könnte sie allein durch die Lautstärke die Tote in ihrem Sarg erreichen.
    Die Bilder prasselten in dem heftigen Takt des Regens auf sie herunter, so dass sie zuerst keinen Sinn darin erkennen konnte. Sie musste sich zur Konzentration zwingen, um den rasenden Ablauf zu verlangsamen.
    „Wie hat das alles angefangen?! Ich möchte endlich ANTWORTEN!“
Romy kniff die Augen zusammen und wurde in den Strudel der Ereignisse gerissen…

    Frühjahr, vor ca. 25 Jahren
    In einem Kinderzimmer tanzte eine Frau mit einem Baby auf den Armen zu dem Song, der im Radio gespielt wurde. "Crazy For You" von Madonna… Sie summte das Lied mit und wog das Kind in ihren Armen, um es in den Schlaf zu singen. In einem Kinderbett lag noch ein weiteres Kind, das ihr dabei aus großen, leuchtenden Augen verzückt zusah. Sie waren ein herzerwärmender Anblick und unglaublich liebreizend.
Die junge Frau legte das schlafende Kleinkind schließlich in die Wiege und deckte das zusehende Mädchen mit einem leisen Summen in ihrer Kehle sorgfältig zu.
    „I’m crazy for you… Trying hard to control my heart… I walk over to where you are… mmmmm….” Sie unterbrach ihr verträumtes Tun, als sie ein Geräusch vernahm und fuhr energisch zum Fenster herum, wo plötzlich ein dunkelhaariger Mann stand, der ihnen einen so sehnsuchtsvollen Blick zuwarf, dass sich das Mädchen in dem Bett aufsetzte und ihre Ärmchen nach ihm ausstreckte.
    Die junge Frau verlor sofort jede Sorglosigkeit und ihr Gesicht verdüsterte sich.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du das lassen sollst, Malakai! Benutz gefälligst die Tür, wenn du uns schon stören musst! Es ist spät, die Kinder schlafen!“, sagte sie mit mühsam beherrschter Stimme.
    „PAPI!“ Der Ausruf des Mädchens strafte ihre Worte Lügen und schon war der kleine Krümel in dem rosa Pyjama aus dem Bett in die Arme ihres Vaters geschossen, der sie sofort hoch nahm und an sein Gesicht hob, um sie mit einem dicken Kuss zu begrüßen. Die Kleine schmiegte sich vertrauensvoll in seine Umarmung und der Mann vergrub sein Gesicht in dem weichen vom Liegen zerzaustes Haar, das so wunderbar duftete, dass er sie für immer in seinen Armen halten

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