Die Suenden der Vergangenheit
Blut. An manchen Tagen sogar sehr viel. Er dagegen mochte kaum von ihr trinken, wenn ihre Energie so schnell an ihre Grenzen geriet wie heute. Eine Vision konnte sie jederzeit und überall ereilen. Dann brauchte sie ihn.
Chryses hatte Recht damit gehabt, ihn anzuschnauzen. Nico war wichtig für die neue Quadruga und sie in diesem Zustand, also in einem absoluten Ungleichgewicht, hierher zu ihren Freundinnen gelassen zu haben, die ebenfalls aus dem Häuschen waren, hätte er nicht zulassen dürfen.
Aber wer war er, einer Sophora, noch dazu einer, der er bis vor kurzem beständig vor den Kopf gestoßen hatte, Befehle zu erteilen? Nein, keine Befehle. Er hätte sie bitten können, nirgends hinzugehen. Und genauso könnte er Theron bitten, ihn für eine Weile von den Nachtschichten zu befreien. In diesem Zustand konnte er kaum noch seine Waffen heben und ihren Feinden die Köpfe abschlagen. Es war zwar immer nur eine vorrübergehende Schwäche, die ihn da ereilte, aber... Nein.
Damon schüttelte für sich selbst den Kopf und drehte sich in den knisternden Laken auf die Seite. Er war ein Mann, oder nicht? Er hielt das aus. Sowohl die eine als auch die andere Idee waren vollkommen absurd. Eine Sophora bat man nicht, sondern sie bat den Krieger und was seinen Dienst anging, da mussten dann wohl Ash, Rys oder Nathan vor ihm quittieren, da sie von ihren Soulmates ebenfalls gefordert wurden.
7. Der kaltherzige Krieger
° ° °
Nico tapste durch den dunklen Flur in Richtung Wohnzimmer, wobei ihre Füße in den flachen Ballerinas keinen Laut auf dem Teppich machten. Schüchtern verharrte sie auf der Schwelle und wollte sich schon melden, als Theron sich mitten im Zimmer materialisierte. Ihr blieb beinahe das Herz stehen, während sie seinen Nachfragen lauschte.
„Keinen Angriff, Ron! Ich bin für die ganze Aufregung verantwortlich! Ich war draußen am Grab meiner Mutter. Ich hab einige Dinge gesehen, die Fragen aufgeworfen haben. Zum Beispiel den Grund für den Brand, der von Virgiliu Tatarescu gelegt worden ist… Ich habe nicht weiter geblickt, nachdem ich gesehen habe, wie Malakai mein Elternhaus in Trümmern gesehen hat. Er warf dir irgendwie vor, daran Schuld zu haben. Nico hat die Antwort dazu geliefert. Du hast ihn wahrscheinlich fortgeschafft, um ihn zur Vernunft zu bringen, was ich total nachvollziehen kann. Das war es eigentlich…“, schloss Romy mehr als knapp, da ihr das Thema langsam zu viel wurde. Sie wollte in ihrem (entfernten) Cousin nicht auch noch schreckliche Erinnerungen wecken.
Nico schien eine eisige Welle zu treffen, die direkt von Theron auszugehen schien.
„Das ist richtig… Ich habe ihn damals in meinem Haus festgehalten… Das bereue ich auch nicht… Ich trage dennoch die volle Verantwortung für den Anschlag, weil ich zu lange gezögert habe, ihn zur Räson zu bringen!“, antwortete Ron und hörte sich beängstigend ruhig an.
Nico fühlte sich an die Szene zwischen ihm und Malakai erinnert, da hatte er genauso geklungen.
Es war ein untrügliches Indiz dafür, wie es eigentlich um ihn stand, dass er nicht merkte, wie Nico an ihn herantrat, um ihre Hand in seine gleiten zu lassen, als wäre sie ein verlaufenes Kind. Erstaunt sah er auf sie herunter und musste nicht die getrockneten Tränen auf ihren Wangen sehen, um zu wissen, wie es gerade um sie stand und woran sie dachte.
Diese unschuldigen Augen hätten das nicht sehen sollen! Therons Miene gefror zu Stein und seine Hand schien irgendwie abgestorben zu sein.
„Ich habe Romy von dem Streit zwischen dir und Malakai in deinem Zuhause erzählt… Es ist so, als wäre ich dabei gewesen… Alles war so wirklich! Ich wünschte, es wäre nicht so ausgegangen“, sagte sie mit erstaunlich fester Stimme. Ron würde sie verstehen, sie konnte es fühlen. Sie würde niemals darüber sprechen, wenn er es nicht wollte. Wie schaffte er es nur, damit zu leben? Nicos Herz weinte für ihn.
Nathans Augen hatten mittlerweile aufgehört zu glühen. Er spürte, dass die Sophora zu ihnen zurückkehrte, wandte sich aber trotzdem nicht zu ihr um, als sie plötzlich ohne den geringsten Laut verursacht zu haben, hinter ihm im Türrahmen stand. Sie beobachtete und lauschte mit klopfendem Herzen dem, was im Wohnzimmer besprochen wurde. Er spürte, wie die Sophora trotz des flauschigen Sportanzugs fröstelte. Sie hatte mehr gesehen, als Ron mit steifer Haltung und absolut abgeschirmt von allem und Nathan zugestehen vermochte. Was genau?
Nathan ließ die
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