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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Trost, sein Herz stetig und kräftig schlagen zu hören und Haut an Haut zu fühlen, wie er atmete. Das Tier, diese Bestie in ihr, hätte ihn töten können. Eine Welle furchtbarer Angst durchfuhr sie, während sie das Zittern ihres Körpers zu kontrollieren versuchte, von dem sie unbewusst ahnte, dass nur seine jetzige, unmittelbare Nähe zu ihr ihren Schockzustand lösen würde. Es war nicht die Angst vor Konsequenzen, die sein möglicher Tod mit sich gebracht hätte sondern die plötzlich unglaublich große Furcht, ihn zu verlieren. Sie wusste nicht warum sie diese Gedanken überkamen, aber sie wusste, dass sie nur schwer mit der Leere würde leben können, die er hinterließ, wenn er nach seiner Erholung fortging.
    Diese Empfindungen an seiner Seite verstörten sie tiefer als der eigentliche Schock. Das konnte nicht richtig sein. Nicht für ihn. Nicht für sie. Es hatte bis zu der heutigen Begegnung keinerlei Anziehung zwischen ihnen gegeben. Bis zu der Prügelei im Garten und seiner Forderung von ihm zu trinken hatte nichts zwischen ihnen gestanden außer gegenseitige Antipathie oder eben Nichts. Sie wünschte sich, dass dieser Knall, den es eben gegeben hatte, tatsächlich nur durch die Wirren der Affectio entstanden war und gleichzeitig sehnte sie herbei, dass es nicht nur allein der Mond sein mochte.
    Er brauchte jemanden, der sich um ihn kümmerte. Unbedingt. Seinen Körper mochte er allein bei Gesundheit halten und was die Befriedigung seiner Bedürfnisse anging, so fand er sicher stets die absolut beste Lösung dafür. Doch wie stand es um seine Seele? Wen ließ er daran teilhaben, wenn ihn etwas bedrückte und Sorge seine sonst so starken Schultern niederdrückte?
Tiponi wusste, dass sie damals im Krankenzimmer des Kriegers aus dem Hause Archer einen Nerv in Theron getroffen hatte und trotzdem hatte sie nie für möglich gehalten, jemals zu Gesicht zu bekommen, was sich nun vor ihren eigenen Augen abspielte.
    Therons Vergangenheit und die Antwort auf ihre Frage, was die Kälte in seinem Inneren verursacht und bis zur heutigen Nacht sein Herz mit eisigem Schleier ummantelt hatte.
    Sie sah ihn in der Gegenwart Tränen vergießen und weinte umso heftiger mit ihm. Leise, um ihn ja nicht dazu zu bringen, aufzuhören, den Ballast loszuwerden, den er seit Jahren mit sich herumschleppte, der ihn wahnsinnig und unfähig werden ließ, darüber zu sprechen, weil er es sich zu lange verboten hatte. Das war sicher nicht ihr Verdienst, aber sie war froh, dass irgendjemand es ganz offensichtlich geschafft hatte, zu ihm durchzudringen und ihn hierher zu lotsen, um die Dämonen seiner Vergangenheit zu besiegen.
    Die düsteren Bilder schwanden schließlich, als er am Ende seiner Schilderung und am Ende seiner Kräfte angelangt war. Tiponi schreckte höchst besorgt über seine plötzliche Schwäche aus den Erinnerungen hoch. Doch auch der stärkste Krieger fand irgendwann seinen Meister. Theron hatte ihn in sich selbst gefunden. Er brauchte Zeit und Ruhe, sich zu erholen und darüber hinwegzukommen.
    „Nein, vorbei ist es noch lange nicht, aber das macht nun nichts mehr.“ Tiponi hauchte einen zärtlichen Kuss auf seine weichen Lippen und löste sich vorsichtig aus seinen erschlafften Armen.
    Sekundenlang betrachtete sie ihn eingehend. Es war das erste Mal, dass sie ihn friedlich und entspannt sah. Sie war sich sicher, dass seine markanten Züge sonst selbst im Schlaf einen gewissen verkniffenen Zug aufwiesen, der ihm nun, da er wusste, dass er niemanden in seiner unmittelbaren Umgebung mit seinen Geheimnissen verletzte oder schadete, vollkommen abhanden gekommen war.
Rowtag tapste hinter dem Sofa hervor und gesellte sich zu ihr. Die Augen nicht von Theron lassend kraulte sie das weiche Fell ihrer Hündin.
    „Wir werden uns gut um ihn kümmern, nicht wahr?!“
    Rowtag stieß einen zustimmenden Laut aus. Ja, das würden sie.

    ° ° °
    Die Sonne war dabei, schon wieder am Horizont zu versinken. Theron schlief immer noch und Tiponi kühlte zum wiederholten Mal behutsam seine Stirn mit einem feuchten Tuch. Er hatte Fieber bekommen und sprach hin und wieder in seinen Fieberträumen. Da sie gesehen hatte, was ihn quälte, schaffte sie jedes Mal schnell, ihn mit den richtigen Worten zu beruhigen und aus den schrecklichen Bildern in seinem Kopf angenehme Schwärze zu machen. Mehr war ihr aber im Moment nicht möglich.
Der Aufprall an der harten Wohnzimmermauer hatte einige innere Verletzungen verursacht. Seine erlittene

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