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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Schwäche ließ ihn langsamer heilen als gedacht, während sie sich dank seinem Blut immer noch so fühlte, als könnte sie Bäume ausreißen. Deswegen war es ihr auch möglich gewesen, ihn allein nach oben in das Hauptschlafzimmer zu bringen, von dem aus er einen fantastischen Ausblick über das gesamte Grundstück haben würde. Wenn er denn aufwachte.
Sie hatte ihn, beobachtet von ihrer Anstandsdame auf vier Pfoten, ausgezogen, vorsichtig gebadet und anschließend seine Wunden verbunden, die bei richtigem Licht und vollem Ausmaß betrachtet sehr schlimm gewesen waren.
    Ihr schlechtes Gewissen quälte sie härter als seine möglicherweise wiederholte Zurückweisung, wenn er aufwachte und wieder nicht von ihr trinken wollte. Diesmal drohte keine Gefahr. Es war Stunden her, seit er in ihr gewesen war und sie würde sich nicht noch einmal zu so etwas Dummen hinreißen lassen.
Seine vollständige Genesung hatte oberste Priorität. Vorsichtshalber hatte sie allerdings nach dem Duschen über ein neues Set Pyjamahosen und Top ihren schwarzen Tri’Ora Umhang angezogen, der jede weibliche Form schluckte. Außerdem waren ihre langen, schwarzen Haare, in die er seine starken, kräftig zupackenden Hände gewühlt hatte, in einer strengen Frisur gebändigt. So würde er gar nicht erst in Versuchung kommen, falls er nicht von selbst vernünftig genug war, um dem Einfluss des Mondes zu widerstehen.
    Allein die Erinnerung an die zurückliegende Nacht und an seine ungestüme Männlichkeit ließ sie aufseufzen. Die Angst, die sie bis gestern noch in seiner Nähe verspürt hatte, war vollkommen gewichen. Sie verstand ihn jetzt ohne Worte, da er ihr bereits so gut wie alles von sich gegeben hatte. Jetzt musste er nur noch von ihr nehmen und dann war alles wieder im Gleichgewicht.
Wenigstens hatte die Sorge um ihn verhindert, dass sie sich Gedanken um ihr zukünftiges Schicksal machte. Die plötzlich aufgetauchte, neue Fähigkeit, dieses Biest in ihr, hatte eine Bedeutung mitgebracht. Eine Bedeutung und ein Schicksal, vor dem Tiponi die schönen, dunklen Augen nur zu gern verschlossen hätte.
Es ging ihr nicht darum, möglicherweise ihren Soulmate gefunden zu haben. Das würde Theron ihnen beiden schon ausreden und nichtig machen, so weh es auch tun und so viel Schwäche er ihr auch anvertraut haben mochte.
Sie fürchtete, möglicherweise zur neuen Riege Krieger zu gehören. Im Stillen betete sie nicht mehr nur zum heiligen Orakel darum, dass Theron aufwachen möge, bevor der Mond für diesen Abend seinen Zenit erreichte und sie vor Wollust wieder nicht klar denken konnte, sondern auch darum, das niemand außer ihnen beiden und Rowtag ein Zeichen für ihre neue Bestimmung bekommen haben möge.

    Theron erwachte langsam aus einem tiefen, erholsamen Schlaf, obwohl er immer wieder durch Fieberträume unterbrochen worden war. Etwas hatte sie jedoch vertrieben, oder jemand… Er fühlte etwas Kühlendes auf seiner heißen Stirn und hätte beinahe den Namen seiner Mutter gehaucht, doch deren Anwesenheit hätte sich anders angefühlt.
Es war eine Frau… Nicht fremd… Nein, sie duftete unheimlich gut. Beruhigend und doch anregend. Er riss seine aufglühenden Augen auf, die jedoch sofort verloschen, weil er einfach noch nicht stark genug war, weitere Dummheiten zu begehen.
    Er bezwang den Impuls, in die Höhe zu schießen, weil er keine direkte Bedrohung spürte. Er lag zugedeckt in einem warmen Bett und Tiponi saß neben ihm, kühlte ihm die Stirn. Ihre Blicke trafen sich, ihr schien der Atem zu stocken und dann auch ihm, weil die Erinnerungen zurückkamen. Ron wusste nicht recht, was er als nächstes tun sollte. Und so etwas war bisher noch nie vorgekommen.
Es schien ihr gut zu gehen. Er konnte keinerlei Verletzungen erkennen oder spüren. Erleichtert atmete er aus und griff nach ihrer freien Hand, um sich zu vergewissern, dass sie nicht doch eine flüchtige Traumerscheinung war. Es war einiges aus dem Gleichgewicht geraten, das er bei vollem Bewusstsein und nach der Wiedererlangung seiner Kräfte wieder in Ordnung bringen musste.
Er spürte ihre Reue, die jedoch auf seinen Zustand gerichtet war und ihren Wunsch, für sein Wohlergehen zu sorgen. Zumindest das war er ihr schuldig, nachdem er sich wie ein Tier über sie hergemacht hatte. Er durfte nur nicht daran denken, sonst weckte er schlafende Hunde. Hunde? Höllenhunde?
Ron schob den Gedanken beiseite und warf einen Blick aus dem Fenster, wo die Sonne unterging und der Mond würde dann

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