Die Suenden der Vergangenheit
nicht lange auf sich warten lassen.
„Ich brauche dein Blut, Tiponi“, sagte Ron ernsthaft und sprach sie zum ersten Mal mit ihrem Namen an, ohne ihn mit der distanzierten Anrede zu kombinieren.
„Ich werde vorsichtig sein! Es muss nicht viel sein!“
Wen versuchte er hier eigentlich zu täuschen?
Vorsichtig zog er ihr Handgelenk zu sich heran, sie gab sofort nach, so dass er seine Lippen sanft darauf drückte. Er ließ seine Fangzähne langsam wachsen, nur zu halber Länge, ohne Tiponi aus den Augen zu lassen. Wieder ein rotes Aufleuchten seiner Augen, als er die Spitzen in ihr nachgiebiges Fleisch bohrte. Er schloss die Augen und sog so zärtlich wie möglich an ihrem Handgelenk, damit es nicht schmerzhaft für sie wurde. Erst als er sein Verlangen nach ihrem Körper unter Kontrolle hatte, hob er die schweren Lider wieder.
Sie musste sich darauf verlassen können, dass der Anführer der Krieger nie wieder über sie herfallen würde. Ihr süßes Blut rann durch seine ausgedörrte Kehle und brannte zugleich wie die Hölle. Er hätte sie am liebsten zu sich herunter gezogen und richtig von ihr getrunken, doch auch diesen Impuls unterdrückte er. Er trank in kleinen Schlucken, bis er genau die Menge erreicht hatte, die seine Heilung beschleunigen, ihn aber trotzdem hungrig und leer zurücklassen würde. Schließlich schloss er die Bissmale mit seiner Zunge, bis nichts mehr von den Punktierungen zu sehen war.
Sein Atem ging schwerer, als hätte es ihn angestrengt, dabei lag es nur daran, dass ihr Blut eine beinahe unheimliche Wirkung auf ihn hatte. Dieses Gefühl kannte er nicht.
Es ist nur der Mond… Ich bin nicht ganz klar! Nur der Mond!
Theron ließ ihre Hand los und richtete sich im Bett auf, um sich mit dem Rücken an das mit kunstvollen Schnörkeln verzierte Bettende zu lehnen, ohne dabei eine Miene zu verziehen. Vielleicht half der körperliche Schmerz ihn bei Verstand zu halten. Eigentlich wusste er immer, was er sagen wollte, doch in diesem Fall fehlten ihm einfach die Worte. Diese Unsicherheit war ihm äußerst suspekt. Seine Stirn umwölkte sich ungehalten, allerdings galt dieser Ausdruck nur ihm persönlich.
Endlich! Er war wieder bei ihr.
Als er zum ersten Mal ihren Namen sagte und sie nicht einfach nur Tri’Ora nannte, erlaubte Tiponi ihrem Herzen einen kurzen, freudigen Satz und ein kleines Strahlen auf ihrem Gesicht, das allerdings sofort ihrem Pflichtgefühl und ihrer Reue wich, mit der sie ihm dann dabei zusah, wie er behutsam ihr Handgelenk so drehte, dass er in ihren Puls beißen und trinken konnte.
Endlich.
Er hätte sie bis auf den letzten Tropfen aussaugen können. Es hätte ihr nichts ausgemacht, ihm alles von sich zu geben. Nicht nur, weil sie ihm verbunden war und ihn verletzt hatte, sondern weil sie wusste, dass sie diesen Mann...
Tiponi seufzte leise und wandte den faszinierten Blick ab von dem Bild, das er ihr gerade bot. Verletzt. Abhängig von ihrer Stärke, von ihrer Zuneigung und... Liebe?!
Wenn sie noch länger hinsah, würde sie sich bloß wieder vergessen und wohin das führte, hatten sie beide erst hinter sich gebracht.
Theron hatte längst nicht genug getrunken, als er von ihr abließ und mit einer sanften Geste ihre Wunden verschloss. Er war tatsächlich vorsichtig und ungemein zärtlich. Ganz anders als gestern Nacht. Gefallen tat ihr allerdings beides. Sie verspürte schließlich auch nicht das Bedürfnis, ihn zu schlagen. Tiponi fühlte, wie sich erneut heiße Glut in ihrem Schoß auszubreiten drohte und sie presste unter der dunklen, alles bedeckenden Robe ihre Oberschenkel fest zusammen, um das verlangende Gefühl einzudämmen, für das es zwischen ihnen einfach keinen Platz gab. Sie brauchte etwas, das sie von ihm und den wilden Bildern in ihrem Kopf ablenken würde. Solange, bis sich der verdammte Mond ein weiteres Mal für einen Tag verzogen hatte. Dem Höhepunkt des Himmelspektakels zu entkommen, war schon schwerer, aber sie hatte ja nicht vor, sich bei vollem Schein der silbernen Kugel noch in diesem Haus aufzuhalten.
"Hilf mir bitte auf die Sprünge, Tiponi. Wer oder was hat uns oder wohl eher mich angegriffen?", fragte er sie, weil das noch das Unverfänglichste war, was er sagen konnte.
Seine blauen Augen wurden zu Schlitzen, da er wieder klarer denken konnte.
"Seit wann hast du einen Schutzgeist? Das ist zum ersten Mal passiert, nicht wahr? Du warst selbst davon überrascht, du hattest ebenfalls Angst vor der Erscheinung."
Theron starrte die Frau
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