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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Schliche gekommen und fürchtete, sie hätte eine Essstörung? War sie krank, weil sie mit 27 noch nie einen Freund gehabt hatte? Wollte man sie wegsperren, weil man eine alte Jungfer nicht mehr auf die Menschen in New York loslassen konnte? Sie hatte doch nie irgendjemandem etwas getan.
    Ganz ruhig, Gloria! , sagte sie zu sich selbst, bevor sie noch hyperventilierte. Das alles würde sich ganz schnell aufklären. Ganz sicher. Niemand wollte sie wegsperren. Weder Peter noch Mathilda.
Ray hob sie wieder auf die Arme, obwohl sie wieder und energischer als im Krankenhaus protestierte. Das Tempo des Fahrstuhls verursachte ihr leichte Übelkeit. Sie schlang doch noch ihre Arme um seinen Hals, weil sie sich an irgendetwas festhalten musste, da sie das Gefühl der Leichtigkeit in ihrem Magen nicht gut vertrug.
Das Zimmer, in das man sie brachte, war nur als schön zu bezeichnen, doch Gloria beschloss von ihrem Platz auf dem Sessel aus, ja kein positives Wort darüber zu verlieren. Sie war schließlich nicht freiwillig hier.
Ray blieb wie ein Wächter an der Tür zum Zimmer stehen, Nico machte ihr Bett bereit. Ein Bett, in das sie sich garantiert nicht legen würde. Sie hatte schon genug an Kontrolle verloren. Nun war es Zeit, nicht noch mehr davon abzugeben.

    „Ich überlasse dir die Entscheidung, ob wir deine Tante gleich heute Nacht noch benachrichtigen sollen, Gloria. Du kannst dich aber auch gerne erst ausruhen, bevor wir ein paar Dinge klären, die dich und deine Gesundheit betreffen. Ray hat vorhin keine Scherze gemacht. Dein geschwächter Zustand ist für jeden von uns offensichtlich“, sprach Nico mit sanfter Stimme, ohne auf Gloria zuzugehen, die ja sehr deutlich gemacht hatte, was sie von ihr hielt.

    „Warum klären wir die Dinge nicht sofort?“, fragte sie ungehalten und blitzte Nico mit ihren blauen Augen an.
„Ihr sagt mir ständig, ich wäre in Gefahr, hätte nur knapp überlebt und dürfte nicht mehr allein auf die Straße, weil mein geschwächter Zustand angeblich mehr als bedenklich ist. Was meint ihr damit? Ich fühle mich großartig! Ich will nach Hause und ihr habt kein Recht, mir das zu verbieten.“
    Großartig war zwar trotz des Abklingens ihrer Kopfschmerzen gelogen, aber diese Blöße wollte sie sich nicht geben.
Hinter Ray trat noch jemand durch die Tür. Eine schüchtern lächelnde Frau, die sich sowohl vor Ray als auch vor Nico leicht verbeugte und dann Gloria mit einem freundlichen Nicken einen Stapel Kleidungsstücke hinlegte. Ein kuschelig weich aussehender Jogginganzug, Unterwäsche, Strümpfe und ein paar Turnschuhe, die ihr mit einem Blick darauf sagten, dass alles genau passen würde.
Woher wussten sie das? Gloria kam sich vollkommen ausspioniert vor und machte keine Anstalten, die Klamotten aufzunehmen. Ohne Dusche würde sie sich darin sowieso nicht wohlfühlen.
    „Also? Ich warte!“, sagte sie mit einer demonstrativen Herausforderung in der Stimme, die ihr komischerweise gut gelang, obwohl sie innerlich vor Ungewissheit fast verging.
    „Wo bin ich hier? Was wollt ihr von mir und warum kann ich nicht einfach gehen?“

    Nico tauschte mit Ray einen besorgten Blick, der nickte ihr aufmunternd zu. Sie seufzte leise, weil es ja ihre Aufgabe war, direkter Befehl vom Orakel . Sie nahm den Kleidungsstapel und legte ihn auf der Bettdecke ab. Im Moment wollte Gloria wohl lieber Antworten als eine heiße Dusche und Sachen zum Anziehen. Sie ging auf die junge Frau zu und ging vor ihr in die Knie, wobei sie einen Sicherheitsabstand einhielt, weil sie nicht noch einmal einen Stoß riskieren wollte. Sie hatte Verständnis für ihre Haltung, allerdings wunderte sie sich, dass sie nicht spürte, dass ihr hier niemand etwas Böses wollte. Sie musste doch eigentlich feine Antennen für so etwas haben.
Nico ließ sich auf ihre nackten Unterschenkel nieder und verschränkte die Hände auf dem Schoß, ohne den Blick von Gloria zu lassen.
    „Es kann dir nicht entgangen sein, dass du seit geraumer Zeit körperlich abbaust, obwohl du noch nie in deinem Leben ernsthaft erkrankt warst. Kein Arzt der Welt wird bei dir eine Krankheit feststellen können. Allerhöchstens eine Anämie, die man aber nicht mit Eisenpräparaten behandeln kann. Du warst immer sehr stark und belastbar, wurdest niemals müde, schienst über unerschöpfliche Kraftreserven zu verfügen, die kurz nach deinem achtzehnten Geburtstag noch potenziert wurden. Nachdem du ein einziges Mal… geblutet hast.“ Sie flüsterte den letzten

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