Die Suenden der Vergangenheit
selbst vorgeschlagen, dass ich einen Bluttest machen lasse, um Gewissheit zu bekommen. Sie hat gesagt, ich wäre einfach nur ein wenig überarbeitet.“
Alles, ihr gesamter körperlicher Verfall, der sich langsam und dann immer rapider entwickelt hatte, schien mit einem Mal eine logische Erklärung zu bekommen. Man konnte ihr hier helfen. Nico hatte gesagt, sie musste sich nur weiter behandeln lassen. Dann würde alles gut werden. Ihr war es angeblich fast genauso ergangen und es war offensichtlich, dass es ihr heute wieder sehr gut ging. Gloria richtete sich ein wenig in ihrem Sessel auf, um Nico wieder ansehen zu können.
Die Details waren noch zu verwirrend. Sie verstand die Grenze nicht, die Nico zog. Es gab ihre Welt und die von Gloria. Oder auch nicht, da sie ja angeblich in die von Nico und Ray gehörte. Doch darüber konnten sie vielleicht auch später sprechen.
"Wenn ihr euch um mich sorgt, dann könnt ihr mir doch einfach die Medikamente geben, die mir helfen, oder nicht? Dafür müsst ihr mich doch nicht hier festhalten und solche Angst einjagen, dass ich denke, mir wird etwas Furchtbares zustoßen. Ich will dir so gerne vertrauen, Nico, aber das hier ist alles so... verrückt.“
Es hatte keinen Sinn mehr, die Tränen aufhalten zu wollen. Sie wurde ja sowieso durchschaut. Gloria barg den Kopf in ihren Armen auf ihren Knien. Nur darum bemüht, nicht allzu laut zu schluchzen.
Nico tat es furchtbar leid, dass Gloria sich nun in Tränen auflöste. Es musste schrecklich sein, diese Dinge nach einem solchen Angriff zu erfahren.
„Auch wenn du es nicht glaubst, Gloria. Es wird alles gut werden. Ich weiß, dass es etwas viel auf einmal ist!“
Sie stellte sich neben die weinende Frau und legte ihr eine Hand ganz behutsam auf den Rücken, um sie beruhigend zu streicheln.
- Peter Cullen ist ein Enforcer, Nico! Gib mir fünf Minuten, dann hab ich ihn lokalisiert und herbestellt! -, meldete sich Ray zu Wort, dessen Augen kämpferisch aufblitzten, weil der gute Mann einige Fragen zu beantworten haben würde.
„Mach das, Ray! Ich hätte da jede Menge Fragen, die mir auf der Seele brennen.“
Ray entmaterialisierte sich auf der Stelle, weil Gloria gerade nicht aufsah. Das Ganze stank gewaltig zum Himmel und ging auf Kosten der armen Breed, die nun zu allem Übel auch noch herzzerreißend weinte. Im Gegensatz zu Theron hatte Ray diesen weichen Kern niemals abgelegt, der ihn mitfühlen ließ. Er hatte nicht vergessen, woher er kam und dass er Ähnliches durchgemacht hatte, wie die junge Frau.
Er hatte auch nichts über sein Erbe gewusst, bis der Lord seiner Mutter plötzlich in ihrer Hütte gestanden hatte… Aber das tat hier nichts zur Sache. Er war immer noch ein Mann und hatte wohl auch ein dickeres Fell als dieses sensible Kind.
„Komm, Gloria. Nebenan kannst du dich ein bisschen frisch machen. Frische Handtücher liegen bereit. Ich lasse auch Tee und eine Kleinigkeit zu essen kommen, falls du doch Hunger bekommen solltest. Du brauchst Ruhe. Wir müssen heute keine Entscheidungen mehr treffen. Du bist hier in Sicherheit. Okay? Die Sachen hier müssten dir passen. Ich habe geschätzt… Wir können anderes besorgen, falls etwas nicht passen sollte.“
Nico trug die Kleider ins Bad, wo sie auf der Ablage neben dem Waschbecken hinlegte. Die Schuhe stellte sie auf den Boden. Ein kurzer Blick überzeugte sie, dass alles vorhanden war, was Gloria benötigte. Sie zog sich dann auch gleich diskret zurück, da Gloria hier drin allein zurecht kommen würde. Das gespendete Blut wirkte und bis auf einen leichten Druck im Kopf würde sie wohl nichts mehr spüren.
Im Zimmer schlug sie die Decke zurück und gab der diensthabenden Lost Soul Bescheid, dass sie Tee und eine leichte Mahlzeit bringen sollte.
Nico lächelte Gloria entgegen, als die endlich aus dem Bad kam. Sie hätte sich da drin auch länger verkrochen, wenn draußen eine Unbekannte mit unglaublichen Wahrheiten auf sie warten würde. Nico zupfte an ihrem Kittel, unter dem sie sich nicht gerade wohl fühlte. Die verdunstende Feuchtigkeit hinterließ ein klammes Gefühl auf ihrer Haut.
Gloria legte sich hin und zog ihre Decke zurecht, ohne dass Nico sich da einmischte. Sie wollte wirklich, dass sie sich wenigstens ein bisschen wohl fühlte. Der kleine innere Frieden würde schnell genug verfliegen.
„Ich hab dir eine Tasse eingeschenkt. Zucker liegt bereit, wenn du den Tee lieber süß trinkst. Du findest unter der Haube auch eine Kleinigkeit zu essen.
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