Die Suenden der Vergangenheit
sie beißen.
„ Wir gehen schon mal vor, Theron kann auch so nachkommen! “
Die Fahrt verlief schweigend und Gloria konnte den Türgriff so lange herunter drücken, wie sie wollte, da Ray ihn gesichert hatte. Ihre Fluchtgedanken waren für ihn offensichtlich, so dass er ihr einen warnenden gelben Blick über den Rückspiegel zukommen ließ. Im Unterbewusstsein beschäftigte ihn noch die Tatsache, dass seine Mutter diese Frau zu kennen schien. Warum hatte sie dann niemals darüber gesprochen, dass es hier jemanden gab, der ihre Hilfe brauchte?
Devena Morrigan hätte sich niemals gegen das Gesetz der Immaculate gestellt und eine schutzlose Breed einfach ihrem Schicksal überlassen. Hier lag etwas im Argen, das ihnen jede Menge Probleme verursachen konnte. Er musste nicht einmal tief einatmen, um zu wissen, dass die Breed nach der Verwandlung gierte. Ihr Körper flehte jeden Immaculate (und leider auch Aryaner) an, ihr endlich die Erlösung von ihrem menschlichen Dasein zu schenken. Nach dieser Tat würde es nur schlimmer werden. Es war ein Wunder, dass sie so lange überlebt hatte.
„Was seid ihr? Entführungsprofis? Wenn ihr auf Lösegeld scharf seid, dann seid ihr eindeutig an der falschen Adresse. Ich habe nicht mal einen Dollar auf meinem Bankkonto, Freunde!“
Die Angst war zurückgekehrt und an jeder Kreuzung, an der sie wegen einer roten Ampel auf dem Weg nach Manhattan stoppen mussten, versuchte sie sich am Türgriff. In der Hoffnung, er würde nachgeben und ihr die Flucht nach draußen ermöglichen. Erst nach dem vierten Mal sah sie ein, dass die Verriegelung eingeschaltet war. Gloria hätte kotzen können und als sie Rays Blick im Rückspiegel begegnete, sah sie demonstrativ und höchst finster fort. Er sollte ja nicht glauben, dass sie sich groß vor ihm oder seiner kleinen Freundin fürchtete.
Niemand sprach mit ihr während der Fahrt und Gloria hatte kein Bedürfnis, weitere Fragen zu stellen, die man ihr sicher genauso wenig beantworten würde, wenn sie schon keine Aussicht auf Freilassung hatte. Sie brauchte gute, logische Argumente, um dann dort, wo man sie hinbrachte, eine Lösung zu finden, die sie nach Hause bringen würde.
Die Straßen waren angeblich nicht sicher für sie. Toll, hier in New York gab es alle Nase lang Übergriffe körperlicher Art. Sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Was war so schlimm daran? Sie hielt es für unmöglich, dass die beiden dazu in der Lage waren, jedes Opfer zu beschützen und auf den exklusiven Kreis, in den man sie kurzerhand aufzunehmen gedachte, hätte sie liebend gern verzichtet.
Noch eine Hitzewelle quälte sie und Gloria schob die nackten Füße unter der Decke hervor, was dank der Klimaanlage herrlich erfrischend war. Leider stellte sie mit Entsetzen fest, dass das Auto so groß war, dass sie nicht mal mit den Zehenspitzen an den Vordersitz reichte. Ein bis zwei Zentimeter fehlten ihr. Für Riesen gemacht. Hastig zog Gloria die Füße wieder ein. Ihr war gerade wieder eiskalt geworden.
„ Wir sind da! Was meinst du, Nico? Eines der Zimmer auf der Krankenstation? Vorerst jedenfalls? “, schlug Ray vor, der ja eine solche Rettungsmission nicht zum ersten Mal durchzog.
„Ja, das wird wohl das Beste sein. Ich lasse auch gleich ein paar Sachen zum Anziehen kommen“, stimmte Nico zu, nachdem der Wagen in der sicheren Tiefgarage zum Stehen gekommen war.
Ray stieg aus und hob die für ihn federleichte Frau aus dem Wagen, da er sie schlecht auf ihre nackten Füße stellen konnte. Der Boden war kalt und zudem war sie kaum dafür angezogen, selbstständig durch die Gegend zu laufen. Nico machte ihm den Weg frei, indem sie den Knopf für den Fahrstuhl drückte und sie dann nach oben in die Fortress schossen. Sie öffnete die Tür zu einem der hell und freundlich eingerichteten Gäste- / Krankenzimmer und Ray setzte Gloria sanft auf einem Sessel vor dem Bett ab, während Nico Decke und Kissen aufschüttelte.
Er zog sich an die Tür zurück und wartete auf das Erscheinen einer ihrer eifrigen Helfer, die Kleidung für ihren Gast bringen würde.
Gloria hatte versucht zu erkennen, wo genau das Gebäude lag oder um welches es sich handeln könnte, doch die getönten Scheiben verwehrten ihr in der Dunkelheit einen guten Durchblick. Beim Wort Krankenstation zuckte sie nervös zusammen. Was war das hier? Eine Privatklinik? So eine Art Bootcamp für gestörte Erwachsene? War man ihr wegen ihrer fortwährenden Appetitlosigkeit auf die
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