Die Suenden der Vergangenheit
nicht wollte, dass Gloria sich mit dem Anführer der Warrior auseinander setzen musste. Das hatte Romana schon nicht besonders gut verkraftet und die war tougher als die Breed, die hinter ihr ziemlich verängstigt auf ihrem Sessel kauerte.
Theron schien einen Moment gegen ihre Barriere angehen zu wollen, dann wich der Druck und der Kontakt wurde gelöst. Er neigte respektvoll den Kopf vor der kleinen Sophora.
„Wie du wünscht, Pia Nicolasa! Ich stehe jederzeit zur Verfügung, falls ihr dabei doch Hilfe brauchen solltet. Ich gehe am besten zu anderen, die sich bestimmt schon fragen, wo wir alle stecken. Du weißt ja, wie wir zu erreichen sind.“
Dann machte Theron kehrt, nickte Ray zu und hatte das Zimmer wieder verlassen.
Ray lehnte sich nun locker gegen die Wand neben der Tür und verschränkte die Arme vor der breiten Brust. Er blieb nur, damit ihr Gast einsah, dass es kein Entkommen gab. Nico würde sie natürlich jederzeit aufhalten können, doch es war ganz gut, dass Gloria sie für harmlos verrückt hielt.
Nico drehte sich wieder zu Gloria um und musterte sie besorgt. Theron hatte ihr hoffentlich keinen allzu großen Schreck eingejagt.
"Möchtest du noch mehr Antworten, oder glaubst du mir jetzt schon nicht mehr?"
„Ich glaube, ich wäre jetzt gern eine Weile allein, wenn das möglich ist.“
Gloria saß vollkommen erstarrt und zusammengekauert mit angezogenen Beinen auf ihrem Sessel. Wenn sie geglaubt hatte, vor Ray Angst haben zu müssen, dann hatte Theron diesen Glauben gerade zu Fall gebracht und vollkommen für sich eingenommen. Seine Anwesenheit hatte jeden weiteren Protest, jede schnippische Erwiderung auf Nicos unglaubliche und dennoch irgendwie wahren Worte im Keim erstickt.
Sie musste sehr an sich halten, um nicht in Tränen auszubrechen. Sie fühlte sich aufgewühlt und leer zugleich. Antworten brauchte und wollte sie definitiv heute keine mehr. Nico hatte ihr auf den Kopf all das zugesagt, was sie die letzten Monate durchgemacht hatte. Ohne zu wissen, dass sie wenig bis nichts über ihre Eltern wusste, da ihre Tante nicht gern über sie sprach. Also hatte Gloria nicht die leiseste Ahnung von dem, was ihr in die Wiege gelegt worden sein könnte und besondere Fähigkeiten, die Nico angesprochen, ja sogar vorausgesetzt hatte, gab es nicht. Zumindest nicht bewusst.
All das klang tatsächlich zu fantastisch, um wahr zu sein. Wenn ihre Tante davon gewusst haben musste, wie Nico behauptete, dann hatte sie es stets vor Gloria verborgen gehalten. Plötzlich glaubte sie jedes an sie gerichtete Wort und das war ein wenig zu viel des Guten. Nach allem, was sie heute Nacht erlebt hatte, wollte sie nur noch ihre Ruhe. Von ihr aus konnten sie das Zimmer auch gern absperren. Sie würde bestimmt nicht weglaufen. Dazu fehlte ihr jetzt die Energie.
Anders als Ray gedacht hatte, war es sehr leicht, Gloria zu überzeugen. Sie hatte nicht mehr die Kraft, sich gegen die Dinge zu stellen, die ganz offensichtlich den Tatsachen entsprachen. Hektisch wischte sich Gloria mit dem Handrücken rechts und links über die Augen. Sie war drauf und dran, Tränen zu vergießen. Es war schon schlimm genug, durchschaut zu werden, als läge man unter einem Röntgengerät, aber so glaubte sie zumindest ein klein wenig Stolz zu bewahren.
„Die Information über mich ist veraltet. Ich wohne nicht mehr bei meiner Tante. Sie hat mich nur aufgezogen. Meine Eltern starben kurz nach meiner Geburt bei einem Unfall. Ich bin wegen der Arbeit nach Chelsea rüber gezogen. Ich habe da ein Apartment. Mein On...ich meine, Peter Cullen, ein Freund der Familie, hat es für mich gemietet, damit ich es nicht so weit zur Arbeit habe. Er war ebenfalls immer sehr um meine Sicherheit besorgt. Er hat mich immer in der Kanzlei besucht und mich mehrmals am Tag angerufen, ob es mir gut geht. Meine Freu... meine Kolleginnen haben Scherze gemacht, er wäre in mich verliebt, aber er war für mich immer nur der Freund meiner Tante.“
Gloria starrte mit leerem Blick hinunter auf den Teppich und wusste eigentlich nicht, warum sie dieses kleine Detail preisgab. Es würde an dem Grund ihres Hiersein nicht das kleinste bisschen ändern.
„Niemand hat mich unter Verschluss gehalten. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Niemand hat mir je wehgetan. Meine Tante hat mir nicht einmal Hausarrest gegeben. Sie liebt mich wie eine Mutter. Sie würde nie zulassen, dass mir etwas passiert. Im Gegenteil, sie ist genauso besorgt um mich wie Peter. Sie hat
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