Die Sünden des Highlanders
Brust und blickte düster in den Kamin. »Mir war nicht klar, wie selbstverständlich ich stets davon ausgegangen bin, dass du einfach da bist. Das wurde mir erst richtig klar, als ich befürchten musste, du würdest vielleicht sterben. Ich wollte nicht alleine sein«, fügte er leise hinzu.
Morainn verstand sehr gut, was in ihm vorgegangen war, und hätte ihn am liebsten umarmt. Doch sie fand es noch zu früh für solche Nähe, für ein solches Zeichen schwesterlicher Zuneigung. Sie wusste ja kaum etwas über diesen Mann, nur, was er ihr an Gutem getan hatte, und dass er einen schlechten Ruf hatte. Um ihr Misstrauen aufgeben zu können, das sie sich notgedrungen schon in jungen Jahren angeeignet hatte, musste sie mehr über ihn erfahren.
»Was ist denn mit Eurem Harem?« Sie grinste, als er sie böse anstarrte. »Mit einem Harem ist man doch nie allein.«
Als Adam die Frau ansah, die eine Fremde und doch eine Schwester für ihn war, merkte er, dass sie ihn aufzog. Es fühlte sich seltsam an, aber gleichzeitig auch gut. Niemand zog ihn auf, niemand hatte das je getan, nicht einmal sein Vater. Nun fiel ihm ein, was er jedes Mal, wenn er hierhergekommen war, bei den Murrays beobachtet hatte, und ihm ging auf, dass Necken wohl etwas war, was Familienangehörige miteinander machten. Allerdings musste man sich erst einmal daran gewöhnen.
»Ich habe keinen Harem und hatte auch nie einen. Eine Frau allein macht einem Mann schon genügend Ärger, da braucht er nicht noch mehr.«
»Ach so.« Morainn fand es lustig, wie er sie ansah – so, als wüsste er nicht recht, was er mit ihr anstellen sollte. »Aber was erwartet Ihr jetzt eigentlich von mir?«
»Ich weiß es nicht.«
Das passiert diesem Mann bestimmt nicht sehr oft, dachte Morainn. »Kann ich in meinem Häuschen bleiben?«
»Selbstverständlich. Aber soll das heißen, dass du nicht bei Sir Tormand bleiben willst?«
»Er hat mich nicht darum gebeten.«
»Soll ich den großen Bruder spielen und mich darum kümmern?«
»Lieber nicht.«
»Wie du meinst.«
Morainn glaubte, ein stummes ›einstweilen‹ in seiner Stimme zu hören, aber sie fand, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um sich darüber zu streiten.
Er streckte die Hand aus. »Sollen wir anfangen zu lernen, wie man sich als Verwandte verhält?«
Sie lächelte und nahm seine Hand. »Warum nicht?« Als er sie umarmte, lachte sie und spürte, dass ihr etwas leichter ums Herz wurde.
Tormand hörte sie lachen und seufzte. Er freute sich für sie, aber ein Bruder konnte auch eine Hürde sein. Es wurde langsam Zeit, dass er seine Beziehung zu Morainn ordnete, bevor ihr neugefundener Bruder seine Nase in diese Angelegenheit steckte.
19
Morainn seufzte, als sich warme Lippen an ihren Halsansatz pressten. Es war ihr nicht gelungen, Tormand aus ihren Träumen zu verbannen, aber kein Traum hatte sich je so echt angefühlt wie dieser. Leicht schwielige Hände umfassten ihre Brüste, und sie schob sich ihrer Berührung entgegen. Sie hatte lange darüber nachgedacht, ob sie noch ein letztes Mal mit Tormand schlafen sollte, bevor sie in ihr Häuschen zurückkehrte, war dann aber zu dem Schluss gekommen, dass es wohl nicht besonders klug wäre. Doch nach vier Tagen, in denen sie ihre schlimmsten Schmerzen mehr oder weniger verschlafen hatte, den darauf folgenden drei Tagen, in denen sie versucht hatte, wenigstens ein paar Stunden am Stück wach zu bleiben, und einer weiteren Woche der Genesung, in der sie ihren Bruder kennengelernt hatte, war sie einfach ausgehungert nach Tormands Berührung.
»Morainn«, flüsterte ihr Tormand ins Ohr. »Wach auf, mein Schatz. Ich möchte, dass du wach und gierig auf mich bist, wenn wir uns lieben.«
Diese Stimme erklang nicht in ihrem Kopf, wie es eine Traumstimme eigentlich hätte tun sollen. Es war ein Flüstern an ihrem Ohr; jedes Wort liebkoste sie mit einem kleinen warmen Lufthauch. Morainn schlug die Augen auf und erblickte Tormand, der auf sie herablächelte. Sie waren beide nackt. Die Entscheidung, ob sie nun eine weitere hitzige Erinnerung zu den andern Erinnerungen, die sie an diesen Mann hatte, hinzufügen sollte, war gefallen. Jetzt lag er in ihren Armen, und sie hatte nicht die Kraft, ihn abzuweisen. Nur allzu bald würden ihre Arme wieder leer sein – und leer bleiben.
»Du bist ganz schön raffiniert«, sagte sie.
»Eher sehr, sehr bedürftig«, entgegnete er und knabberte an ihren Lippen. »Es ist sehr lang her.«
»Viel zu lang«, pflichtete sie
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