Die Sünden des Highlanders
einem süßen Lied verschmolzen.
Morainn lächelte, als sie aufwachte und sogleich an ihr letztes Liebesspiel mit Tormand denken musste. Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch die Stelle, wo sein großer, warmer Körper gelegen hatte, war leer. Sie seufzte. Doch es war besser so. Immerhin würde es jetzt nicht zu einem Streit kommen. Sie konnte einfach ihre Sachen packen und nach Hause gehen.
Sie zwang sich aufzustehen und bereitete sich auf den langen Tag vor, der vor ihr lag. Als sie in die Halle hinunterging, um zu frühstücken, überlegte sie, was sie Walin sagen sollte. Es wunderte sie nicht weiter, dass er schon vor einem vollen Teller am Tisch saß. Walin war ein guter Esser, und Noras Verwandte waren gute Köchinnen. Was sie wunderte, war, dass Adam ebenfalls am Tisch saß. Seit dem Tag, an dem er ihr erklärt hatte, dass er ihr Bruder war, hatte er sie mehrmals besucht, aber nie zu solch einer frühen Stunde. Sie musterte ihn wachsam, als sie sich setzte und sich zu essen nahm.
»Und was hast du heute vor, Morainn?«, fragte Adam, während er ihr einen Becher Ziegenmilch einschenkte.
So, wie der Mann sie beobachtete, schien er die Antwort auf seine Frage bereits zu kennen. Dabei fiel ihr ein, dass Adam nicht ein einziges Mal ihre Visionen und Träume in Frage gestellt hatte. Allmählich glaubte sie, dass ihr Bruder noch ein paar Geheimnisse hatte, die er ihr noch nicht offenbart hatte. Außerdem fragte sie sich, warum er ihr Ziegenmilch eingeschenkt hatte. Eigentlich trank sie nicht sehr oft Ziegenmilch, doch sobald sie den Krug auf dem Tisch gesehen hatte, hatte sie Lust darauf bekommen. Vielleicht hatte sie die Fähigkeit zu Visionen gar nicht, wie sie bislang immer geglaubt hatte, von ihrer Mutter, dachte sie, als sie zu essen begann.
»Ich will heute in mein Häuschen zurück«, erwiderte sie und stellte fest, dass sich in seinem Gesicht nicht die leiseste Überraschung regte.
»Dann muss ich meine Sachen packen«, sagte Walin.
Morainn wollte ihm eigentlich erklären, dass er verschiedene Möglichkeiten hatte, doch dann steckte sie sich lieber einen großen Löffel honiggesüßten Haferbrei in den Mund. Nein, sie wollte nicht darüber sprechen, sie wollte, dass Walin mit ihr nach Hause zurückkehrte, auch wenn das sehr selbstsüchtig war. So sagte sie nichts weiter und ermahnte den Jungen nur ab und zu, nicht zu hastig zu essen. Sie spürte allerdings, wie ihr Bruder sie beobachtete. Doch erst, als Walin fertig war und davoneilte, um seine Sachen zu packen, warf Morainn einen Blick auf Adam und ertappte ihn dabei, wie er sie anlächelte.
»Schlaues Mädchen«, murmelte er.
»Was meinst du damit?«, fragte sie.
»Wenn du den Jungen mitnimmst, bringst du Tormand mit Sicherheit dazu, bald an deiner Schwelle aufzukreuzen.«
»Glaubst du etwa, ich nehme Walin nur als Köder mit?« Zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass sie gedacht hatte, Tormand würde ihr den Jungen vielleicht etwas länger überlassen, wenn sie ihn jetzt mitnahm. Aber sie hatte nie daran gedacht, dass sie Tormand auf diese Weise dazu bringen könnte, ihr hinterherzulaufen.
»Warum klingst du so beleidigt?«
»Warum nicht? Es wäre hinterhältig, so etwas zu tun.«
»Aye, schlau, wie ich schon sagte. Aber warum bleibst du nicht einfach hier?«
»Weil ich es sein will, die beschließt, wann der Zeitpunkt gekommen ist zu gehen.« Morainn wusste nicht, warum sie so aufrichtig war, aber Adam hatte etwas an sich, was ihr die Wahrheit richtiggehend zu entlocken schien.
»Ja, ja, der Stolz. Der Stolz ist manchmal ein sehr kalter Bettgenosse.«
»Genauso wie ein Mann, der lieber bei einer anderen Frau sein will, während er dich in den Armen hält.« Sie seufzte. »Ich will nicht warten, bis er meiner überdrüssig wird und eine andere sieht, die er haben will. Jawohl, es geht um Stolz, aber manchmal ist der Stolz das Einzige, an dem man sich festhalten kann.«
Er zuckte die Schultern. »Der Mann weiß, dass der Junge dich als seine Mutter ansieht. Vielleicht würde er dich heiraten und dich zu Walins rechtmäßiger Mutter machen. Er wäre ein guter Fang für dich.«
»Jawohl, das wäre er.« Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er sie zu etwas anstacheln wollte. »Aber ein großer fetter Lachs wäre das genauso.« Sie verdrehte die Augen, als er lachte, dann schob sie den leeren Teller weg, um sich mit den Ellbogen aufzustützen. »Ich liebe ihn, Adam.«
»Das habe ich mir fast gedacht. Deshalb habe
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