Die Sünden des Highlanders
artig, während ich geschlafen habe?«
»Natürlich. Sie wollten mich nicht zur Hinrichtung gehen lassen, aber das war mir egal. Ich wollte diese Frau ohnehin nicht noch einmal sehen. Aber Morainn, hast du gehört, was sie gesagt hat? Ich habe einen Vater. Sir Tormand ist mein Vater.«
»Aye, das habe ich gehört, und du bist sein Sohn. Das sehe ich jetzt ganz deutlich.« Als Walin das Gesicht verzog, fragte sie: »Freust du dich denn nicht? Du wolltest doch immer wissen, wer dein Vater ist.«
»Aye, und ich freue mich ja auch. Aber ich kann dich nicht verlassen, und wenn ich einen Vater habe, bedeutet das, dass ich bei ihm bleiben muss. Seine Brüder und seine Cousins reden ständig darüber, dass ich bald alle Murrays kennenlernen werde, die ja jetzt meine Verwandten und mein Klan sind. Aber ich weiß nicht, ob ich das will. Wenn ich daran denke, fällt mir ein, dass du dann wohl nicht bei mir sein wirst, und dann gefällt es mir gar nicht mehr.« Seufzend schmiegte er den Kopf an ihre Brust. »Ich will dich nicht verlieren. Niemals.«
»Walin, mein Lieber, du kannst mich gar nicht verlieren. Niemals. Aber …« Sie zauste ihm sanft seine dichten schwarzen Locken. »… du wirst jeden Tag älter, und jetzt hast du einen Vater, der dir gern Dinge zeigen und beibringen will. Dich erwartet ein sehr gutes Leben.«
»Ich bin trotzdem noch immer ein Bastard.«
»Das ist nicht zu ändern, aber wir wissen beide, dass viele Bastarde es zu großem Ruhm und Reichtum gebracht haben. Alles, was ich dir bieten kann, ist Arbeit im Garten und mit den wenigen Tieren, die wir haben.«
»Magst du mich denn gar nicht mehr um dich haben?«
»Natürlich mag ich. Sei doch nicht albern. Glaub mir, ich werde dich immer lieben wie mein eigenes Kind. Aber es geht um eine Entscheidung, die du und dein Vater fällen müssen.«
Walin stand auf und nickte. »Aye. Von Mann zu Mann.«
»Ganz genau.«
Morainn hoffte nur, dass sie bei ihren Männergesprächen auch an sie denken würden. Es würde sie umbringen, auch Walin zu verlieren. Dann wäre sie wirklich völlig allein.
* * *
Es dauerte noch drei Tage, bis Morainn endlich das Gefühl hatte, stark genug zu sein, um sich selbst um das Notwendigste kümmern zu können. Sie nahm sogar wieder die Stickerei für Noras Aussteuer auf, auch wenn sie jeder Handgriff viel schneller erschöpfte, als ihr lieb war. Es würde bestimmt noch mindestens eine Woche dauern, bis sie wieder in ihr Häuschen und zu den dort auf sie wartenden Aufgaben zurückkehren konnte.
Eigentlich wollte sie nicht gehen. Tormand besuchte sie mehrmals am Tag, seine Verwandten spazierten immer wieder auf einen Plausch oder eine Partie Schach zu ihr, und alle kümmerten sich rührend um sie. Sie wurde richtig verwöhnt und musste regelrecht gegen das Bedürfnis ankämpfen, sich an Tormand zu klammern, bis er sie wegwarf, wie er es mit so vielen anderen Geliebten getan hatte. Doch sie wusste, dass es weder ihrem Herz noch ihrem Stolz guttat, so lange zu bleiben, bis alles Gute zwischen ihnen durch seine Ablehnung verdorben würde. Es war besser zu gehen, solange die süßen Erinnerungen noch wach waren. Lieber wollte sie sich selbst den Schmerz des Verlustes zufügen, als es Tormand tun zu lassen.
Als sie ins Bett kroch, um sich ein wenig auszuruhen, kam ihr wieder Walin in den Sinn. Der Junge war hin- und hergerissen zwischen ihr und seiner Freude, einen Vater und eine große Familie zu haben, die ihn mit offenen Armen aufnahmen. Sie hatte sich mit Tormand geeinigt, dass sie Walin Zeit geben wollten, sich alles gründlich durch den Kopf gehen zu lassen. Aber sie wusste, dass Tormand den Jungen gern bei sich aufnehmen wollte. Außerdem wusste sie, dass niemand für ihre Seite und gegen Tormand Partei ergreifen würde, selbst wenn Walin nicht sein legitimer Sohn war.
Jedes Mal, wenn Walin ihr über seine Abenteuer mit den Murrays berichtete, und jedes Mal, wenn er das Wort Vater in den Mund nahm, wurde Morainn trauriger. Sie verlor den Jungen, dessen war sie sich sicher. Als Nora zu Besuch kam, konnte Morainn, wann immer sie von Walin sprachen, am Gesicht ihrer Freundin ablesen, dass sich Nora dessen ebenfalls sicher war.
Plötzlich klopfte es leise an der Tür. Morainn bat den Gast herein. Anfangs freute sie sich, Tormand zu sehen, doch dann bemerkte sie, dass er sehr ernst wirkte. Hatte Walin seine Entscheidung getroffen?
»Jemand will dich sprechen«, sagte Tormand.
»Wer kann das sein, dass du meinst, ihn so
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