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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Räuber dann nicht lebend gefasst.«
    »Ihr seid ein guter Freund, Johann.«
    Schon bevor sie den Treffpunkt erreichten, an dem Leopold und seine Männer ihre Pferde unter Eberhards Aufsicht zurückgelassen hatten, hörten sie lautes Geschrei.
    »Holt mich herunter, verdammt!« Das war Eberhards Stimme.
    Philip trieb sein Pferd an.
    Eberhard hing gefesselt und splitterfasernackt kopfüber am breitesten Ast eines großen Baumes.
    »Was ist denn hier passiert?« Johann von Hohnstein konnte sich kaum das Lachen verbeißen.
    »Das war dieses rothaarige Weib!«, schrie Eberhard. »Sie sagte, sie sei von den Räubern verschleppt worden und Ihr hättet sie befreit, ich solle mich um sie kümmern, bis alles vorüber sei. Ich wollte ihr eine Decke geben, weil sie doch nur ein Hemd trug, und dann … Verdammt, holt mich endlich herunter!«
    »… und was dann?«, fragte Hohnstein ungerührt weiter.
    »Ich will hier herunter!«
    »Du hast nicht auf die Pferde aufgepasst. Du wirst uns jetzt erst Rede und Antwort stehen.« Hohnstein wusste genau, wie er mit dem verzogenen Bengel zu sprechen hatte.
    »… sie hat mich einfach niedergeschlagen, und als ich wieder zu mir kam, hing ich hier, und sie trug meine Kleider und saß lachend auf dem Pferd meines Vaters.«
    Philip grinste. Thea, du Teufelsweib. Wie hatte er sich jemals um sie Sorgen machen können?
    »Nun, mir scheint, da fehlt nicht nur das Pferd deines Vaters. Das kannst du Herrn Leopold gleich noch einmal erzählen.«
    »Holt mich hier herunter!«
    »Du kannst von Glück reden, dass du noch lebst«, sagte Philip. »Herr Leopold soll ruhig sehen, wie gut du seinen Auftrag ausgeführt hast.«
    »Vermutlich hat sie dich absichtlich in dieser Weise aufgehängt«, erklärte Johann mit todernster Miene. »Ich habe gehört, dass es manch heidnischen Zauber gibt, der jungen Männern für alle Zeiten die Manneskraft raubt. Wenn wir dich herunterholen, ohne uns sicher zu sein, könnte das schlimme Folgen haben.«
    Eberhard wurde blass. »Was für Folgen?«
    »Nun, manche dieser Zauber wirken erst, wenn jemand von den Banden befreit wird. Sagt, Herr Philip, Ihr habt doch schon einiges auf Euren Reisen darüber gehört, nicht wahr?«
    Johann zwinkerte Philip zu.
    »O ja, das habe ich«, ging Philip auf das Spiel ein. »Es erfordert einige Reinigungsrituale, um den bösen Zauber zu brechen. Lasst mich überlegen …«
    »Ich will hier endlich herunter!«
    »Na gut, dann schneiden wir dich los«, sagte Philip. »Bei der Umtriebigkeit der Regensteiner wird es nicht schaden, wenn wenigstens einer keine Nachkommen zeugen kann.«
    Er zog seinen Dolch und schickte sich an, die Fesseln des Jungen zu durchtrennen.
    »Halt, wartet!«, brüllte Eberhard. »Stimmt das mit dem Heidenfluch?«
    »Glaubst du, ich lüge?« Johann von Hohnstein legte mit großer Geste die Hand aufs Herz. An ihm war ein Pferdehändler verloren gegangen.
    Das Geräusch sich nähernder Schritte verhinderte, dass Eberhard antworten konnte.
    »Was gibt es denn hier?« Leopold war zu ihnen getreten. Hinter ihm standen seine Männer, die ihre Pferde holen wollten. Irgendjemand brach in schallendes Gelächter aus, und plötzlich war der ganze Wald davon erfüllt. Eberhard wand sich in seinen Fesseln, das Gesicht glühend rot wie eine reife Erdbeere.
    »Los, erzähl’s schon!«, forderte Johann den Jungen auf. Stockend wiederholte Eberhard seine Schande und erwähnte auch den vermeintlichen Fluch auf seine Manneskraft. Leopold warf einen prüfenden Blick auf die Pferde.
    »Meines fehlt auch!«, brüllte er. »Das ist schon das zweite Ross in zwei Tagen, das ich durch einen Regensteiner verliere.« Er zog sein Schwert und durchtrennte das Seil, an dem der junge Eberhard hing. Der fiel wie ein Sack zu Boden, nur dass Säcke für gewöhnlich nicht in lautes Geschrei ausbrechen.
    »Halt, nicht!«, wimmerte Eberhard, als Leopold seine Fesseln löste. »Da ist doch der Fluch!«
    »Fluch!« Leopold spie verächtlich aus. »Wird nicht schaden, wenn Dummköpfe wie du sich nicht weiter vermehren.«
    »Oh, oh«, flüsterte Johann Philip zu. »Leopold ist wirklich wütend.«
    Philip grinste.
    Beim Nachzählen stellten sie fest, dass insgesamt sechs Pferde fehlten. Wer war noch mit Thea geflohen? Die Weiber, die man nicht weiter beachtet hatte? Oder auch Männer? Philip fiel auf, dass der schwarze Hinnerk nicht unter den Gefangenen war.
    Leopold ließ seinen ganzen Zorn an Eberhard aus. Obwohl es in der Beute einige gute Kleidungsstücke

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