Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
Vom Netzwerk:
gab, gestand Leopold dem Jungen nur einen einfachen Kittel zu und verdonnerte ihn dazu, dem Tross barfüßig zu folgen.
    »Nehmt es gelassen, Junker Eberhard!«, rief Hohnstein ihm zu. »Ein Fußmarsch im Büßergewand ist durchaus geeignet, Euch von jedem Heidenfluch zu befreien.«
    Kurz bevor der Tross mit den Gefangenen die Straße nach Halberstadt erreichte, sahen sie eine Rauchsäule. Philip zügelte seinen Rappen. Genau dort stand die Holzfällerhütte, in der er sich so oft mit Thea getroffen hatte.
    »Gefahr?«, fragte Johann, der Philips Blick gefolgt war.
    »Ich glaube nicht, aber ich sehe nach.« Und schon trieb er sein Pferd in die Richtung des Rauches. Johann folgte ihm.
    Sein Verdacht bestätigte sich. Die Hütte war bis auf wenige verkohlte Balken völlig abgebrannt.
    »Wer hat das getan?«, fragte Johann.
    Philip antwortete nicht. Er hatte Theas Drohung verstanden.

19. Kapitel
     
     
    S ie sind zurück!« Tante Margarita stürmte in Mechthilds Kemenate, wo Lena gerade die Aussteuer der Fürstentochter bewunderte. »Siegreich! Und sie haben den rotbärtigen Teufel gefasst. Kommt mit, dann könnt ihr ihn im Hof sehen.«
    Mechthild ließ ein besticktes Leinenhemd fallen und sprang zum Fenster. Lena fing das Hemd auf, bevor es zu Boden fiel, und legte es lächelnd über einen Stuhl. Wie schnell Mechthild doch alles ringsum vergaß, sobald sie Johann in ihrer Nähe wusste.
    »Seht, da ist Johann!« Mechthild trat einen Schritt zur Seite, um Lena am Fenster Platz zu machen.
    Johann ritt neben Philip. Die beiden Männer schienen sich angeregt zu unterhalten. Johann sagte etwas, Philip lachte. Nur Leopold schaute missmutig drein.
    »Was reitet mein Bruder denn da für einen alten Gaul?« Mechthild beugte sich aus dem Fenster.
    Leopolds Pferd kümmerte Lena wenig. Sie starrte auf die gefangenen Räuber, die gerade auf den Hof geführt wurden. Der rotbärtige Teufel war nicht zu übersehen, größer als die übrigen Männer, muskelbepackt und trotz der Fesseln noch immer furchterregend. Ein blutiger Verband versorgte notdürftig eine Schulterwunde.
    Sie hatte immer geglaubt, tiefe Genugtuung zu empfinden, wenn sie den Mörder ihrer Familie endlich in Ketten gelegt sähe. Stattdessen wurde ihr übel. Martins Kopf lag wieder vor ihr auf dem Boden, sein Blut benetzte ihre Haut. Die Augen des Räubers. Ein Schmerz in ihrer Brust. Eine blutrote Seelenflamme. Augen, aus denen schon die Hölle loderte.
    Ihre alte Narbe glühte. Es war nicht vorbei, noch längst nicht.
    »Kind, was ist mit dir?«
    Da merkte Lena, dass sie beinahe gestürzt wäre, wenn Tante Margarita sie nicht aufgefangen hätte.
    »Ich muss hinunter«, sagte sie. »Ich muss ihm in die Augen sehen.«
    »Wem?«
    »Dem rotbärtigen Mörder.«
    Sie befreite sich aus der Umarmung ihrer Tante, rannte zur Tür und hastete die Stiegen hinunter.
    Die Reiter waren gerade abgestiegen, als Lena den Hof betrat. Ihr erster Blick galt Philip, nur um sich gleich darauf dem gefangenen Räuberhauptmann zuzuwenden, der von zwei Waffenknechten vom Pferd gezerrt wurde.
    Sie fühlte kaum Philips Hand auf ihrer Schulter, als sie dem Rotbart entgegentrat. Die Niederlage hatte ihn nicht gebrochen. Herausfordernd erwiderte er ihren Blick, und die Flamme in seinen Augen loderte so blutrot, wie sie ihr im Gedächtnis geblieben war.
    »Ich erinnere mich an dich«, sagte er. »Du warst die Braut von diesem Hohlkopf. Ich hätte dich damals mitnehmen sollen. Wir hätten viel Freude miteinander gehabt.« Er lachte dreckig.
    »Noch ein Wort, und ich ziehe dir die Haut vom Leib!« Philip stellte sich schützend vor Lena.
    »Oh, hast dich inzwischen für sie entschieden? Und hast du ihr auch erzählt, dass du meine Tochter davor häufiger bestiegen hast als ein Hengst eine rossige Stute?«
    Lena sah, wie Philips Rechte zum Schwert glitt. Sofort legte sie ihre Hand über die seine.
    »Ja, ich weiß es«, sagte sie und wunderte sich, wie ruhig sie blieb. »Im Übrigen ist es mir ganz recht, denn so weiß ich, dass mein Bräutigam nicht an demselben Makel leidet wie Euer hochwohlgeborener Auftraggeber.«
    Das überhebliche Grinsen verschwand aus Barbarossas Miene. Endlich verspürte Lena den Triumph, auf den sie so lange gewartet hatte. Barbarossa stand nicht nur in Fesseln vor ihr, nein, er hatte jede Macht verloren, traf sie nicht einmal mehr mit seinen vergifteten Worten.
    »Schafft ihn weg!«, befahl Philip. »Wir befassen uns später näher mit ihm.«
    Noch während die Räuber ins

Weitere Kostenlose Bücher