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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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unbewaffnet, trug nur ein Handlicht. Seine Rechte löste sich vom Schwert. Würde sie schreien, wenn sie ihn sah? Er durfte es nicht riskieren, wenn er sie retten wollte. Mit einem schnellen Schritt trat er vor, packte sie und verschloss ihr mit der Hand den Mund.
    »Thea, bleib ganz ruhig. Ich bin’s, Philip.«
    Sie zuckte zusammen, doch sie rührte sich nicht. Ahnte sie, was er gerade getan hatte? Oder hoffte sie auf ein weiteres Beisammensein?
    »Hör mir zu«, flüsterte er. »Du musst hier verschwinden. Die Männer des Herzogs werden das Lager einnehmen, ich will nicht, dass du ihnen in die Hände fällst.«
    Er hatte Widerstand erwartet, Schlagen, Kratzen, Beißen – wie auch immer sie sich ohne Waffen hätte wehren können. Aber sie blieb ruhig.
    »Ich habe einen Beutel mit Gold dabei. Das ist alles, was ich dir geben kann. Nimm ihn, Thea, und dann verschwinde von hier, ehe der Tanz losgeht und ich dich nicht länger beschützen kann.«
    Er löste den Beutel mit der Linken von seinem Gürtel und ließ ihn zu Boden fallen, während er ihr mit der Rechten noch immer den Mund verschloss. In diesem Moment rammte sie ihm den Ellbogen in den Magen. Sein Kettenhemd milderte den Stoß ab, aber er kam so unerwartet, dass er sie losließ.
    »Du Schwein!«, schrie sie. »Du widerwärtiger Verräter! Dafür werde ich dich töten!« Sie griff nach einem Kerzenleuchter und wollte damit auf ihn losgehen, doch er packte sie sofort wieder.
    »Hör auf, du schadest dir nur selbst! Ich will, dass du unbemerkt verschwinden kannst. Wenn du dich rächen willst, dann tu es. Aber nicht jetzt. Nimm das Geld und geh!«
    Sie versuchte erneut, ihm ihre Ellbogen in den Leib zu rammen und ihn zu treten, doch ihren bloßen Füßen fehlte die Härte, ihn ernsthaft zu treffen.
    »Ah, die Hure hat ihre Pflicht getan und soll ausgezahlt werden!«, schrie sie.
    »Wenn es danach ginge, müsstest du wohl eher mich bezahlen.«
    »Du Mistkerl!« Wieder versuchte sie, nach ihm zu treten.
    »Hör auf, Thea. Du weißt, dass ich stärker bin. Ich will nicht, dass dir etwas geschieht. Nimm das Gold. Der Beutel enthält auch ein juwelenbesetztes Kreuz, das schickt dir deine Mutter. Du wirst immer Hilfe bei ihr finden. Wenn du mich wirklich töten willst, dann verschwinde und räche dich, wenn sich die Gelegenheit einmal ergibt. Heute bekommst du sie nicht, denn ich will, dass du lebst.«
    Der Vorhang wurde abermals zur Seite gerissen. Barbarossa stand vor ihm, mit bloßem Oberkörper, das Gesicht noch verquollen von der letzten Nacht, aber das Schwert in seiner Hand war unübersehbar. Philip stieß Thea so heftig von sich, dass sie zu Boden fiel, dann zog er seine eigene Waffe.
    »Verschwinde!«, rief Barbarossa seiner Tochter zu. Thea klaubte den Beutel mit den Goldstücken auf, dann rannte sie barfüßig und nur mit ihrem Hemd bekleidet aus der Tür hinaus.
    »Ich habe es gewusst!«, schrie der Räuberhauptmann. »Du hast es die ganze Zeit darauf angelegt, uns zu verraten!«
    Eisen schlug auf Eisen. Barbarossa mochte beinahe doppelt so alt sein wie Philip, aber die Jahre schienen ihm nichts auszumachen. Er überragte seinen Gegner um Haupteslänge, seine Schultern waren breiter als die der meisten Männer und seine Oberarme stark wie Baumstämme. Bei jedem einzelnen Schwerthieb taumelte Philip einen Schritt zurück, ganz gleich, wie geschickt er ihn parierte. Der Rotbart glühte vor Hass, trieb ihn vor sich her. Kein Wunder, dass dieser Mann seinen Lebensunterhalt früher mit Turnieren bestritten hatte. Dagegen war Ulf von Regenstein sanft wie eine blumenpflückende Jungfer.
    Philip wich immer weiter zurück. Denk an all die Grausamkeiten, die er schon begangen hat. Zahl es ihm heim. Denk an Lena. An ihren Vater. An ihre ganze Familie, die er abschlachten ließ.
    »Hast du wirklich geglaubt, ich wäre ein Halsabschneider wie du?«, rief er, während er der nächsten Attacke auswich. Irgendwann musste der rasende Hüne doch ermüden. »Du behauptest, Otto von Birkenfeld sei dein bester Freund gewesen. Das ist eine Lüge. Mein Vater hätte niemals einen Halunken wie dich Freund genannt.«
    »Bist du also Ottos Bankert?« Ein weiterer Hieb, Funken sprühten. »Dummkopf, sie werden dich niemals als einen der Ihren aufnehmen. Aber wie auch immer, du stirbst sowieso!«
    Philip stieß gegen die Tür. Eine schnelle Drehung, dann war er aus der Hütte. Er hatte kühle Morgenluft erwartet, doch um ihn herum gab es nur Rauch und Feuer. Überall hörte er

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