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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Burgverlies gebracht wurden, hatten sich zahlreiche Menschen um den siegreichen Trupp versammelt. Eine junge Magd ließ ihren Wäschekorb fallen und rannte einem der Waffenknechte entgegen, der sie auffing und durch die Luft wirbelte. Auch Mechthild wäre Johann offenbar am liebsten um den Hals gefallen, besann sich aber noch rechtzeitig ihrer Würde als Tochter des Herzogs.
    Alle lachten, nur Philip war auf einmal sonderbar still.
    »Was ist mit dir?«, fragte Lena leise. »Du grämst dich doch nicht etwa über die Worte des Räubers?«
    Er zog sie sanft in die Arme. »Wohl kaum, wenn ich eine Frau wie dich an der Seite habe, die mich besser verteidigt, als ich es jemals könnte.«
    »Dann hast du an seine Tochter gedacht.«
    Er nickte. Ein winziger Stachel bohrte sich in Lenas Herz.
    »Nicht so, wie du denkst«, sagte er sofort. Lagen ihre Gefühle so offen zutage?
    »Lena, seit ich dir mein Herz geschenkt habe, gibt es keine anderen Frauen mehr in meinem Leben. Und es wird auch nie mehr welche geben. Ich dachte nur daran, dass ich Thea verraten habe.«
    »Du musstest es tun.«
    »Ja.« Seine Stimme war leise geworden. »Aber das macht es nicht viel besser. Sie hat mir vertraut, mich auf ihre Art vielleicht sogar geliebt. Ich habe die Männer des Herzogs in ihr Heim geführt. Und dann versucht, mich von meiner Schuld loszukaufen, indem ich ihr einen Beutel mit Gold gab und sie zur Flucht aufforderte.«
    »Du hast getan, was du konntest. Du bist ihr nichts schuldig.«
    »Nein, das bin ich nicht. Trotzdem komme ich mir erbärmlich vor.« Philip atmete tief durch.
    Lena schwieg. Wie gern hätte sie die rechten Worte gefunden, ihm seine unangebrachten Schuldgefühle zu nehmen.
    »Kommt, Herr Philip, mein Vater verlangt nach uns.« Der junge Leopold war zu ihnen getreten. Philip ließ Lena los und wollte dem Fürstensohn folgen, doch der wies mit einer Handbewegung auf Lena. »Frau Helena, er möchte auch Euch sehen.«
    »Mich? Warum?«
    »Das werdet Ihr gleich erfahren.«
    Fürst Leopold erwartete sie im Rittersaal.
    Lena fühlte sich seltsam fehl am Platze, als einzige Frau zwischen all den Rittern, die noch immer ihre Kettenhemden trugen und deren Waffenröcke zum Teil mit Blut besudelt waren. Warum wollte der Fürst, dass sie der Besprechung beiwohnte? Mechthild war doch auch nicht anwesend.
    Sie war froh, zwischen Johann und Philip Platz nehmen und sich so ein wenig verstecken zu können.
    »Ich bin stolz auf Euch, Ihr Herren«, begann Fürst Leopold. »Gemeinsam habt Ihr das Lager der Räuber vernichtet, ohne einen einzigen Mann zu verlieren. Die Straßen werden von nun an wieder sicher sein.«
    Dann wandte der Fürst sich an Philip.
    »Es ist gut, dass Ihr Barbarossa lebend gefasst habt, denn während Ihr fort wart, erhielt ich Nachricht, dass Graf Dietmar von Birkenfeld beim Bischof Klage gegen Euch erhoben hat, Herr Philip.«
    Johann fuhr überrascht herum, und auch die anderen Männer starrten Philip an. Lena griff unter dem Tisch nach seiner Hand.
    »Er hat Klage gegen mich erhoben? Weswegen?«
    »Nichts von ernst zu nehmender Bedeutung.« Fürst Leopold lächelte. »Graf Dietmar beschuldigt Euch und den Ungläubigen Said al-Musawar des Frauenraubs. Ihr hättet Frau Helena entführt und würdet mit den Räubern paktieren.«
    »Das ist Unsinn!«, rief Lena. »Ich folgte ihm freiwillig. Ihr kennt die Gründe.«
    »Ja, ich kenne sie. Und der Bischof kennt sie ebenso. Herr Philip hat bewiesen, dass er ein rechtschaffener Mann ist. Ganz im Gegensatz zu Graf Dietmar von Birkenfeld.«
    »Was ist mit dem Grafen?«, fragte Johann von Hohnstein.
    Fürst Leopold nickte Philip auffordernd zu. »Nun, Herr Philip, wäre jetzt nicht der rechte Zeitpunkt gekommen, dass Ihr selbst Klage gegen den Grafen erhebt? Ich werde ihn nach Halberstadt beordern, damit er sich zu Euren Vorwürfen äußert.«
    »Glaubt Ihr wirklich, er wird kommen?«, fragte Philip. »Nachdem er inzwischen gewiss erfahren hat, dass wir das Räuberlager vernichtet haben?«
    »Was hat der Graf denn eigentlich getrieben?« Johann klopfte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch.
    »Erzählt es uns, Herr Philip!«, verlangte der Herzog erneut.
    Lena sah, wie Philip tief Luft holte. Dann berichtete er vor der versammelten Schar, was ihm alles über Graf Dietmar und dessen Bündnis mit den Räubern bekannt geworden war. Er erzählte auch von den Mordplänen, die der Graf gegen Lena ausgeheckt hatte, von Dietmars Anteil am Überfall auf ihren Hochzeitszug, den

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