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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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das dort vorn der Felsrücken?«
    »Das ist er«, bestätigte Philip. »Und ganz in der Nähe befindet sich geeignetes Strauchwerk, um unsere Pferde zu verbergen.«
    Das Räuberdorf lag in tiefstem Schlaf. Sogar der Wächter auf der Aussichtsplattform schien zu dösen. Vermutlich hatten die Männer wieder bis spät in die Nacht gefeiert und sich dem Trunke ergeben. Umso besser.
    Philip lenkte seinen Rappen bis zu dem erwähnten Gebüsch. Johann folgte ihm, dann stiegen sie ab und versteckten ihre Pferde.
    »Jetzt gilt es, Eure Kletterkünste zu erproben, Herr Johann. Und gebt acht auf die scharfen Dornenranken.«
    »Keine Sorge, ich klettere wie ein Eichhörnchen. Soll ich Euch auch ein paar Nüsse bringen?«
    Philip grinste. Er mochte den Humor des Hohnsteiners.
    Im Kettenhemd kletterte es sich nicht so leicht wie bei seinem ersten heimlichen Besuch. Immerhin hatte es in den vergangenen Tagen nicht geregnet, und so fand er mit Händen und Füßen diesmal leichter Halt.
    »Bemerkenswert«, raunte Johann ihm zu, als sie den obersten Grat erreicht hatten und bäuchlings nebeneinanderlagen. »Hat der alte Schurke sich doch eine rechte Räuberburg erbaut. Sogar eine Schmiede.«
    Die Feuer im Lager waren allesamt verloschen. Nur ein paar niedergebrannte Scheite glühten noch schwach neben umgestürzten Bierkrügen und abgenagten Knochen.
    Unmittelbar unter ihrem Beobachtungsposten lag Barbarossas Hütte. An der Außenwand hingen einige Töpfe, die sich im Wind bewegten und leise klapperten. Vorsichtig rutschte Philip auf das Dach und hoffte, das Spiel des Windes werde seine vorsichtigen Schritte übertönen. Dann ließ er sich auf den Waldboden gleiten. Kurz darauf stand Johann neben ihm. Der Hohnsteiner bewegte sich geschmeidig wie eine Wildkatze.
    Philip blickte sich um. Nirgends war ein Mensch zu sehen. Sie schliefen wohl tatsächlich alle in ihren Hütten.
    »Passt auf«, flüsterte er Johann zu. »Dies ist Barbarossas Hütte. Wir kümmern uns zunächst um das Tor, dann kehre ich hierher zurück. Vielleicht kann ich den Räuberhauptmann im Schlaf überraschen.«
    »Wollt Ihr es nicht gleich versuchen? Ich kann das Tor auch allein öffnen.«
    Philip schüttelte den Kopf. »Zu gefährlich. Wenn meine Überraschung misslingt und das Tor noch nicht geöffnet ist, ist alles verloren. Vergesst nicht den Wächter.«
    Sie liefen los. Der weiche Boden dämpfte ihre Schritte, und das Rasseln ihrer Kettenhemden ging im Rauschen des Windes unter.
    Die Aussichtsplattform über dem Tor war mit einer Leiter zu erreichen. Philip griff nach den Sprossen.
    »Ich nehme mir den Wächter vor«, raunte er Johann zu. »Seid vorsichtig mit den Riegeln und stoßt das Tor auf keinen Fall auf, bevor ich wieder da bin. Es knarrt sehr laut.«
    Der Hohnsteiner nickte, und Philip kletterte nach oben.
    Der Wächter döste nicht, sondern schlief tief und fest, den Kopf auf das Geländer der Aussichtsplattform gestützt. Neben ihm stand ein halb voller Krug mit abgestandenem Bier. Was für ein leichtsinniger Narr! Philip zog seinen Dolch. Er hatte noch nie einen Wehrlosen getötet, aber der hier war ein Mörder und Halsabschneider, der schon hundertfach das Blut Unschuldiger vergossen hatte. Und der es wieder tun würde, wenn er ihm nicht Einhalt gebot. Mitleidlos packte er den Haarschopf des Mannes, riss den Kopf hoch und durchtrennte ihm mit einem schnellen Schnitt die Kehle. Dann wischte er den blutigen Dolch am Hemd des Toten ab, steckte ihn zurück in den Waffengurt und kletterte wieder nach unten. Johann hatte unterdessen die Riegel aufgeschoben.
    »Jetzt?«, fragte er Philip.
    »Erst wenn ich bei Barbarossas Hütte bin.«
    Johann nickte, und Philip rannte im Zwielicht des beginnenden Tages zurück zur Hütte des Räuberhauptmanns. Hinter ihm knarrte das Tor. Ob es überhaupt jemand außer ihm hörte?
    Er hatte die Hütte gerade betreten, da sah er, dass jemand hinter dem großen Wandteppich, der als Vorhang zu den Schlafräumen diente, ein Licht entzündet hatte. Der Schein fiel hell unter dem Vorhang hindurch, berührte beinahe Philips Füße. Hastig drückte er sich in eine dunkle Ecke.
    Ein kurzes Rascheln, der Teppich wurde zurückgeschlagen. Philips Hand glitt zum Schwert.
    Und dann sah er sie in ihrer ganzen Schönheit, so wie er sie in Erinnerung hatte. Thea. Das lange rote Haar fiel ihr weit über den Rücken, doch statt der Männerkleidung trug sie ein einfaches Nachthemd, in dem sie seltsam verletzlich aussah. Sie war völlig

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