Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)
Hintern. Sherry holte tief Luft und hatte alle Mühe, ihm wieder aufzuhelfen. »Es tut mir leid, Liebling. Ich dachte, du könntest alleine stehen.«
Endlich gelang es ihr, ihn aufzurichten. Dieses Mal legte sie ihren rechten Arm um seine Taille, hielt mit der linken Hand seine Schulter fest und führte ihn so zum Ledersofa im Wohnzimmer. Vorsichtig setzte sie ihn ab.
»Wie fühlst du dich?«
Er stöhnte.
Sherry richtete sich auf. Dieses Mal sackte Simon nicht wieder in sich zusammen – er blieb aufrecht sitzen und hielt sich mit der Hand den Hinterkopf.
»Ich hoffe doch sehr, dass das nicht wegen einer verdammten Spinne war«, murmelte Sherry und grinste vorsichtig. Sie ließ Simon allein und ging in den Wäscheraum zurück. Sie trat ans Waschbecken und schaute hinein. Darin sah sie einen abgetrennten Kopf. Er starrte Sherry direkt an, auch wenn seine Augen nur halb geöffnet waren. Er hatte recht langes Haar und sein Mund war auf groteske Weise erstarrt, so als würde er gleich zu sprechen beginnen.
Sherry trat rückwärts aus dem Wäscheraum und dem Badezimmer. Erst als sie im Flur stand, begann sie zu schreien. Sie drehte sich um und rannte ins Wohnzimmer. Simon versuchte aufzustehen. »Simon! Oh mein Gott, Simon! Da ist ein verdammter Kopf in unserem Waschbecken!«
Simon nickte leicht, als es ihm schließlich gelungen war, sich alleine aufzurichten.
»Hab ich schon gesehen«, seufzte er. Er schüttelte den Kopf und streckte seinen Hals. »Verflucht, hat das wehgetan.«
»Wir müssen die Polizei anrufen«, sagte Sherry hastig. Sie ging zum Telefon hinüber und hielt inne. Auf dem Hörer klebte ein kleines Stück Papier. »Simon, hier ist ein Zettel.«
Simon taumelte zu Sherry hinüber. »Dann lies ihn.«
Sie beugte sich nach vorne und nahm den Zettel vom Telefon. Er war in der Mitte gefaltet. Sie öffnete das Blatt und las laut vor:
Gefällt Ihnen das Geschenk? Haha. Oh, falls Sie nicht wissen, wovon ich spreche, schauen Sie doch mal im Waschbecken in Ihrem Wäscheraum nach. Haben Sie?
Nun, es tut mir leid, dass ich Sie nicht persönlich treffen konnte, aber ich hatte noch etwas zu erledigen. Sie verstehen das sicher.
Ich mache es kurz und schmerzlos. Gehen Sie in die Küche und öffnen Sie den Kühlschrank. Dort finden Sie noch ein Geschenk. Eines, das Ihnen besser gefallen wird als das erste, schätze ich. Und denken Sie nicht einmal daran, die Polizei zu rufen … Ich habe das Telefonkabel durchgeschnitten und weiß, wo Sie wohnen, das sollten Sie nicht vergessen!!!
Das wäre für den Moment alles. Wir sehen uns in der Küche.
Ciao.
P. S.: Ziehen Sie nichts über, meine Liebe. Ich mag Sie genau so, wie Sie sind.
Sherry blickte zu Simon hinauf, sie hatte Tränen in den Augen. »Oh mein Gott. Woher wusste er, dass ich keine Kleider anhaben würde?«
Simon war verwirrt. »Ich hab keine Ahnung, was hier, verdammt noch mal, los ist. Denkst du, wir sollten die Polizei rufen?«
Sherry schüttelte den Kopf. »Nein. Ich meine, er hat uns doch davor gewarnt, das zu tun. Und überhaupt, wenn er weiß, dass ich nichts anhabe …« Sherry warf den Zettel auf den Boden und nahm den Telefonhörer ab. Sie hielt ihn sich ans Ohr, hörte jedoch nichts. Kein Freizeichen, nur Schweigen im Äther. »Er hat das Kabel durchgeschnitten.«
»Scheiße!«, fauchte Simon. »Was machen wir denn jetzt?«
»Wir gehen in die Küche«, antwortete Sherry.
Sie hasteten den Flur hinunter und in die dunkle Küche. Sherry knipste das Licht an und schaute sich um. Es gab keinerlei Anzeichen eines Eindringlings.
»Wie ist er reingekommen?«, flüsterte Simon.
Sherry schüttelte den Kopf. Sie ging auf den Kühlschrank zu.
»Nein, hey!«, rief Simon. »Ich sehe nach.«
Sherry drehte sich um. »Und stößt dir wieder den Kopf? Du bleibst da stehen.« Sie näherte sich dem großen Kühlschrank, atmete tief ein und zog am Griff.
»Pass auf, Liebling«, sagte Simon mit zitternder Stimme.
Mit knirschenden Zähnen riss Sherry die Tür auf – und sah eine blutige Machete im obersten Fach.
»Was ist?«
»Hier ist eine Machete«, antwortete Sherry.
Simon eilte zu ihr und blickte in den Kühlschrank. Er griff hinein und nahm die große Machete an sich. Die Klinge war mit feuchtem und getrocknetem Blut verschmiert und am Griff klebte ein weiterer Zettel.
Sherry riss ihn ab, öffnete ihn und las erneut laut vor:
Ich bin’s noch mal. Sie haben jetzt sicher verstanden, wie das hier läuft. Dies ist die Waffe, mit der die arme
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