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Die Sünderin von Siena

Die Sünderin von Siena

Titel: Die Sünderin von Siena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Andeutungen machen mich noch ganz krank.«
    »Dass der grimmige Prediger sich vermutlich alles zunutze machen wird, was er in Erfahrung bringt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er seine Engel eingehend nach ihren Familien und den hiesigen Verhältnissen ausfragt. Und sie werden reden, diese Jungen, glaubst du nicht auch? Auf diese Weise könnte der padre so einiges Interessante ans Licht befördern. Ich fürchte, wir alle werden uns noch zu wundern haben. Einen gefährlicheren Verbündeten hätten wir uns jedenfalls kaum aussuchen können.«
    »Aber es muss doch nicht unbedingt so kommen!« Es war wie ein Flehen. »Vielleicht haben wir ja Glück …«
    »Vielleicht«, sagte Savo Marconi, und es klang alles andere als überzeugt.
    »Was soll das hier eigentlich werden?« Der Domherr starrte auf die grünliche Masse im Mörser. »Willst du jemanden vergiften?«
    »Hast du nicht gerade lauthals Handlungen und energische Taten gefordert?«, konterte der Apotheker. »Ich werde Leo mit dieser neuen Medizin gleich losschicken!«

    ❦
    Das Lachen, Giggeln und Juchzen wurde immer lauter. Zwischendrin ertönte Raffis keckerndes Kichern, das an einen übermütigen Ziegenbock erinnerte. Seit Langem hatte Gemma die Kinder nicht mehr so fröhlich und ausgelassen erlebt.
    »Wird es dir denn noch immer nicht zu viel?«, fragte sie Leo, als sich nun auch noch Lelio an dessen linken Arm hängte, während am rechten bereits Cata, Raffi und Angelina übermütig schaukelten. »Sonst wirf sie alle einfach runter!«
    Der Gehilfe des Apothekers schüttelte den Kopf, den Mund zu einem breiten Grinsen verzogen.
    »Leo liebt sie«, sagte er. »Sind alles Leos Freunde.«
    »Leo, du musst mein Pferd sein, bitte!« Das war Mauro, der nun auch seinen Anteil am Vergnügen einforderte.
    Gutmütig setzte der Hüne sich den Jungen auf die Schultern, ließ zu, dass die mageren Beine heftig gegen seine breite Brust schlugen, und begann mit ihm wie wild durch das Zimmer zu galoppieren.
    »Vorsicht!«, rief Gemma. »Ihr werdet euch noch alle Gliedmaßen wund stoßen. Hinaus mit euch beiden – auf der Straße könnt ihr euch viel besser austoben!«
    Gewissenhaft folgte sie den beiden, damit auch draußen kein Unheil geschah, aber Leo spielte seine Rolle so umsichtig, dass sie schon bald beruhigt und belustigt zuschaute, wie er mit seiner Last die Gasse unermüdlich rauf und runter trabte.
    »Und wie lautet nun deine Antwort?« Matteos Stimme traf sie unvorbereitet. Er musste mitten in der Arbeit stecken, wie sein farbenverschmierter Kittel und die frischen Kleckse an seinen Händen zeigten.
    »Hab ich denn überhaupt eine Wahl?« Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, während sie Leo und Mauro zuwinkte, die schon wieder kehrtgemacht hatten und an ihr vorbeiliefen.
    Matteo lächelte. »Man hat immer eine Wahl«, sagte er. »Aber ich wünschte natürlich, du würdest die richtige treffen.«
    Gemma spürte, wie Hitze in ihr aufstieg.
    »Lina mag es nicht, wenn ich zu dir gehe«, sagte sie. »Schon allein ihretwegen müssen wir Rücksicht nehmen. Aber ich werde ihr die Wahrheit sagen, sie soll wissen, woran sie ist.« Gemma runzelte die Stirn. »Oft werde ich nicht kommen können, das solltest du gleich wissen. Du musst die Zeit gut einteilen.«
    »Warum dann nicht gleich heute?« Seine Stimme war auf einmal nicht mehr ganz sicher.
    »Meinetwegen«, erwiderte sie. »Sobald ich die Kinder gut versorgt weiß.«
    »Gemma, Gemma – siehst du?« Jetzt stand Mauro in voller Größe auf Leos Schultern und strahlte dabei über das ganze Gesicht. »Ich bin ein Gaukler!«, schrie er.
    »Der Beste von allen«, rief sie, beruhigt darüber, wie sicher die großen Hände Leos die kleinen Füße umklammert hielten. »Aber jetzt ist es langsam genug. Lass ihn vorsichtig wieder runter, Leo! Die anderen wollen schließlich auch was von dir haben.«
    Um den großen Tisch hatten sich bis auf Mia die restlichen Kinder versammelt. In der Mitte stand eine angeschlagene Schüssel mit einem undefinierbaren gräulichen Brei. Irgendjemand hatte kleine Teller aufgedeckt und Holzlöffel ausgeteilt, die beschmiert daneben lagen.
    »Wir spielen gerade Vatermutterkind«, rief Angelina. »Und alle müssen jetzt essen. Du auch, Leo. Komm, ich füttere dich!«
    Der Hüne gehorchte, verzog aber angewidert das Gesicht, kaum hatte er einen Löffel Brei im Mund.
    »Spuck ihn ruhig wieder aus!«, sagte Gemma. »Wer weiß, was sie alles hineingerührt haben.«
    Er verdrehte die Augen, blies

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