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Die Sünderin von Siena

Die Sünderin von Siena

Titel: Die Sünderin von Siena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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noch nicht am Ende angelangt. »Eine Frau beispielsweise, die ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann davongelaufen ist, passt in unseren Augen nicht unbedingt hierher.«
    »Die Kinder hängen an Monna Santini, und mir ist sie eine zuverlässige Freundin. Sonst noch etwas?«
    Steifbeinig erhob sich Celestina.
    »Eines Tages wirst du die richtigen Freunde brauchen«, sagte sie. »Vorausgesetzt, dir sind dann noch welche geblieben.«
    Gemma kehrte zurück, kaum dass Celestina das Haus verlassen hatte.
    »Ich möchte dir keine Schwierigkeiten machen«, sagte sie. »Celestina kann mich nicht leiden. Hat sie verlangt, dass ich euch verlasse?«
    »Schon gut.« Mamma Lina wirkte erschöpft. »Zum Schluss hab ich ihr gar nicht mehr richtig zugehört. Natürlich bleibst du. Ich hab dir ja bereits gesagt, wie du uns am besten unterstützen kannst.« Sie presste die Hände an die Schläfen. »Da drin hämmert und brummt es wie in einem wild gewordenen Räderwerk. Die alte Hexe hat mich ganz wirr im Kopf gemacht.«
    »Warum legst du dich nicht ein paar Augenblicke hin? Ich komm inzwischen schon allein zurecht.«
    Sichtlich erleichtert verzog Lina sich nach oben. In Gemma jedoch hatte der unerwartete Besuch Celestinas weitere Fragen aufgeworfen. War es ihr tatsächlich um die Kinder gegangen? Oder hatte sie sich nicht vielmehr davon überzeugen wollen, wie nah Gemma inzwischen Matteo gekommen war?
    Sie nahm die Schüssel auf den Schoß und begann Erbsen zu lesen, um sich abzulenken. Da vernahm sie ein schüchternes Klopfen an der Tür.
    Nachdem sie geöffnet hatte, stand zu ihrer Überraschung der kleine tedesco vor ihr.
    »Ist etwas mit Vater?«, entfuhr es ihr. »Ist er krank? Hat er dich deshalb geschickt?«
    »Darf ich erst mal reinkommen?«, fragte Mario.
    Sie führte ihn die Küche.
    »Das hier ist von ihm.«
    Ein kleines weißes Säckchen lag auf dem Tisch. Gemma knüpfte es auf, steckte die Nase hinein. Dann schüttete sie sich eine winzige Prise des Inhalts auf die Handfläche, befeuchtete den Finger und kostete.
    »Fleur de sel«, sagte sie. »Und zwar die allerbeste Qualität. Ich hab seine Schule schließlich auch einmal durchlaufen. Woher hast du es?« Über ihrer Nasenwurzel erschien eine tiefe Falte. »Und behaupte nicht noch einmal, er hätte es geschickt! Du hast es heimlich abgefüllt, stimmts? Also, was ist geschehen, Mario? Heraus mit der Sprache!«
    »Du musst wieder nach Hause kommen. Bitte!« Ma rios feines Gesicht wirkte zerquält und müde. Aber er roch nun wesentlich besser, das war ihr gleich aufgefallen. » Zio Bartolo vermisst dich so sehr, auch wenn er es nicht sagt. Doch man kann es spüren, jeden einzelnen Tag. Und ich …«
    »Du etwa auch?«
    »Ich will nicht schuld daran sein, dass du fortgelaufen bist.« Seine Mundwinkel bebten. »Du bist doch seine Tochter!«
    »Das alles hat nichts mit dir zu tun.« Gemma streckte eine Hand aus, legte sie auf seinen Arm. Der Junge zuckte leicht zusammen, ließ es aber geschehen. Ihr fiel auf, wie zierlich seine Gelenke waren. Bei der Arbeit mit den Fässern und schweren Säcken musste er sich bestimmt ganz schön anstrengen. »Und jetzt möchte ich endlich alles erfahren, verstanden?«
    Während Mario redete, hatte sie ausreichend Gelegenheit, ihn zu beobachten. Alles in seinem Gesicht schien in Bewegung. Zunächst schien er noch zu zögern, ihr sein Herz ganz zu öffnen, doch als sie ihn nicht unterbrach, sondern nur ab und zu beistimmend nickte, wurde er zunehmend mutiger.
    »Und ich will doch gar keine anderen Lehrjungen näher kennenlernen«, brachte er stöhnend hervor. »Dieser Remo, dieser Fabio und vor allem dieser Lorenzo, die mir zio Bartolo als Gefährten zugedacht hat, sind doch alles nur Grobiane, die einen Fremden wie mich fertigmachen wollen. Und erst ihre blöden Späße! Raufen, Ringen und Armdrücken mag ich einfach nicht!«
    »Wird es dir denn nicht allmählich zu viel unter all den Weibern?«, fragte Gemma lächelnd. »Nonna Vanozza, Lavinia und dann noch die beiden Mädchen?«
    »Aus Mädchen mach ich mir nichts!«, rief Mario. »Falls du das meinst.«
    »Das wird sich auch noch ändern und wahrscheinlich sogar ziemlich bald«, sagte Gemma lächelnd. »Nicht mehr lange, und du bist ein junger Mann, der sich in der Welt auskennen muss. Und dazu gehört natürlich auch der richtige Umgang mit Frauen.« Marios Italienisch, stellte sie fest, war flüssiger und wesentlich sicherer geworden. Inzwischen schien er in Siena nicht mehr so fremd zu

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